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 Betreff des Beitrags: Floortje Zwigtman
BeitragVerfasst: 07.11.2011, 14:25 
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Ich lese gerade: nur Schrott, der ungefähr 1 Gehirnzelle erfordert
Adrian Mayfield Trilogie
von Floortje Zwigtman


Definitiv ein Highlight des Jahres für mich!
Ich bin durch eine FB-Notiz von dtv drauf gestossen (Dank an Julia, die dtv "geliked" hat!), und da ich sowieso gern Geschichten aus der viktorianischen Zeit lese und Oscar Wilde mag, habe ich mir die Bücher ausgeliehen, obwohl ich preisgekrönten Büchern gegenüber immer sehr skeptisch bin. Ich werde mir die Trilogie demnächst ins Regal stellen, hoffe aber auf eine Ausgabe (englisch? leider noch nicht in Sicht) mit besserem Titelbild, die deutschen Cover gefallen mir gar nicht, das Schwarz-Weiss soll wohl eine Anlehnung an Beardsley sein, aber wers nicht kann sollte es lassen, so ist es nur hässlich, das will ich nicht in meinem Bücherschrank. (Auf der TB-Ausgabe ist ein hübscher Junge, aber warum ist er nicht blond, so wie Adrian?)

Die Geschichte des Adrian Mayfield, entführt den Leser in das viktorianische London und die faszinierenden Künstlerkreise um Oscar Wilde. Adrian Mayfield ist keine 17 und Lehrjunge bei einem Maßschneider in Soho. Als er eines Tages seine Anstellung verliert, sitzt er völlig mittellos auf der Straße. Bei einem ehemaligen Kunden, einem Kunstmaler namens Augustus Trops, findet er zunächst Unterschlupf und beginnt, Modell zu sitzen. Durch Trops erhält Adrian Zugang zu den erlesensten Künstlerkreisen Londons, an deren Spitze Oscar Wilde im Café Royal thront. Adrian beginnt Gefallen zu finden an dieser dekadenten Gesellschaft, an ihren Eskapaden, ihrem Witz, ihrer Freizügigkeit und Intelligenz. Doch weder ein Zuhause noch wahre Freunde findet er hier, auch wenn er das feine Spiel der Verkleidungen und Scheinmanöver bald perfekt beherrscht. Zu viel trennt ihn von dieser illustren Gesellschaft. Am wohlsten fühlt er sich bei Vincent Farley, einem reichen jungen Maler, für den er als Modell arbeitet. Doch auch der verlässt im August London, und so bleibt Adrian nur der Weg in das Etablissement in der Little College Street, um nicht zu verhungern.

November 1894. Endlich hat Adrian gefunden, wonach er so lange gesucht hat - die große Liebe: Vincent Farley, Kunstmaler, bis über beide Ohren in ihn verliebt und ein Mann von Moral und Prinzipien. Adrian ist bereit, alles zu tun, nur damit Vincent niemals von seiner düsteren Vergangenheit in der Little College Street erfährt. Dennoch wird die Luft um sie herum immer dünner während des Prozesses gegen Oscar Wilde kommen Dinge ans Licht, die nicht nur die Existenz des Dichters, sondern auch die seiner Freunde und Bekannten gefährden und die Liebe zwischen zwei Männern schier unmöglich erscheinen lassen. Haben Adrian und Vincent überhaupt eine Chance?

Adrian steht am Abgrund - Vincent hat ihn vor die Tür gesetzt, nachdem er erfahren hat, dass Adrian vor ihm auch andere Männer geliebt hat. Adrian sinnt auf Rache, eine Rache, an der er schließlich selbst zu zerbrechen droht. Um nichts weniger als um Tod oder Leben geht es im dritten Band der von der Kritik gefeierten und preisgekrönten Trilogie um Adrian Mayfield und seine Suche nach dem großen Glück im viktorianischen London. Ist Adrians Kampf zum Scheitern verurteilt, angesichts der Normen einer Gesellschaft, die nach der Verhaftung von Oscar Wilde ihre hässliche Seite so ungeschminkt wie nie zuvor nach außen kehrt?

(nach Klappentext, Hugendubel)

Adrian ist ein typischer Teenager, der nicht genau weiss, was er will, wo er hin will und wie er da am besten hinkommt. Grade weil er zu intelligent für seine eigentliche Herkunft ist (die im übrigen gar nicht so unterschichtmässig ist, das sieht man schon an seiner Schwester, Gaiety Girl wurde nicht jede!). Dazu kommt noch der Stress der ersten Liebe ... man kann das ganze Chaos richtig nachvollziehen.

In meine Augen ist es kein Coming-out Roman sondern ein Coming-of-age Roman, und nicht nur, was Adrian angeht, sozusagen auch Coming-of-age einer Ära. Das viktorianische Zeitalter verändert sich, die Gesellschaft wird durchlässiger, und die, die an den starren Formen festhalten, sind am Ende nicht grade glücklicher geworden.
Vincent, der sich dem Druck seines Bruders beugt, und erst ausbricht, als es keine Konsequenzen mehr hat. Weichei!
Adrians Jugendfreund, der genau in dem sozialen Status sterben wird in den er hineingeboren ist, weil er Veränderungen nicht zulassen kann, und lieber auf einen guten Freund verzichtet. Ganz im Gegensatz zu seiner späteren Frau, und so haben wir ja noch Hoffnung für den Junior.

Eigentlich ist Adrians Schwester ein besseres Beispiel für die Entwicklung der Zeitgeschichte, aber dann wäre es ein langweiliges Buch geworden. Die weiss was sie kann, was sie wert ist und macht sich keine unnötigen Probleme, ganz gradlinig vom Gaiety Girl bis zur Verlobung mit einem jungen Mann aus gutem Hause. Das war damals gar nicht so selten, und macht deutlich, dass sich die Gesellschaft eher durch sanftes Aushebeln verbessern kann als durch Leute, die mit dem Kopf durch die Wand wollen, so wie Oscar und Bosie, oder auch Vincents Bruder.

Im Epilog, den ich in diesem Fall wichtig finde (bei HP konnte man sich streiten), erfährt man dann auch einige Dinge, über die ich gerne mehr gewusst hätte.
Trops, der aus einem ganz anderen Grund als Vincent sich der bestehenden Norm anpasst, und damit trotz allem unkonventionell bleibt und ein zufriedenes Leben führt.
Imogen, Vincents Nichte, hat ihre Träume auch nicht aufgegeben.
Octavia allerdings kommt mir zu gut weg, ich hätte gerne gesehen, dass sie den Rest ihres Lebens richtig leidet! Auch wenn es zeittypisch ist, es gefällt mir nicht, dass sie über Adrian einzig und allein durch die Konventionen triumphieren kann, und nicht weil sie ein besserer Mensch ist, oder weil sie intelligenter ist, oder etwas in der Art. Es ist schliesslich ein Buch, da könnte man schon mal jemandes Schicksal zum schlechten wenden, sie bettelnd von Tür zu Tür oder ins Bordell schicken, um den Leser zu erfreuen!

In einigen Kritiken wurde das Buch mit den Romanen von Dickens verglichen, das ist vielleicht objektiv okay, aber da ich Dickens nicht mag und auch nicht verstehe, sage ich das nicht .. :kopfschuettel
Auch der Vergleich mit Forsters "Maurice" gefällt mir nicht, da hinkt zuviel.
Es ist ein ganz eigener Roman!
Manchmal kommt mir die Sprache zu modern vor, aber das kann an der Übersetzung liegen. Was mir natürlich wieder gefällt ist das Fehlen von Fussnoten oder Glossar (angeblich gibt es im holländischen Original eins?), da ich ja Bücher auch immer zum Testen meiner Allgemeinbildung benutze, LOL! Aber auch, wenn man die kleinen zeitgeschichtlichen Anspielungen nicht versteht, manche Wörter nicht kennt, oder nicht soviel über die historischen Personen weiss, es ist auf jeden Fall lesenswert.
Und es ist mal kein Krimi, keine Fantasy, und kein Vampirroman!

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LG ~ Schussel X Griffindor by birth, Slytherin at heart!
~ Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt. - J.L.Borges ~


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 Betreff des Beitrags: Re: Floortje Zwigtman
BeitragVerfasst: 08.11.2011, 19:52 
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eifrigster Elefant
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Schussel hat geschrieben:
(Dank an Julia, die dtv "geliked" hat!)

Bitte :)

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Liebe Grüße,
Julia

“Books are the plane, and the train, and the road. They are the destination, and the journey. They are home.”
Anna Quindlen in "How Reading Changed My Life"


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