Christiane Wünsche "Aber Töchter sind wir für immer"
Dieser Roman lässt uns die Bande spüren, die uns alle mit unseren Familien und unserem Zuhause verbinden. Schon lange haben sich die drei Schwestern Johanna, Heike und Britta nicht mehr gesehen. Zu verschieden sind sie, zu weit entfernt voneinander leben sie, zu groß ist das Unbehagen, irgendwie. Jetzt treffen sie sich wieder in ihrem Elternhaus am Bahndamm, inmitten der weiten Felder am Niederrhein. Hier, in diesem Haus, fing alles an: Das mit ihren Eltern Christa und Hans, verbunden durch die Wirren des Krieges. Das Leben der Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und das mit Hermine. In diesem Haus geschah so vieles und wurde so vieles verschwiegen. Bis zu diesem einen Tag.
„Das alte Haus mit seinem großen Garten lag an der Bahnlinie wie eine grüne Insel zwischen den kahlen Äckern und Feldern. Hier war ich groß geworden; ich kannte jeden Winkel und Strauch. Ich liebte es, hier zu sein. Zu Hause. Aber dennoch … dieses Mal war es anders.“
»Vier Schwestern und ihre Geschichte – selten wurde eine Familie so berührend und vielstimmig ausgeleuchtet.« FürSie
Zum 80. Geburtstag des Vaters sind die Schwestern Johanna, Heike und Britta nach längerer Zeit mal wieder in ihrem Elternhaus am Niederrhein. Im Gepäck hat Britta, die jüngste Schwester, das Tagebuch ihrer Schwester Hermine, die mit 21 Jahren verstorben ist. Aus unterschiedlichen Perspektiven und verbunden durch die Tagebucheinträge von Hermine erzählt uns Christiane Wünsche die Geschichte der Familie Franzen. Die Eltern Hans und Christa lernen sich bereits als Kinder kennen, als Christa mit ihrer Mutter nach einer traumatischen Flucht aus Schlesien bei den Franzens einquartiert wird. Zeit ihres Lebens verarbeitet sie die Vertreibung aus der Heimat nicht, doch sie schweigt darüber, so wie es nach dem Krieg wohl viele getan haben. Hans und Christa bekommen vier Töchter, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Johanna, die älteste, intelligent, zielstrebig und erfolgreich. Zu ihrer Mutter hat sie ein schwieriges und distanziertes Verhältnis, Heike, lieb und einfühlsam und beliebt, ein unauffälliges und von den Eltern geliebtes und behütetes Kind, Hermine, psychisch krank, mit zweitem Gesicht und das Lieblingskind der Mutter, und Nesthäkchen Britta, mehr als 20 Jahre jünger als ihre Schwestern, unkompliziert und ein Sonnenscheinchen.
Als Rahmenhandlung dient die Vorbereitung auf den runden Geburtstag des Vaters. Kurz vorher hat Britta von ihrem Mann das Tagebuch ihrer Schwester Hermine bekommen, mit der Bitte, es dem Vater zu schenken. Britta beginnt in dem Tagebuch zu lesen und erfährt vieles über ihre Schwester Hermine, dass sie bisher nicht nicht wusste und über das in der Familie geschwiegen wurde. In Rückblenden wird dann die Geschichte der Familie erzählt, immer aus einer anderen Perspektive. Stück für Stück erfährt man die großen und kleinen Geheimnisse der Familie.
Die Rückblenden sind immer aus der Sicht einer anderen Person erzählt. Auch wenn die Ereignisse dadurch durchaus öfter berichtet werden, erschienen sie doch oft völlig anders, eben weil sie von unterschiedlichen Familienmitgliedern geschildert werden. Hermine blieb mir immer ein bisschen unheimlich, faszinierend fand ich aber trotzdem, was in ihrem Innersten vor sich ging. Während ihre Schwestern und ihr Umwelt ihre Visionen als kindliche Fantasie erleben und zunehmend genervt sind, weiß ihre Mutter um die Gabe des zweiten Gesichtes in der Familie, kann aber nicht darüber reden, ohne eine familiäre Katastrophe auszulösen. Als Leser erfährt man vieles zwar relativ früh, aber es minderte in keinster Weise die Spannung, mit der ich das Buch gelesen habe.
Mir hat das Buch unheimlich gut gefallen und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Ich dachte eigentlich das Buch hätte hier schon jemand vorgestellt, irgendwie schwebt mir da was vor, denn ich weiß nicht, wie ich sonst darauf aufmerksam geworden bin. Von mir bekommt das Buch eine absolute Leseempfehlung.
_________________ Liebe Grüße Ulrike In einer Welt, in der du alles sein kannst: Sei freundlich!
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