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BeitragVerfasst: 23.12.2018, 23:51 
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140 Schritte bis zur Nacht

140 Schritte: So viele trennen Mafalda noch von dem Tag, an dem es vollkommen dunkel um sie herum sein wird. Als das Mädchen vor drei Jahren erfuhr, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmt, flüchtete es auf den Kirschbaum im Schulhof. Dank der neuen Hausmeisterin fand es wieder zurück auf den Boden der Realität. Seitdem wird Mafalda von Estella morgens mit einem Pfiff begrüßt, sobald sie in die Straße zur Schule einbiegt. Anfangs kann sie von dort aus den Kirschbaum noch sehen. Doch mit jeder Woche werden es weniger Schritte. Tapfer geht sie ihrem Schicksal entgegen − unmerklich geleitet von Estella, die ihr zeigt, dass das Wesentliche im Leben für die Augen unsichtbar ist.


Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (26. Oktober 2018)

Paola Peretti wurde 1986 in der Nähe von Verona geboren und kann sich in ihre blinde Romanheldin Mafalda einfühlen wie kaum eine andere: Vor 15 Jahren bekam sie selbst die Diagnose Morbus Stargardt, die zu vollkommener Erblindung führt. Doch die Italienerin lässt sich davon nicht unterkriegen: Nach einem Literatur-, Philosophie- und Journalismus- Studium schreibt sie heute für diverse Tageszeitungen. ›In der Nacht hör’ ich die Sterne‹ ist ihr Romandebüt.


Der Roman lag im Oktober bei Kolleginnen auf dem Tisch. Ich nahm ihn zur Hand, las den Klappentext und da hieß es: "Kannst Du Dir gern mitnehmen. Der liegt hier schon länger. War beim Versand vom Börsenblatt dabei und hier will den keiner!" Da hat es sich doch gelohnt, dass ich die Kollegen im Buchvertrieb mal im Büro besuchen musste, regelt man doch das meiste tel. oder per E-Mail, wenn man drei Etagen voneinander getrennt sitzt.

Mir gefiel gleich der Klappentext, ich bin stark kurzsichtig/ habe aber keine Augenkrankheit, doch meine Großmutter erblindete/ ihr Sohn, mein Vater hat diese Angst auch, daher interessiert mich bestimmt dadurch mehr die Handlung als andere. Mit der blinden Mary Ingalls aus "Unsere kleine Farm" habe ich vor 35 Jahren auch sehr mitgefühlt.

„In der Nacht hör’ ich die Sterne“ beruht auf Paola Perettis Geschichte. Mafalda ist neun Jahre alt, geht in die 4. Klasse und hat eine seltene Augenkrankheit. Schon jetzt sieht sie nicht mehr gut, und kürzlich haben sie und ihre Eltern erfahren, das es nur noch etwa sechs Monate dauert, bis die dunklen Flecken in ihrem Sehfeld sich so stark ausgeweitet haben, dass Mafalda völlig erblinden wird. Während Mafaldas Eltern eher ängstlich und sorgenvoll mit ihrer Tochter umgehen, möchte sie selbst ihren eigenen Weg gehen. Peretti erzählt, wie Mafalda sich auf das „Blindsein“ vorbereitet. Sie macht eine Liste mit Dingen, die sie jetzt noch machen kann und von der sie bald immer mehr Sachen streichen muss. Sie konzentriert sich auf ihre Trauer, das Negative, den Verlust. Erst die neue Hausmeisterin der Schule, die Rumänin Estella, bringt sie darauf, stattdessen eine Liste mit Dingen zu erstellen, die sie dann immer noch machen können wird. Genau wie der kleine Prinz in der Geschichte von Saint Exupery: „Finde deine Rose, Mafalda. Das, was für Dich wesentlich ist. Das, wozu du keine Augen brauchst.“ (S. 48)

Mafalda ist Außenseitern, wegen ihrer Erkrankung grenzen Mitschüler sie aus, ihre beste Freundin wendet sich ab. Sie findet neue Freunde und Unterstützer. Neben Estella, die ihr immer wieder die Wahrheit sagt und ihr Mut macht, setzt sich der Schulrüpel Filippo für sie ein. Er sieht sie als Mensch, nicht als Opfer ihrer Krankheit. Darf ein blindes Mädchen glücklich sein? Oder sollte sie sich von der Welt zurück- und auf einen Kirschbaum ziehen?

Mafaldas Geschichte hat mich berührt. Manchmal scheint sie schon sehr weit für ihr Alter, lebensklug, und dann ist sie plötzlich wieder das kleine unsichere Mädchen, dass sich am liebsten vor der ganzen Welt verkriechen möchte. Gefallen hat mir, die verschiedenen Abschnitte werden nicht durch Zeitangaben unterteilt, sondern durch die Schritte, die Mafalda von „ihrem“ Kirschbaum entfernt steht und ihn trotzdem noch sieht.

_________________
Liebe Grüße von Christiane
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"Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart


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