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 Betreff des Beitrags: Sandra Lüpkes
BeitragVerfasst: 11.02.2021, 15:20 
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Die Schule am Meer - Sandra Lüpkes

Inhaltsangabe: Quelle Kindler-Verlag
Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat. Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen. Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?

Sandra Lüpkes ist Autorin zahlreicher Romane, Sachbücher, Drehbücher und Erzählungen. Mit "Die Schule am Meer" hat sie einen groß angelegten Gesellschaftsroman geschrieben über ein reformpädagogisches Internat auf Juist. Die ausgiebigen Recherchen zu den historischen Begebenheiten und realen Personen im Umfeld der Schule führten sie ins Tessin, nach Berlin und natürlich auch nach Juist, wo sie aufgewachsen ist und wo sie lange Jahre gelebt hat.



Von Sandra Lüpkes wusste ich, dass die Inselhotelreihe von ihr ist und auch, dass sie Hannoverkrimis schreibt. Ihr im März 2020 veröffentlichter Roman „Die Schule am See“ spielt zur Weimarer Republik auf der Insel Juist – ihrer Heimat. Die Beschreibung sprach mich an und ich war neugierig auf das Buch. Als dann noch feststand, dass ich Dani und Uli nach unserem Forentreffen in Friesland begleiten würde zum Verlängerungsaufenthalt und Kennenlernen der kleinen Nordseeinsel Juist, wollte ich das Buch eigentlich vorher lesen. Es war für mich gut, dass ich es erst nach unserem Urlaub gelesen habe.

Kleine Inseln habe ich überhaupt erst dank der letzten Forentreffen kennengelernt und ich danke Uli und Dani, dass sie mich gefragt haben und ich in diesen Tagen, einen guten Eindruck von dem windumbrausten Juist erhalten habe. War diese überschaubare Größe eine neue Erfahrung für mich. Bevor wir gefahren waren, hatte ich NDR-Reportagen gesehen und war ziemlich verblüfft, dass ich am ersten Abend gleich den Partner vom Juister Friseur auf der Straße wiedererkannte – weil er und der Friseur auch in einer der Sendungen auftauchten. Es gibt auch nur diesen einen Friseursalon. Auch gab es andere Gesichter, die mir bekannt vorkamen und ich wusste, wie es zu der Beachbar gekommen war. In der Hauptverkehrsstrasse sah ich einen Handkarren mit „Lüpkes“ beschrieben. Die Familie der Autorin lebt auf Juist und so liegt nahe, dass dieser zu Sandra Lüpkes Familie gehört.

Als ich jetzt das Buch las, hatte ich ganz viele Bilder vor Augen und wusste genau, in welcher Straße man gerade war und kannte die Gebäude und Wege. Ich spürte den Wind, Regen, sah die Gefahr des Meeres, den unendlichen Strand, bei dem ich bei unserem Strandspaziergang den Eindruck hatte, wenn wir weiter gehen, können wir gleich durchs Wasser rüberlaufen nach Norderney. Der Aufenthalt war toll und für mich hilfreich.

Sandra Lüpkes lässt einen eintauchen in die Weimarer Republik und dem besonderen Inselleben auf Juist, der Gründung einer der ersten reformpädagogischen Schule. Hier ging man auf die Schüler ein, förderte ihre Stärken und ihre Schwächen. Eduard Zuckmayer, gibt seine Karriere auf, um die Schüler musikalisch zu bilden. Es war wirklich kein leichter Weg diese Schule zu gründen, den Neid, die Missgunst einiger Juister Bürger bekommt man zu spüren. Die Welt ist im Umbruch, und auch das Naziregime hält dort langsam Einzug. Sandra Lüpkes erzählt die Geschichte dieser Schule aus Sicht mehrerer, zum Teil fiktiver Charaktere. Im Nachwort erfährt man dann ein bisschen mehr über Fiktion und Realität.

Mir hat die Erzählweise sehr gefallen, es ist eine ruhige Erzählweise ohne Effekthascherei, die jedoch viel über die Menschen, die idealistisch ihre Idee verfolgten, verrät. Auch da ist nicht alles perfekt, Geld ist manchmal wichtiger als anderes, doch für mich war das Buch sehr angenehm, informativ und unterhaltsam zu lesen. Das besondere ist, dass die Tochter von Anni und Paul Reiner Informationen geliefert hat, die die Autorin ins Buch einarbeiten konnte und so ein rundes, gelungenes, realitätstreues Bild der Familie, der Schule und der Zeit geliefert hat.

Das Buch musste in meiner Monatshighligtauswahl konkurrieren mit „Becoming“ von Michelle Obama. Ich habe mich festgelegt für „Schule am Meer“, weil hier die Autorin eine fremde Geschichte erzählt, basierend auf hist. Ereignissen und Personen, aber nicht ihre eigene Geschichte. Alle Autoren bekommen Hinweise für den erzählerischen und sprachlichen Feinschliff, doch bei Obama war das Team bestimmt bedeutend größer.




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"Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart


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 Betreff des Beitrags: Re: Sandra Lüpkes
BeitragVerfasst: 04.02.2022, 17:06 
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Ich lese gerade: Weihnachtsromane
Christiane hat geschrieben:
Mir hat die Erzählweise sehr gefallen, es ist eine ruhige Erzählweise ohne Effekthascherei, die jedoch viel über die Menschen, die idealistisch ihre Idee verfolgten, verrät.


Diesen Satz zum Buch Die Schule am Meer kann ich nur unterschreiben. Sandra Lüpkes ist es hervorragend gelungen die Geschichte des Reformpädagogischen Internates auf Juist in einen interessanten und kurzweiligen Roman zu verpacken. Die Eckpunkte der Gründer und Lehrer der Schule entsprechen den Tatsachen. Ebenso wie alles, was zur Weimarer Republik und ihren Schandtaten gehört. Dass Sandra Lüpkes noch ein paar Figuren dazu geschrieben hat, macht es interessanter und runder.

So z.B. die Schüler Marje, Moskito und Volkmar, die von der Sexta bis zum Abitur auf der Schule sind, was genau der Zeit entspricht, die die Schule am Meer Bestand hatte - von der Gründungdes Internates Anfang Mai 1925 bis zu seiner Schließung Ende März 1934 (auf Grund der NS-"Gleichschaltung" und des staatlichen Antisemitismus).

Für mich ist das Buch bereits das 3. Lesehighlight des Jahres und das mit Abstand.

Mehr zur Schule am Meer gibts bei Tante Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Schule_am_Meer

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 Betreff des Beitrags: Re: Sandra Lüpkes
BeitragVerfasst: 05.09.2022, 20:10 
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Dies ist ein sehr schöner Beitrag zu:

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 Betreff des Beitrags: Re: Sandra Lüpkes
BeitragVerfasst: 02.11.2022, 12:23 
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Sandra Lüpkes; Das Licht im Rücken (ET: 16.5.2023)

Eine Erfindung erobert die Welt - und bestimmt das Schicksal zweier Familien, die bereit sind, alles zu riskieren

Wetzlar, Optische Werke, Konstruktionsabteilung, 1914: Dem Tüftler Oskar Barnack gelingt der Durchbruch. Anstatt weiterhin mit einer kiloschweren Glasplattenkamera auf Foto-Safari zu gehen, hat der Feinmechaniker einen handlichen Apparat entwickelt, der in eine Jackentasche passt. Ernst Leitz, der Sohn des Werkgründers, erkennt das Potenzial – und treibt die Produktion der Leica gegen alle Widerstände voran. Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern: Tochter Elsie hat das Zeug, die Firma zu übernehmen, aber die Brüder werden ihr vorgezogen. Als die Enteignung der Leitz-Werke durch die Nazis droht, bietet Elsie dem Unrechtssystem die Stirn - und gerät in die Fänge der Gestapo. Auch die Geschwister Dana und Milan stehen vor dem Nichts: Als Kinder eines jüdischen Ladenbesitzers ist ihnen ein Studium verwehrt, das von der Familie geführte "Haus der Präsente" wird geplündert. Doch die inzwischen weltberühmte Leica öffnet ihnen neue Möglichkeiten ...

Ein groß angelegter Gesellschafts- und Familienroman über die Revolution der Fotografie im 20. Jahrhundert - hervorragend recherchiert und packend erzählt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sandra Lüpkes
BeitragVerfasst: 02.11.2022, 22:00 
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Ich hätte ja gerne noch eine Fortsetzung mit Wencke Tydmers, ihrer Kommissarin, aber Leica hört sich auch ganz spannend an :)

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 Betreff des Beitrags: Re: Sandra Lüpkes
BeitragVerfasst: 15.05.2023, 21:11 
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Das Licht im Rücken

Kindler Verlag; (16. Mai 2023); 496 Seiten

Eine Erfindung erobert die Welt – und bestimmt das Schicksal zweier Familien, die bereit sind, alles zu riskieren.

Wetzlar, Optische Werke, Konstruktionsabteilung, 1914: Dem Tüftler Oskar Barnack gelingt der Durchbruch. Anstatt weiterhin mit einer kiloschweren Glasplattenkamera auf Foto-Safari zu gehen, hat der Feinmechaniker einen handlichen Apparat entwickelt, der in eine Jackentasche passt. Ernst Leitz, der Sohn des Werkgründers, erkennt das Potenzial – und treibt die Produktion der Leica gegen alle Widerstände voran. Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern: Tochter Elsie hat das Zeug, die Firma zu übernehmen, aber die Brüder werden ihr vorgezogen. Als die Enteignung der Leitz-Werke durch die Nazis droht, bietet Elsie dem Unrechtssystem die Stirn – und gerät in die Fänge der Gestapo. Auch die Geschwister Dana und Milan stehen vor dem Nichts: Als Kinder eines jüdischen Ladenbesitzers ist ihnen ein Studium verwehrt, das von der Familie geführte «Haus der Präsente» wird geplündert. Doch die inzwischen weltberühmte Leica öffnet ihnen neue Möglichkeiten ...

Ein groß angelegter Gesellschafts- und Familienroman über die Revolution der Fotografie im 20. Jahrhundert – hervorragend recherchiert und packend erzählt.



Die Leica - Von Wetzlar in die Welt

Ich gehöre zur Generation, die mit Kameras fotografieren gelernt hat, an denen man Einstellungen vornehmen musste oder der Automatik vertraut hat. Man wägte genau ab, ob man das Foto aus dieser oder einer anderen Perspektive „schoss“, ging sparsam mit dem Material um. Es kam darauf an, wie man den Film in die Kamera einlegte, wie viele Aufnahmen man mit einem Film machen konnte. Erst wenn man die Fotoarbeit aus dem Labor abholte, sah man wie die Fotos geworden waren. Man traf sich zum Urlaubsbildergucken, zur Diaschau.


Vor über 100 Jahren gab es in Wetzlar die Firma Ernst Leitz, die damals schon für hervorragende optische Instrumente bekannt war, Mikroskope herstellte und die Wissenschaft damit ein gutes Stück weiter brachte. Dort gab es den Tüftler Oskar Barnack, der z.B. Filmrollen so zuschnitt, dass man diese in seine konstruierten Photographieinstrumente einlegen konnte. Die ersten Cameras bestanden aus über 100 Einzelteilen, doch mithilfe dieser kleinen handlichen Kameras konnte man unbemerkt Fotos machen und das echte Leben dokumentieren. Wer die Fotografinnen-Saga von Petra Durst-Benning gelesen hat, weiß um die langsame Verbreitung von Fotografen, die entweder im eigenen Studio oder als Wanderfotografen mit Kulissen als Gast in fremden Räumen – nach langer Vorbereitung und verdeckt von einem großen Tuch – auf den Auslöser drückten. Oskar Barnack hat die Möglichkeiten revolutioniert und die Familie Leitz hat damit die Welt erobert. Leica-Objekte sind für ihre gute Qualität weiterhin sehr bekannt und der Roman hat mir auch nebenbei vermittelt, wie es zu dem Namen kam: LEItz seine CAmera.

„Finger auf den Auslöser. Erst ein leises Schaben, dann ein metallenes Geräusch, eigentlich mehr Klick als Klack. Alles zusammen nur ein Wimpernschlag lang. Es ist das Geräusch, mit dem man den Augenblick ins Metallkästchen sperrt.“

Sehr gern habe ich vor drei Jahren den Roman „Die Schule am Meer“ von Sandra Lüpkes gelesen und die Recherche zu diesem Buch hat der Autorin Ideen für diesen neuen Roman gegeben. Der jüngste Enkel vom Firmengründer Leitz, Günter, war Schüler in diesem reformpädagogischen Internat auf der Insel Juist. So gibt es dort ein umfangreiches Fotoarchiv mit lebendigen Aufnahmen, da Leitz jun. großzügig mit der Leica dokumentierte.

Ich kann sehr gut verstehen und finde toll, dass Sandra Lüpkes die Geschichte der Industriellenfamilie Leitz recherchiert hat und uns erzählt. Im Leitz Werk wurde die legendäre Kamera entwickelt und gefertigt. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges, der Befreiung durch die Allierten endet der Roman. Die Autorin hat neben dem Nachwort auch ein ausführliches Personenregister verfasst. In diesem kann und sollte man weiterlesen, wie es den Personen in ihrem Leben ergangen ist und welche Person Fiktion ist oder der Personenname das Schicksal anderer Mitstreiter erlebt hat.

Sandra Lüpkes berichtet wunderbar die Entwicklung der Fotografie und ihre zunehmende Verbesserung und Verbreitung. Fotolaboranten waren Künstler, die mit Feingefühl und mit Geduld für optimale Ergebnisse sorgten. Zwei Weltkriege haben auch die Familie Leitz gezwungen ihre Produktion umzustellen, die Maschinen umzurüsten und die Fotografie diente auch zur Dokumentation der Kriegserlebnisse und auch der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Erstaunt, weil ich natürlich auch nie darüber nachgedacht habe, habe ich gelesen, dass es damals eine Reportercamera gab, mit der man schon mit einem Film 250 Bilder machen konnte – wie ideal für die Sportereignisse. Auch die Familie Leitz ist mit Juden befreundet und wird unter Druck gesetzt. Dabei wird in diesem Roman zwar die Zerstörung von Geschäften beschrieben, aber glücklicherweise nicht der Abtransport der Juden.

Nicht der legendäre Ernst Leitz, der zweite, der mit dem markigen Satz „Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert“ die Leica 1925 – trotz Wirtschaftskrise - den Weg in die Welt ebnete, spielt die Hauptrolle in diesem Buch. Auch nicht der geniale Feinmechaniker Oskar Barnack, der den Prototypen baute und dessen O-Serie Nr. 105 im vergangenen Jahr für 14, 4 Millionen Euro versteigert wurde, sondern das älteste Kind, die Leitz-Tochter Elsie. Sie ist eine bemerkenswerte Kämpferin, die trotz bester Schulnoten und Durchsetzungsvermögen bei der Firmenleitung übergangen wird. Sie hat nicht nur Wirtschaft studiert, obwohl sie dank drei Brüder nie für die Mitarbeit im Werk vorgesehen war, sondern auch in Rechtswissenschaften zur Stellung der Frau in der Ehe promoviert. Ihre Entwicklung ist auch ein roter Faden durch das Buch. Elsie Leitz rebelliert, stürzt sich in konfliktreiche Beziehungen – und reift zu einer Frau, die bereit ist, dem Unrechtssystem der Nazis die Stirn zu bieten.

Dies ist ein Buch, welches ich ganz vorsichtig aufblätterte und sehr gern genussvoll gelesen habe. Ich werde es ins Regal stellen und bestimmt auch erneut lesen. Ich habe begeistert „Die Schule am Meer“ und mit nicht weniger Begeisterung den neuen Roman gelesen. Dies ist ein großes Leseerlebnis und ich empfehle ihn gern weiter.


In meinem Elternhaus liegt noch die schöne Kamera meines Großvaters, mit der er 1936 seine Reise mit dem Fahrrad von Hannover nach Rom und zurück dokumentierte. Aus seinem Reisetagebuch konnten wir entnehmen, wie er mit seinen Filmen umgegangen ist. An den Grenzen war die Gefahr groß, dass das belichtete Material einbehalten wurde, so hat er zum einen Filme an untersch. Adressen versendet und aber auch Filme versteckt, die er auf dem Rückweg wieder eingesammelt hat. Seine Schwester arbeitete in einer Drogerie, so konnte er sich die Verschwendung leisten.


Bei diesem Buch lohnt es sich in das Hardcover zu investieren, denn der Roman ist sehr schön gestaltet. Auf den Buchinnenseiten (Vor- und Nachsatz) sind Fotografien in Sepia abgebildet, sie zeigen die Familie Leitz, den Meister Barnack, Werbeplakate für die Kamera sowie Bilder aus dem Betrieb. Der Roman ist unterteilt in mehrere Abschnitte. Jedem Abschnitt vorausgestellt ist ein Cameramodell mit seinen techn. Informationen. Es folgt eine Weltkarte, in der die fortschreitende Verbreitung der Leica-Cameras auf der Welt eingezeichnet ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sandra Lüpkes
BeitragVerfasst: 24.05.2023, 10:58 
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Da bist du mir zuvor gekommen, Christiane :ggg . Ich habe "Das Licht im Rücken" bei vorablesen gewonnen und mich innerhalb von 2 Tagen durch das Buch gefressen. Ich fand "Die Schule am Meer" einen Hauch interessanter, kann aber nicht sagen, warum.

Das Licht im Rücken ist ein Ausdruck den Milan Gabriel beim Fotografieren benutzt und ein sehr passender Titel für ein Buch über die Kamera Leica, die Firmengeschichte, das Leben der Menschen rund um die Leitz-Werke in Wetzlar und die Anfänge der "leichteren" Fotografie.

Sandra Lüpkes Interesse an der Leica wurde bei ihren Recherchen zur Schule am Meer entdeckt, da der jüngste Spross Ernst II., Günther Leitz, dort zur Schule ging und einige Leicas der Schule am Meer vermacht hat.

Sandra Lüpkes hat zu den vorhandenen "echten" Menschen einige dazu erfunden, die sie aus mehreren Personen der damaligen Zeit zusammengesetzt hat. Für mich gab es so ein rundes und gelungenes Werk. Sehr hilfreich ist hierzu auch das Personenregister am Ende des Buches - und auch die Fotos, die im Buch vorhanden sind und am Ende erklärt werden, wer oder was dort zu sehen. Dadurch konnte ich mir alles noch viel besser vorstellen und ich habe beim Lesen immer mal wieder auf die Fotos geschaut um mir es noch besser vorstellen zu können.

Der Roman wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt, die sich immer wieder ineinander verweben. Dana und Milan Gabriel - die Kinder Anton Gabriels mit ihrem Schicksal als Juden und der Verbindung zur Familie Leitz. Julie Gerke, geb. Schlemm, die sich mit den Nazis verbündet und natürlich die Familie Leitz, hier insbesondere Elsie Kühn-Leitz, die es als Mädchen und junge Frau der 1900er Jahre nicht einfach hat und doch ihren Weg geht.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, die Kapitel - in chronologischer Reihenfolge - sind gerade lang genug, dass man immer noch eins mehr lesen muss und gar nicht merkt, wie schnell man sich durch die Seiten frisst. Für mich definitiv eines meiner Jahres-Highlights und ich hoffe, dass Sandra Lüpkes noch mehr Funde macht, die sie zu solchen Büchern inspiert.

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