Letzte Woche haben Iris und ich uns über Bücher zum Zweiten Weltkrieg unterhalten. Unter anderem habe ich ihr vom Zeitgut-Verlag und seinen Büchern erzählt. Iris kannte den Verlag und die Bücher nicht und hat mir vorgeschlagen diese vorzustellen. Und das möchte ich nun gerne tun.
Für alle diejenigen, die den Zeitgut-Verlag nicht kennen, habe ich hier die Homepage (
) und eine kleine Erklärung zum Verlag und seinen Zielen. Der Zeitgut-Verlag sammelt Berichte von Zeitzeugen aus dem 20. Jahrhundert. In diesem Jahrhundert sind viele dramatische Ereignisse geschehen, deren Erinnerung nicht verloren gehen sollten. Diese Berichte werden in verschiedenen Bücher durch den Zeitgut-Verlag veröffentlicht. Es handelt sich dabei meistens um Berichte von "normalen" Deutschen (Hausfrauen, Kinder, einfache Soldaten), die während dieser Zeit gelebt haben. Bis ich diesen Verlag entdeckt habe, kanne ich vor allem Berichte von Juden, die den Holocaust überlebt haben. Die anderen Aspekte des Krieges waren mir kaum bewusst.
Nach und nach werde ich auch die weiteren Bücher des Verlags lesen, da mich dieses Thema sehr interessiert und ich es wichtig finde den Krieg nicht zu vergessen. Bestimmt bin ich nicht die einzige, die dieses Thema interessiert. Deshalb soll dieser Thread aber nicht nur für "meine" Bücher sein, sondern ihr seid alle eingeladen Bücher vorzustellen, die den Zweiten Weltkrieg oder die Nachkriegszeit behandeln. Sei es Geschichtsbücher, Romane oder Erlebnisse von Menschen aus dieser Zeit.
Folgende Bücher zum Thema 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit vom Zeitgut-Verlag habe ich gelesen:Nichts führt zurück
Flucht und Vertreibung 1944-1955 in 29 Zeitzeugen-Erinnerungen
320 Seiten
ISBN: 3-86614-133-5Zusammengefasst von: Jürgen Kleindienst
Kurzbeschreibung: Kriegswinter 1944/45. Die Ostfront rückt immer näher. Die deutsche Bevölkerung wird in letzter Minute aufgefordert, ihre Heimatorte zu verlassen. Das große Fluchtchaos beginnt. Mehr als 12 Millionen Deutsche werden im Zuge einer beispiellosen Flucht- und Vertreibungsaktion ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten verlassen müssen.
Meine Meinung: Dieses Thema war mir eher unbekannt. Ich habe wohl im Geschichtsunterricht davon gehört. Aber eher mit Zahlen und Fakten und nicht was dies persönlich für die Betroffenen bedeutete. In diesem Buch sind 29 Erinnerungen von Menschen die die Vertreibung am eigenen Leib erfahren mussten. Während dem Lesen musste ich immer wieder innehalten um meine Fassung zu behalten. Es ist kein leichtes Buch, keine schönen Erzählungen. Aber sie haben mir geholfen, den Krieg und die Folgen als etwas sehr reales und schreckliches zu erfahren. Mir gezeigt das es im Krieg keine Gewinner und Verlierer gibt, da alle Menschen verlieren und alle leiden.
Nachkriegs-Kinder
67 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen
448 Seiten
ISBN: 3-86614-111-4Zusammengefasst von: Jürgen Kleindienst
Kurzbeschreibung:Kriegsende. Vorbei sind Bombennächte und Fliegeralarm. Eine neue, schwere Zeit bricht an. Es geht darum, den täglichen Bedarf zu decken und die Not zu lindern. Hamsterfahrten aufs Land, Tauschgeschäfte, Schlange stehen vor den Läden. Die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen. Sie versuchen, so gut es jedes vermag, zum Unterhalt der Familie beizutragen.
Meine Meinung: Der Krieg ist endlich vorbei, nun sollte es wieder bergaufgehen, oder? Dieses Buch hat mir vor Augen geführt wie schwer die Zeit nach dem Krieg war. Viele dieser Kinder sind ihrer Kindheit beraubt worden, vieles woran sie geglaubt haben gibt es nicht mehr. Sie haben kein Zuhause, oft sind auch ihre Eltern nicht mehr da und alle von ihnen werden wohl für immer unter dem Krieg leiden. Ich habe grosse Bewunderung für diese Kinder. Jedes einzelne hat sich durchgekämpft in der Hoffnung eines Tages in einer besseren Welt zu leben.
Spasibo Iwan
Danke Soldat
128 Seiten
ISBN: 3-86614-107-6Verfasser: Werner Abel
Kurzbeschreibung: Als blutjunger Soldat geriet Werner Abel gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hinter die russischen Linien. Dort ist er nach dem tragischen Tod zweier Kameraden plötzlich ganz auf sich allein gestellt. Verzweifelt versucht er, die zurückweichenden deutschen Truppen einzuholen. Ein Lauf ums Überleben beginnt, der ihn sein Leben lang als Trauma begleiten wird. Werner Abel hat die Flucht und die Kriegsgefangenschaft in Moskau und Insterburg überstanden. Er hat gehungert, hat russisch gelernt, hat auf vielen Baustellen gearbeitet und hat sich in die russische Seele hineingefunden. Und Jahrzehnte später ist in ihm die Überzeugung gewachsen, dass ihn die Rotarmisten - die bewaffneten feindlichen Soldaten - im Gegenüber von Mensch zu Mensch einfach nicht töten konnten. Dafür ist er ihnen noch heute dankbar, obwohl sie ihn drei Jahre lang gefangen hielten.
Meine Meinung: Es ist interessant die Geschichte eines einzelnen Soldaten kennen zu lernen. Zu sehen wie jung und unerfahren viele der deutschen Soldaten waren. So weit ich mich erinnern kann, hat Herr Abel in seinem Buch nie Hass gegenüber den Russen erwähnt. Dies finde ich bemerkenswert. Ich kann mir gut vorstellen, dass er während der Gefangenschaft und danach wohl Hass empfunden hat. Weil er aber seine Geschichte erst sehr spät aufgeschrieben hat, hat die Zeit wohl dazu beigetragen, dass er diesen Hass verloren hat und er heute sogar dankbar dafür ist.
Mein Herz blieb in Russland
Russlanddeutsche erzählen aus ihrem Leben, 34 Erzählungen
448 Seiten
ISBN: 3-86614-145-9Zusammengefasst von: Larissa Dyck, Heinrich Mehl
Kurzbeschreibung: Es ist einigermaßen überraschend, dass sich ein bemüht und ernsthaft »erinnerndes Deutschland« eine Gruppe bisher nicht in den Fokus genommen hat: die »Russland-Deutschen«. Ihre Leiden, dies wird beim Lesen deutlich, übersteigen zum Teil die Dimension des Leidens in Deutschland 1941 bis 1945 bei weitem und sie sind die am längsten betroffene Opfergruppe überhaupt.
Sie sind die Nachkommen jener Deutschen, die - gerufen und angelockt mit finanziellen wie rechtlichen Privilegien - im 18. Jahrhundert nach Russland auswanderten. Ihre ursprüngliche Heimat in Deutschland waren Regionen wirtschaftlicher Not, Schwaben oder die Pfalz etwa. Eingeladen hat sie vor allem die Zarin Katharina die Große, selbst deutschstämmig. Gegründet wurden die deutschen Kolonien an der Wolga und im Kaukasus. Im Laufe der Jahrzehnte vermehrten sich Russlands Dörfer mit deutschen Namen, die Einwanderer machten Land urbar, errangen wirtschaftlichen Erfolg, besetzten Führungspositionen in Landwirtschaft und Handel. In vielen Gebieten des Zarenreiches traf man auf deutsche Familiennamen und deutsche Sprache.
Meine Meinung: Eine weitere Facette des Kriegs, die eher unbekannt ist/war. Ich wusste von den Gulags, aber nicht dass viele Deutsche die ersten Inhaftierten waren. Dieses Buch beschreibt in welcher Zwickmühle sich diese Menschen befanden. Sie hatten ihr Leben in Russland aufgebaut, hatten dort Höfe und es ging ihnen gut. Aber ihre Sprache und Kultur war immer noch Deutsch. Sie wurden für etwas bestraft, dass sie nicht verursacht hatten. Viele von ihnen überlebten die Zeit in Gefangenschaft nicht und die die überlebten waren danach zwar wieder frei aber sie durften nicht frei reisen und es war verboten Deutsch zu sprechen.
Jora und Knopotschka
Eine deutsch-russische Liebe im Havelland
192 Seiten
ISBN: 3-86614-174-2Verfasserin: Hildegard Bildt
Kurzbeschreibung: Winter 1947 in Hohenschöpping im Havelland. Draußen herrschen klirrende Kälte, Eis und Schnee. Im Gasthaus „Zum weißen Schwan“ ist das Gastwirtsehepaar bereits zu Bett gegangen, die Töchter Elfriede und Hildegard haben ebenfalls ihre Schlafkammer aufgesucht. Was soll man auch anfangen, wenn wieder einmal Stromsperre herrscht und das ganze Haus dunkel ist? Hildegard ist vor dem Einschlafen in die Betrachtung des Vollmondes vertieft, als es plötzlich unten laut an die Tür zur Gaststube klopft. Im Hof stehen drei Russen, die Einlaß begehren. Da sie sich nicht wegschicken lassen, öffnen die beiden jungen Frauen schließlich…
Was an diesem Abend einen zarten, kaum wahrnehmbaren Anfang nimmt, ist die bewegende Geschichte der deutschen Gastwirtstochter Hildegard und des jungen russischen Soldaten Igor. Zu einer Zeit, in der die Angst vor Vergewaltigungen bei vielen Frauen im russisch besetzten Teil Deutschlands noch sehr gegenwärtig ist, verlieben sich die beiden ineinander.
Meine Meinung: Ich bin mir bewusst wie damals das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen war. Umso mehr hat mich dieses Buch fasziniert. Es erzählt von den Sprachschwierigkeiten, die die beiden hatten und wie sie sich doch verstanden. Das Ende finde ich ein wenig traurig, liegt aber daran das ich wohl eine unverbesserliche Romantikerin bin. In den Zeiten damals hatte Romantik aber wenig Platz.
Andere Bücher zum Thema Zweiter Weltkrieg und der Nachkriegszeit:Kriegskinder
Erinnerungen einer Generation. Offizielles Bucher zur ARD-Serie
256 Seiten
ISBN-10:3-86789-071-4Herausgeberin: Sonya Winterberg
Verlag: Rotbuch Verlag
Kurzbeschreibung: Eine Kindheit im Krieg: Was registrieren Kinderaugen, was brennt sich ins Gedächtnis ein, was wird ausgeblendet? Wie erleben Kinder den Alltag im Krieg: Verdunklung, Nächte im Luftschutzkeller, Bombardierung, Vertreibung, Soldatenwillkür, Vaterverlust. Nie zuvor in der Geschichte der Zivilisation sind Kinder so grausam zu Opfern, aber auch zu Akteuren eines unmenschlichen Krieges geworden. Kriegskinder aus Frankreich, England, Deutschland, Polen, der Ukraine und aus Weißrussland erinnern sich, schildern Alltägliches und Außergewöhnliches aus den Tagen, in denen Europa in Flammen stand. Doch nicht nur die Geschehnisse innerhalb Deutschlands sind Thema: Wie erleben Kinder jenseits der damaligen deutschen Grenzen diese Zeit, was die verschleppten Kinder aus den Ostgebieten? Die letzte Generation von Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs antwortet.
Meine Meinung: Was ich sehr gut an diesem Buch finde ist, dass es Erinnerungen von ganz verschiedenen Kindern weitergibt. Da sind Kinder, die mit Herzblut zur Hitlerjugend zählten, Kinder deren Eltern zum Widerstand gehörten, jüdische Kinder, polnische Kinder, Kinder die an einer Behinderung leiden. Es ist ein trauriges Buch, das vom Alltag der Kinder erzählt, wie sie den Krieg erlebten, was es für sie bedeutete im Krieg zu sein.
So, nun ist es an euch, habt ihr Bücher, die ihr gerne vorstellen wollt?