Pompeji
Anno 79
Pompeji: reichste Stadt der römischen Weltmacht, Oase der Schönen und Mächtigen: Der junge Wasserbaumeister Attilius kommt einer skrupellosen Verschwörung auf die Spur, doch seine Nachforschungen werden überschattet von den unheimlichen Vorzeichen einer drohenden Apokalypse.
Mit einer Krimi-Analyse von ZEIT-Autor Tobias Hürter:
Wurde die ausgeklügelte Wasserversorgung im Römischen Reich das Ziel eines Sabotageaktes? In ›Pompeji‹ erfindet Robert Harris eine spannende Krimihandlung in den letzten Tagen vor dem Ausbruch des Vesuvs am 24. August 79 und lässt dabei Gesellschaft und Intrigen des Römischen Reichs lebendig werden. In einem exklusiven Anhang zum Roman erläutert die ZEIT-Redaktion Roman und Realität in ›Pompeji‹ und zeigt die historischen Hintergründe der Epoche auf.
„Pompeji“ ist eigentlich kein Kriminalroman. Zwar gibt es einen verschwundenen Wasserbaumeister und eine Gruppe intriganter Lokalpolitiker; trotzdem aber fehlt der typische Spannungs- und Handlungsaufbau eines Krimis. Ein Thriller also, wie die anderen Werke von Robert Harris? Auch das trifft es nicht ganz, denn Harris erzählt zwar eine spannende Geschichte, lässt sich dafür aber zuweilen ganz schön viel Zeit. Für mich ist „Pompeji“ eher ein historischer Roman, der uns die Zeit vom 22. - 25. August des Jahres 79 in der Gegend erleben lässt, die heute als Golf von Neapel bezeichnet wird.
Marcus Attilius ist Aquarius, Wasserbaumeister, eine Art Klempner der Antike. Frisch aus Rom angekommen, nachdem sein Vorgänger überraschend verschwand, übernimmt er Verantwortung für die “Aqua Augusta“, das Aquädukt, das alle Städte am Golf von Neapel - Misenum, Baiae, Napoli, Herculaneum, Pompeji, Stabia und noch einige andere - mit Wasser versorgt. Aber was ist mit dem Wasser los? Es schmeckt nach Schwefel, vergiftet die Fische in den Zuchtbecken des reichen Numerius Popidius Ampilatus und schließlich hört es ganz und gar auf zu fließen. Nicht nur der Luxus der Reichen, sondern das Überleben von hunderttausenden von Menschen steht auf dem Spiel – und Attilius, fachkundig, aber fremd in lokalen Gegebenheiten und Klima, muss sich durchsetzen gegen feindselige Mitarbeiter und bestechliche Lokalpolitiker. Hilfe erhält er dabei von Corelia Ampliata, der Tochter des Ampilatus und vom Kommandanten und Naturwissenschaftler Plinius (heute „der Ältere“ genannt).
Harris beschreibt die Anzeichen eines Vulkanausbruches, die langsame Ankündigung der Katastrophe. Der Boden zittert, es regnet Asche. Der Leser weiß, was kommen wird, weiß, dass Pompeji in kurzer Zeit von Lavaströmen begraben sein wird, aber Attilius und seine Zeitgenossen wissen es nicht, hoffen nach jedem Anzeichen, das „Schlimmste“ sei nun vorüber und sind zu sehr mit sich und ihren Geschäften beschäftigt, um dem Berg und sein merkwürdiges Verhalten ernst zu nehmen.
Leider hat „Pompeji“ einige Schwächen. Die Handlung ist eher einfach gestrickt und ein wenig klischeehaft. Die Guten sind gut, die Bösen böse. Die Beziehung zwischen Attilius und Corelia bleibt merkwürdig farblos, die Gedanken und Dialoge der Protagonisten erscheinen zuweilen recht modern und nicht in ihre Zeit passend. Auch ist der Titel irreführend: Pompeji und die Geschehnisse dort sind nicht das Hauptthema des Buches.
Vielmehr erfährt der Leser eine Menge über Vulkane, über Technik und vor allem über Aquädukte und die römische Wasserversorgung. Ich habe schon viele historische Romane gelesen, auch zu Pompeji, aber noch nie einen, der seine Geschichte aus dieser Perspektive erzählt. Dazu hat Robert Harris umfangreich recherchiert und das macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.
Das Buch ist Teil der ZEIT-Edition „Historische Kriminalromane“ und mit einem Nachwort von John Tobias Hürter versehen.
_________________ Liebe Grüße von Susanne
Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, "Wo kämen wir hin!" und niemand ginge um mal zu sehen, wohin man käme wenn man ginge. (gefunden in facebook)
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