Hier ein weiteres Buch, das es bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt.
(Liebe Moderatoren, falls das Buch besser woanders hinpasst, bitte Bescheid geben oder einfach verschieben)Nicholas D. Kristof / Sheryl WuDunn:
Die Hälfte des Himmels: Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfenFrauen tragen die Hälfte des Himmels" - sagt ein chinesisches Sprichwort. Tatsächlich zeigen die Reportagen der beiden Pulitzer-Preisträger Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn, dass arme Frauen oftmals die Hölle ertragen müssen. Die häufigsten Menschenrechtsverletzungen unserer Zeit richten sich gegen Mädchen und Frauen. Wir wissen das und sehen uns - leider - außerstande, daran etwas zu ändern. Wirklich?
Dieses Buch zeigt: Wirksames Handeln ist möglich, jeden Tag, auch bei uns. Es erzählt Geschichten von Frauen, die nicht aufgegeben haben, obwohl sie als Sexsklaven verkauft und erniedrigt, zur Machtdemonstration von Kriegern vergewaltigt und verstümmelt wurden, denen Bildung und ein selbstbestimmtes Leben verwehrt worden sind. Es sind Geschichten von Frauen, die ihr Schicksal nicht ergeben erduldet haben, sondern Hilfe gesucht, die Initiative ergriffen oder sich ganz einfach zur Wehr gesetzt haben. Darauf zu achten, dass Menschenrechte auch für Frauen gelten, ist nicht nur ein Akt der Gerechtigkeit. Frauen zu mehr Geltung und Wertschätzung zu verhelfen, ist auch ein Akt politischer und ökonomischer Vernunft: überall, wo Frauen eine stärkere Rolle spielen, nimmt die Neigung junger Männer zu Aggressivität und Gewalt ab; überall, wo Frauen bezahlt arbeiten oder eigene Geschäfte führen, lässt sich ein deutlicher ökonomischer Aufschwung insgesamt feststellen.
Das letzte Kapitel dieses Buches sagt Ihnen, was Sie in 10 Minuten für die Hälfte der Menschheit konkret tun können. Manchmal zeigt einem das Mitgefühl für andere auch den richtigen Weg für das eigene Leben. Diese Nebenwirkung ist nicht ausgeschlossen. Dieses Buch gibt es bei Amazon
und auch, für sieben Euro, bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
Die haben übrigens (neben dem Internetversand) einen sehr schönen Laden in Berlin, mit einer unendlich großen Auswahl an Publikationen. Dort habe ich das Buch letzten Herbst mitgenommen.
Es lag jetzt viele Wochen auf meinem SUB. Schließlich ist das Thema „Gewalt gegen Frauen“ keine besonders leichte Lektüre.
Inzwischen habe ich das Buch gelesen. Es hat mich sehr beeindruckt, mir die Augen geöffnet für Missstände, die zwar „irgendwie schon bekannt“ sind, die ich aber in ihrer Größenordnung nicht annähernd abschätzen konnte.
Wir lesen und sprechen viel über politische Flüchtlinge, Dissidenten, Journalisten, die dafür verfolgt werden, dass sie ihre Meinung frei äußern. So wichtig und richtig die Unterstützung dieser Personengruppen sein mag, man darf dabei nicht aus den Augen verlieren, dass die Zahl an Frauen, die gewaltsam ihr Leben verlieren (oder unter unwürdigen Umständen dahinvegetieren) um ein Vielfaches höher ist.
Die Autoren Kristof und WuDunn beschäftigen sich mit Zwangsprostitution, Vergewaltigung, fehlender medizinischer Versorgung, Ehrenmorden, Vernachlässigung kleiner Mädchen mit Todesfolge (z.B. durch Verhungern), AIDS und noch vielem mehr. Das ist nicht schön zu lesen.
Das Buch bleibt trotzdem immer hoffnungsvoll, zeigt am Beispiel einzelner, „normaler“, aber unendlich couragierter Frauen, wie man/frau sich auch unter widrigen Umständen gegen sein Schicksal wehren kann und wie kleine Hilfe (z.B. ein Mikrokredit) manchmal Großes bewirken kann.
Dabei wird Entwicklungshilfe durchaus kritisch hinterfragt, es wird nicht verschwiegen, dass oft wohlgemeinte Initiativen zu wenig Ergebnis führen oder an Kleinigkeiten scheitern.
Die Autoren schreiben aus amerikanischer Perspektive, das fällt auf, hat mich aber nicht weiter gestört.
Alles in allem ein Buch, das nachdenklich macht. Mir persönlich hat es deutlich vor Augen geführt, wie froh ich sein kann, in Europa leben zu dürfen, weitgehend frei von Diskriminierung, medizinisch versorgt und selbstbestimmt. Ich trage meinen Teil des Himmels – aber es wird noch ein Weilchen dauern, bis wir Frauen die Hälfte des Himmels tragen.