Als der Himmel und gehörteLondon 2011. Die junge Läuferin Jennifer will an den Olympischen Spielen teilnehmen. Jetzt aber drohen Panikattacken ihren Traum zu gefährden. Mit ihrem Trainer, dem Iren Gregory, der sie heimlich liebt, reist Jennifer nach Mandeville, auf den Landsitz ihrer Familie. Sie hofft, sich bei ihrer fast hundertjährigen Urgroßmutter Alberta Rat holen zu können. Auch diese hat einmal an einer Olympiade teilgenommen, damals in Berlin, im Jahr 1936. Auf den Spuren ihrer Familiengeschichte wird Jennifer lernen, worum es im Leben wirklich geht.Dieses Buch hat mir meine Buchhändlerin empfohlen, nachdem mir "Die Glücksbäckerin von Long Island" von Sylvia Lott so gut gefallen hat.
Und es war wirklich ein absoluter Volltreffer.
London 2011
Jennifer ist Läuferin aus Leidenschaft. Ihrer großer Traum sind die Olympischen Spiele in London 2012. Leider spielen ihr aber ihre Nerven immer wieder einen Streich und sie versagt in den Qualifikationswettkämpfen. Ihre Familie unterstützt sie da auch nur wenig. Als völlig unmusikalische Tochter eines Wundergeigers wird sie dort eher belächelt und als etwas seltsam betrachtet. Als sie wieder in einem wichtigen Wettkampf versagt, will sie völlig enttäuscht von sich selbst ihren Traum von Olympia für immer begraben.
Erst durch ihren neuen Trainer Gregory erfährt sie, dass ihre Urgroßmutter Alberta ebenfalls eine leidenschaftliche Sportlerin war, 1936 als Bogenschützin bei den Spielen in Berlin eine Medaille gewonnen hat und eine der Gründerinnen der Paralympics war. Er drängt sie, sich mit der alten Dame zu treffen und erhofft sich davon die nötige Motivation und Stabilität, damit Jennifer ihre sportliche Karriere fortsetzt und doch noch an den Spielen in London teilnehmen kann.
Berlin ab 1932
Alberta ist 17 und begeisterte Sportlerin. Als Tochter eines bekannten Sportreporters im Radio erhält sie gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Augusta die Gelegenheit ihren Vater zu den Olympischen spielen 1932 in Los Angeles zu begleiten. Eine Reise, die ihr Leben für immer verändern wird, denn dort lernt sie den deutschen Reiter Johannes von der Weyd, den blonden Hannes, und den englischen Charmeur James Seaton-Carew kennen, der im englischen Springreiterteam antritt.
In Hans verliebt sie sich und schon bald steht ihr Entschluss fest, dass sie als Bogenschützin bei den nächsten Spielen 1936 in Berlin antreten will.
Im nationalsozialistischen Deutschland der vorolympischen Jahre, werden dann Albi mit dem Bogen und der blonde Hannes ganz schnell zu
dem Traumpaar des deutschen Sports aufgebaut. Doch auch James kreuzt immer wieder ihren Weg.
Als Albertas eigene Familie zur Zielscheibe wird, ihr jüdischer Onkel untertauchen muss und ihr kranker Neffe in einer "Heilanstalt" verschwinden soll, zieht sie die Reißleine und flieht.
Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt, ich konnte es kaum aus der Hand legen.
Der historische Handlungsstrang um Alberta, der zwischen 1932 und 1945 spielt, hat mir allerdings besser gefallen, als Jennifers Geschichte.
Es war unheimlich spannend zu lesen, wie die Spiele in Berlin vorbereitet wurden. Wie Sportler, Organisatoren und ihre Ideale rund um den olympischen Gedanken benutzt und missbraucht wurden (oder sich natürlich auch aus persönlicher Eitelkeit einspannen ließen), um Hitlers Vorhaben zu dienen. Albi mit dem Bogen und der blonde Hannes werden systematisch als deutsches Traumpaar des Sportes aufgebaut. Sportler und Mitglieder des Olympischen Komitees mit jüdischen Wurzeln verschwinden nach und nach, spätestens dann, wenn ihre Arbeit nicht mehr gefragt ist. Gleichzeitig ist da die riesige Euphorie in der Bevölkerung, das Gefühl nach der Schmach des Ersten Weltkrieges wieder jemand zu sein und der wirtschaftliche Aufschwung, der die Menschen über die menschenverachtende Politik Hitlers und die aufziehende Katastrophe hinwegsehen lässt.
Das Buch lebt mit einer Mischung aus fiktiven und historischen Persönlichkeiten und alles ist sehr mitreißend und lebendig geschildert.
Den Handlungsstrang um Jennifer hätte ich eigentlich gar nicht gebraucht, Albis Geschichte war auch so spannend genug.
Mit Jennifer wurde ich nicht so richtig warm. Dass sie nichts über ihre Familiengeschichte weiß und das auch nie hinterfragt hat, fand ich irgendwie komisch. Bei allem was nichts mit Laufen zu tun hatte, wirkte sie auf mich immer ein bisschen gleichgültig. Da fand ich es dann auch nicht schlimm, dass ihr Teil etwas weniger Raum in der Geschichte einnimmt.
Dieses Buch ist für mich eine hundertprozentige Leseempfehlung und sicherlich eins meiner Lesehighlights.
Von Charlotte Roth gibt es noch einen weiteren Roman "Als wir unsterblich waren", den ich auch bereits auf meinem SUB liegen habe.