Kräuter der Provinz - Petra Durst-Benning 512 Seiten, Blanvalet Taschenbuch Verlag (14. September 2015)
Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Nach ihrer Ausbildung zur staatlich geprüften Übersetzerin und Wirtschaftskorrespondentin arbeitete sie im Im- und Exportgeschäft, bevor sie ins elterliche Antiquitätengeschäft einstieg. Seit zehn Jahren ist sie hauptberuflich als Autorin tätig. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Hunden südlich von Stuttgart. All ihre Romane sind SPIEGEL-Bestseller und fast im gesamten europäischen Ausland zu lesen.
Bürgermeisterin Theresa liebt ihre schwäbische Heimat – Wiesen mit sattgelbem Löwenzahn, ein paar sanft geschwungene Hügel und mittendrin Maierhofen. Doch die jungen Leute ziehen weg, und der Dorfplatz wird immer leerer. Als Theresa krank wird und das Dorf kurz vor dem Aus steht, raufen sich alle Bewohner zusammen – seien es die drei Greisen, die immer auf der Bank sitzen, der linkische Metzgermeister Edi oder die schüchterne Christine. Und sie haben nur noch ein Ziel: ihre schöne kleine Stadt zu retten und das erste Genießerdorf entstehen zu lassen – einen Ort, an dem der echte Geschmack King ist!
Es ist der erste nicht-historische Roman von Petra Durst-Bennin. Ich war gespannt, ob sie das genauso gut kann, wie in historischer Umgebung Bilder entstehen zu lassen. Und ich kann ganz klar sagen: Es ist ihr bestens gelungen.
Therese, Bürgermeisterin des schwäbischen Örtchens Maierhofen und zugleich Wirtin der „Goldenen Rose“, macht sich Sorgen um die Zukunft ihres Dorfes. In Maierhofen ist irgendwann die Zeit stehen geblieben. Für Touristen ist der kleine Ort nicht attraktiv, denn er hat keine Besonderheiten zu bieten und keine Attraktionen, die locken. Mangels Zukunftsperspektive kehrt die junge Generation der Heimat den Rücken, um anderswo ihr Glück und Arbeit zu suchen. Zu allem Überfluss ist Therese krank, da hilft es auch nicht, dies zu ignorieren und sogar ihrer besten Freundin Christine zu verschweigen, denn irgendwann muss sie sich den Tatsachen stellen. Aber was soll aus ihrem geliebten Heimatort werden? Eines Nachts, als sie wieder einmal nicht schlafen kann, hat sie eine zündende Idee. Sie nimmt Kontakt zu ihrer Cousine auf. Greta, die erfolgreiche Werbefachfrau aus Frankfurt, soll eine Imagekampagne für Maierhofen ins Leben rufen. Anfangs sieht alles recht hoffnungslos aus, aber Therese hat nicht mit der Tatkraft ihrer Maierhofener gerechnet. Alle legen sich mächtig ins Zeug, um ihren gemeinsamen Traum zu verwirklichen, nämlich ihren Heimatort zu einem richtigen Genießerdorf zu machen.
Die Autorin schafft es Frauenfiguren zu beschreiben, die aus dem Leben gegriffen sind, die sich für den Job oder die Familie aufopfern, die zu wenig an sich selbst denken und meinen, dass das, was sie leisten entweder normal oder nichts wert ist. Und dann gibt es Figuren, die Träume haben, sich aber nicht trauen, an die Umsetzung zu wagen. Es gibt aber auch Frauen, die genau das richtige tun, die im "Flow" sind, wie Greta es ausdrücken würde. Daneben gibt es Männer, die ihre Frau degradieren und als Haushaltshilfe ausnutzen, aber auch Männer, die an die große Liebe glauben. Eine bunt gewürfelte Dorfgemeinschaft.
Ich fühlte mich in Maierhofen gut aufgehoben und habe mein Herz an Greta, Theresa und Christine verloren, wäre gern zu einem Fest eingeladen oder würde einfach durch die Natur spazieren, die Petra Durst-Benning derart beschreibt, dass ich sie rieche, schmecke und fühle. Wirklich ein Roman, der alle Sinne anspricht, der aber, wie im Nachwort angesprochen, auch nachdenklich machen soll. Gibt es nicht viele solcher Dörfer, die ausbluten, weil es die junge Generation in die Städte zieht? Wo Läden schließen, weil ja doch alle lieber in die Stadt fahren?
Gut, dass Petra Durst-Benning den Sprung in die Gegenwart gewagt hat. Meiner Meinung nach ist "Kräuter der Provinz" ein Wohlfühlroman, der mich großartig unterhalten hat, aber auch Saiten zum Klingen gebracht hat und noch eine Weile in mir schwingen wird.
Das Buch soll nicht nur unterhalten, sondern auch Denkanstöße liefern, und es soll inspirieren. Das ist der Autorin hervorragend gelungen, denn die wundervolle Geschichte um Maierhofen wird sehr schön ergänzt und umrahmt, von zahlreichen Rezepten und Anregungen. Da kann man beispielsweise die Maierhofener Nusskekse selbst backen oder sich sein eigenes Gewürzsalz mischen. Man findet Rezepte zu Holunderblütensirup oder Löwenzahngelee aus Jessys Hexenküche ebenso wie Küchentipps von Sam aus der Goldenen Rose.
_________________ Liebe Grüße von Christiane *********************************** "Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart
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