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 Betreff des Beitrags: Fontane
BeitragVerfasst: 09.02.2009, 20:15 
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tiefsinniger Tiger
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Registriert: 19.02.2007, 18:34
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Wohnort: Mittelbaden
Effi Briest

:danke für das neue Unterforum, Rabea!

Ich hatte es mir gewünscht, nachdem ich festgestellt hatte, dass es noch kein Klassikerforum gibt, aber ich unbedingt einen Thread zu "Effi Briest" eröffnen will. Angeregt wurde ich durch eine Filmkritik zu der Neuverfilmung, die ab Donnerstag anläuft (die Kritik ist ziemlich schlecht) und hab mir auch den angeschaut und war auch schon einigermaßen enttäuscht - er sagt natürlich noch nicht allzu viel, aber wie kann man eine 30jährige, der man ihr Alter ja schon ansieht, als 17jährige, kindliche Effi einsetzen???

Der Roman war für einige Jahre einer meiner Lieblingbücher und ging mir früher unheimlich unter die Haut (hab ihn freiwillig gelesen, nicht für die Schule, deshalb sind es wohl positive Erinnerungen). Sonst habe ich wenig Fontane-Erfahrungen. (Bei "Der Stechlin" bin ich z.B. beim besten Willen nie über die ersten Seiten hinausgekommen. :ka )
Wie geht es Euch mit dem Buch? Ungeliebte Schul-Pflichtlektüre? Oder auch als lesenswert empfunden?

_________________
:elch Hier antwortet entweder Ex-Polarlicht Madlen oder das ärztlich verordnete M.B.I. Bild
Geliebt wirst du einzig wo schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren - Adorno -


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 09:02 
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muntere Moderatorin
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Registriert: 15.02.2007, 21:06
Beiträge: 3867
Wohnort: Wuppertal
Ich habe das Buch im Deutsch-LK gelesen und wir haben uns in diesem Rahmen auch die Verfilmung (Fassbinder) angeschaut.
Das ist jetzt alles schon ein paar Jährchen her, ich weiß noch dass ich es ganz interessant fand - die viele Symbolik, die Hintergründe - aber mit Effi selbst nie besonders viel anfangen konnte.
Ich habe nicht verstanden warum sie sich selbst so einen Mist eingebrockt hat, und das alles für einen Mann den sie noch nicht mal geliebt hat.
Aber wie gesagt, dass ist schon länger her und ich musste es als Pflichtlektüre lesen, da ist man wohl oft generell etwas anti eingestellt :).
Aber du hast mich darauf gebracht das Buch noch mal zu lesen, ich werde berichten ob ich jetzt anders darüber denke!

_________________
Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist hinterrücks zum eigenen Denken zu verleiten. :schmökern

Marie von Ebner-Eschenbach

LG Joana


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 09:08 
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eifrigster Elefant
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Registriert: 15.02.2007, 22:47
Beiträge: 1739
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Ein toller Roman, den ich zwar sehr lange nicht gelesen habe, dessen Inhahlt aber sofort präsent ist, wenn die Rede darauf kommt.
Vor Jahren habe ich mal eine Inszenierung im Theater gesehen, da wurde die gesamte Geschichte als Ein-Frau-Stück dargestellt, wenn ich mich recht erinnere von Katharina Thalbach. Das war faszinierend.

In unserer Tageszeitung war am Sonntag ein sehr interessanter Artikel über die Frau, deren Schicksal Romanvorlage für Fontane war:

Der Filmtrailer hat mich auch nicht überzeugt. Du hast Recht, Madlen, eine 17-jährige kann man nicht von einer 30-jährigen spielen lassen!

Meine Mutter liebt Effi Briest und ist schon ganz gespannt auf den Film. Mal schauen, was sie dann davon berichtet.

_________________
Es wäre gut, Bücher zu kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte.

Arthur Schopenhauer


Liebe Grüße
Inga


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 11:20 
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tiefsinniger Tiger
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Registriert: 15.02.2007, 16:26
Beiträge: 948
Wohnort: Lübeck
Ich lese gerade: "Die Mittwochsbriefe"-Jason F. Wright
Ich weiß nur noch, dass ich mich damals in den Sommerferien durch den Roman gequält habe. Ich konnte so überhaupt nichts mit Effi und ihrem Leben anfangen und das einzige, das mir vom Inhalt noch ein wenig in Erinnerung geblieben ist, ist die Tatsache, dass es ein Duell gab und dass Effi ihren Mann nicht geliebt hat. War der nicht irgendwas beim Militär?
Dunkel hab ich Leutnant oder General im Hinterkopf :kopfkratz
Aber es kann natürlich auch sein, dass ich völlig daneben liege.

Meine lebhafteste Erinnerung ist eben, dass alle anderen (wir waren mit einer größeren Gruppe in Frankreich) das lesen durften, was sie wollten und wer nicht lesen wollte, was anderes machen konnte, während ich mich mit dem blöden Leben der blöden Effi Briest auseinandersetzen musste. In der Bretagne am Strand oder auf den Felsen möchte man eben nichts von schwermütigen Leben in Deutschland wissen.

Vielleicht sollte ich mich aber nochmal ransetzen. Im "Alter" sieht man manche Dinge ja auch anderes.

_________________
LG Tanja


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 14:40 
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informierte Impala-Antilope
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Wohnort: Bonn
Ich lese gerade: zu viele verschiedene Geschichten gleichzeitig
Ich hab Effi noch nicht gelesen. Meine Oma hat das Buch aber neulich mitgebracht, weil sie es doppelt hatte. Sie dachte, dass ich es vielleicht auch noch in der Schule brauche. Da hab' ich schon gedacht, dass ich es bestimmt nicht vorher anrühre. Denn Schullektüren hören sich schon gleich langweilig und ätzend an.

Aber jetzt, wo ihr hier auch drauf gekommen seit, bin ich einfach neugierig auf das Buch. Ich hab es mir gerade mit in mein Zimmer genommen und werde es jetzt wohl mal lesen.

Ich werde euch danach berichten, wie es mir gefallen hat. Ohne den Zwang es zu lesen im Hinterkopf.

_________________
Liebe Grüße,
Jana :sonnenblume


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 14:59 
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eifrigster Elefant
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Beiträge: 1863
Ich lese gerade: nur Schrott, der ungefähr 1 Gehirnzelle erfordert
Ich bin parteiisch, ich liebe Fontane (muss aber auch sagen, dass der Stechlin sehr zäh ist...)
Was den Trailer zu dem neuen Film betrifft, mir gefällt ,dass endlich mal die Akteure gut aussehen (das erwarte ich in Filmen!) und ausserdem dass mit dieser Besetzung der gar nicht mal so grosse Altersunterschied zwischen Effi und ihrem Mann besser rauskommt.
Das unterstreicht m.E. die Tatsache, dass Instetten aus einem gesellschaftlichen Zwang handelt und nicht, weil er ein verknöcherter alter Furz ist. Ich kenne mehrere Verfilmungen und bei jeder habe ich bisher immer gedacht, dass man sich mit so einem Ehemann eh zu Tode langweilt, dann lieber Skandal!

_________________
LG ~ Schussel X Griffindor by birth, Slytherin at heart!
~ Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt. - J.L.Borges ~


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 15:49 
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findiger Fuchs
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Wir hatten Effi Briest als Sternchen-Thema im Abi. Irgendwie hat mir das Buch schon gefallen (so vom Inhalt her, und ich fand es wesentlich besser als unser 2. Sternchen-Thema "Kabale und Liebe" - die meisten haben das genau andersrum gesehen), aber ich bin dann doch nicht so detailverliebt wie Fontane und meine Deutschlehrerin. Ich fand die extrem ausführlichen Beschreibungen sehr anstrengend zu lesen und wusste meistens nicht mehr, was eigentlich 10 Seiten weiter vorne stand. Das kenne ich von anderen Büchern nicht so. Für meinen Geschmack haben wir zu viel reininterpretiert, jedes kleinste Zeichen und Detail hatte eine Bedeutung (ich habe über ein paar Seiten Buch mal 10 Seiten Aufsatz zum Thema "Wasser" geschrieben... meine Deutschlehrerin fand es toll und ich hab mich hinterher gefragt ,wie ich eigentlich so viel dazu schreiben konnte...), aber Interpretieren war ja noch nie so mein Lieblingsthema, ich bin einfach nüchterner Naturwissenschaftler :chen
Ganz subjektiv bin ich der Meinung, dass man das Buch ohne Inhalts- oder Qualitätsverlust problemlos auch auf der Hälfte der Seiten unterbringen könnte...

Gisela bringt sich in Sicherheit vor sämtlichen im Forum anwesenden Deutschlehrerinnen, Literaturwissenschaftlerinnen und sonstigen Fontane-Fans.

_________________
LG Gisela



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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 16:13 
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tiefsinniger Tiger
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Zitat:
Ich habe das Buch im Deutsch-LK gelesen und wir haben uns in diesem Rahmen auch die Verfilmung (Fassbinder) angeschaut.
Das ist jetzt alles schon ein paar Jährchen her, ich weiß noch dass ich es ganz interessant fand - die viele Symbolik, die Hintergründe - aber mit Effi selbst nie besonders viel anfangen konnte.
Ich habe nicht verstanden warum sie sich selbst so einen Mist eingebrockt hat, und das alles für einen Mann den sie noch nicht mal geliebt hat.


Mir ging es ähnlich wie Joana (nur habe ich die Fassbinder-Verfilmung nie gesehen).
Ich habe das Buch sehr gern im Deutsch-LK durchgenommen, aber ich konnte mit Effi nichts anfangen. Sie war mir die meiste Zeit ziemlich unsympathisch, obwohl sie mir leidtat.

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Grüße aus NRW, Kristina.

"The public library is the most dangerous place in town". (John Ciardi)


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 16:23 
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gesprächiges Gnu
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Ich hab das Buch freiwillig gelesen, bevor wir es in Deutsch behandelten, von daher fand ich es gut! Bücher, die ich lesen musste und die dann auch noch zerredet wurden, fand ich oft doof.

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Vorwitzige Grüße,
Anke Bild

Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen, ich bin nicht verrückt. Die zehnte summt die Melodie von Tetris....


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 16:32 
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findiger Fuchs
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Beiträge: 1019
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Mir ist gerade eingefallen, dass wir auch (zumindest ausschnittweise) eine Verfilmung angeschaut haben (keine Ahnung, wie sie heißt, aber sie war schon etwas älter - evtl. haben wir sie auch noch mit einer anderen verglichen :kopfkratz). Das nette an der Aktion war, dass wir es als Kurstreffen bei unserer Deutschlehrerin gemacht haben, weil in der Schule keine Zeit war :fg
Außerdem haben wir eine Aufführung am Theater in KN gesehen - das Theater hat die ganzen Abilektüren für sich entdeckt und aufgeführt und natürlich sind dann alle Schulen hingegangen. Seitdem ist meine Liebe zu Akkordeons etwas angekratzt, weil eigentlich während der gesamten Aufführung Roswitha Akkordeon gespielt hat. Ich hab wirklich nichts gegen Akkordeon, ich klimpere gerne mal selber auf unserm uralten rum, aber nach dieser Dauerberieselung waren wir alle nur noch genervt.

Anke hat geschrieben:
Bücher, die ich lesen musste und die dann auch noch zerredet wurden, fand ich oft doof.

So ging es mir auch, Anke, wobei ich irgendwann beim darüber Nachdenken festgestellt habe, dass mir erstaunlich viele Bücher doch gefallen haben - zumindest mehr, als ich dachte...

_________________
LG Gisela



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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 20:31 
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geniale Giraffe
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Beiträge: 1491
Ich lese gerade: Weiß noch nicht so recht
Ich habe es auch freiwillig gelesen, ganz selten, dass ich das mit einem Klassiker mache. Vorher war mir in der Bücherei "Die wahre Geschichte der Effi B." von Dorothea Keuler in die Hände gefallen, und ich habe Effi mit Emilia Galotti verwechselt. Die kannte ich nämlich aus der Schule. Als ich dann den von Keuler gelesen hatte, musste ich natürlich auch das Original lesen. Ehrlich gesagt fand ich es ein bisschen langweilig... Aber ich bin auch niemand von denen, die überall was reininterpretieren können. Vielleicht bräuchte ich eine Interpretationshilfe.

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"Es gibt so viele Bücher, dass es keinen Sinn hat, welche zu lesen, die einen langweilen."

(Gabriel García Márquez)


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 20:33 
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gesprächiges Gnu
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Registriert: 19.02.2007, 15:10
Beiträge: 431
Wohnort: München
Ich habe Effi als Schullektüre gelesen und liebe es trotzdem :chen. Das rechne ich besonders meiner damaligen Deutschlehrerin an. Ich finde Fontane generell toll, auch die Balladen ( :hallo Julia und Tanja).

Das Einzige, was mich an Effi immer irritiert hat, war die Sache mit dem Chinesenspuk. Reichte es damals wirklich, einen Chinesen zu sehen, um sich zu gruseln? Und dass Instetten für die Aktion auch noch als "Pädagoge" bezeichnet wurde!

Ganz schlimm finde ich auch Effis letzte Begegnung mit ihrer Tochter. Die Arme!

Ich habe Effi auch schon zweimal im Theater gesehen. Die eine Inszenierung war in Konstanz und wie ich sehr vermute die gleiche, in der auch Gisela war. Kann mich aber gar nicht so an das Akkordeon erinnern. :gruebel

@Gisela: das Wassermotiv ist in der Tat sehr wichtig, kein Wunder, dass deine Lehrerin so begeistert war. :chen

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Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling! Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen... Lao Tse

Liebste Grüße
Anna
:blumen


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 10.02.2009, 20:37 
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geniale Giraffe
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Registriert: 20.02.2007, 19:11
Beiträge: 1491
Ich lese gerade: Weiß noch nicht so recht
Anna hat geschrieben:
Das Einzige, was mich an Effi immer irritiert hat, war die Sache mit dem Chinesenspuk. Reichte es damals wirklich, einen Chinesen zu sehen, um sich zu gruseln? Und dass Instetten für die Aktion auch noch als "Pädagoge" bezeichnet wurde!


Für den Chinesen findet Keuler eine interessante Erklärung!

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"Es gibt so viele Bücher, dass es keinen Sinn hat, welche zu lesen, die einen langweilen."

(Gabriel García Márquez)


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 11.02.2009, 00:15 
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gebildeter Gepard
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Registriert: 18.02.2007, 23:37
Beiträge: 641
Ich stehe ja mit Klassikern seit der Schule schwer auf Kriegsfuß. Fontane hatten wir in der Schule damals nicht, daher habe ich ihn nie gelesen. Naja, und mit Gedichten habe ich es auch nicht so wirklich aber eines der wenigen, die mir richtig gut gefallen ist "John Maynard", der so schön mit der "Schwalbe" von Detroit nach Buffalo fliegt. Ich weiß auch nicht warum gerade dieses, aber das mochte ich immer. :yes



OT: Habe ich euch schon mal erzählt, daß in meiner Zeit in der Buchhandlung mal ein Schüler vom KFG eine Schullektüre kaufen wollte? Und zwar "Tod unterm Birnbaum" von Tane. :lachen :lachen :lachen Das ist nicht gelogen, ich schwöre es!

_________________
Liebe Grüße
Claudia


Wir haben einen Punkt erreicht, an dem die Menschen sich für Ruhe und weniger Arbeit entscheiden und sich wirklich fragen: Wofür ist das Leben da?
Und da kommen viele darauf, dass die Arbeit einen nicht zurückliebt und es an der Zeit ist, das Leben auf das auszurichten, was wir wirklich lohnend finden. - Devon Price


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 20.02.2009, 00:33 
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gesprächiges Gnu
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Registriert: 17.02.2007, 00:06
Beiträge: 314
Wohnort: München
@Madlen: Ich war heute im Kino und habe mich nur geärgert. An sich ist der Film ja nicht schlecht gemacht - aber mit dem Buch hatte das wenig zu tun, meiner Meinung nach. Die Charaktere waren zum Teil fast ins Gegenteil verändert, mehr als die Hälfte der Szenen erfunden oder sehr stark verändert, über das Ende sage ich gar nichts, dazu meiner Meinung nach sehr unpassend moderne Spracheinsprengsel...

Ich denke, Fontane gut umzusetzen ist sehr schwer. Wir haben damals in der Schule mehrere Verfilmungen gesehen, darunter auch die von Fassbender, und mit 17 oder so fand ich keine sonderlich spannend (und Hanna Schygulla (?) kam mir damals auch viel zu alt für die Effi vor), aber das heute war einfach nur schlecht.

_________________
LG
Inka


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 Betreff des Beitrags: Theodor Fontane
BeitragVerfasst: 16.05.2011, 14:43 
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gesprächiges Gnu
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Der Stechlin
von Theodor Fontane


Das alte Adelsgeschlecht von Stechlin, hat seinen Sitz das am Stechlinsee im Ruppiner Land. Es gibt derer nur noch zwei Stechlins, den verwitweten Vater (Dubslav) und den Sohn (Woldemar), Gardeoffizier in Berlin, 32 Jahre alt. Vater und Tante liegen Woldemar in den Ohren, doch endlich zu heiraten, damit die Stechlins nicht aussterben.

Fontane selbst beschrieb die Handlung des Romans "Zum Schluß stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich; - das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht."
Leider muss ich dem Autor da voll und ganz zustimmen, mehr passiert wirklich nicht, außer gepflegter Konversation in trauter Runde und bei Festessen. Es ist wie in einem Familienalbum. Man schlägt die Bilder der Jubiläen und Feste auf und die Bilder gleichen sich: Leute beim essen und Spazieren gehen.

Der Stechlin entstand 1895 bis 1897 und ist Fontanes letzter Roman und spielt in der Zeit seiner Entstehung. Er ist gepflegte, seichte Lektüre der Dame von Stand der Jahrhundertwende. Seicht, teils ein wenig pikant und vorhersehbar gespickt mit Referenzen und Querverweisen auf damalige B-Promis, die heute kaum noch einer kennt.

So karikiert sich der Autor in Kapitel 34 sogar selbst

"Es gibt eine Normalnovelle. Etwa so: tiefverschuldeter adeliger Assessor und "Sommerleutnant" liebt Gouvernante von stupender Tugend, so stupende, daß sie, wenn geprüft, selbst auf diesem schwierigsten Gebiete bestehen würde. Plötzlich aber ist ein alter Onkel da, der den halb entgleisten Neffen an eine reiche Cousine standesgemäß zu verheiraten wünscht. Höhe der Situation! Drohendster Konflikt. Aber in diesem bedrängten Moment entsagt die Cousine nicht nur, sondern vermacht ihrer Rivalin auch ihr Gesamtvermögen. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch ..."

Nur leider, leider passiert nicht einmal so viel in diese Roman, auch wenn diese oben zitierte Wahrheit auch heute noch auf einen Großteil der Literatur zutrifft. Und falls noch jemand nicht aufgefallen sein sollte, dass Fontanes eigentliche Stärke in der Karikatur liegt und seine Personen durchweg überspitzt dargestellt sind in Kapitel 34 der Wink mit dem Zaunpfahl:

"Nur die scharfe Zeichnung, die schon die Karikatur streift, macht eine Wirkung."

Ein wirklich uneleganter und platter Hinweis wie man das auch heute in den Massenromanen findet.

Ich kann die zeitgenössische Kritik an Fontane absolut nachvollziehen. Zudem hat der Autor ein echtes Problem damit wie und als zu unterscheiden, z. Bsp. Kapitel 43 "sowohl der alte Graf wie Melusine oder Kapitel 13 "anders ist wie andere".

Highlight sind Woldemar Stechlins Freunde Rex und Czako, die mich mit ihrer gelungenen Lästerei an die beiden alten aus der Muppet Show erinnerten.

3 von 5 Sternen


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 Betreff des Beitrags: Re: Fontane, Effi Briest
BeitragVerfasst: 30.07.2011, 21:26 
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treue Thomsongazelle
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Registriert: 20.07.2011, 14:07
Beiträge: 268
Wohnort: Pulheim
Mein Eindruck zu Effi musste ich heute revidieren. Als ich das Buch für den Deutschunterricht gelesen habe, gefiel es mir recht gut. Lediglich im Anhang stand erwähnt das Tolstoi mit 'Anna Karenina' ein ähnliches Werk verfasst hat. Bisher hatte ich keine Zeit es zu lesen, dennoch fiel es mir bei meiner Oma neulich in die Hände und ich nahm mir vor es zu lesen. Das habe ich heute den ganzen Tag lang getan und zum Vergleich noch mal Effi auszugsweise gelesen (dank einer unvorstellbaren Menge Post-Its im Buch ging es leicht gewisse Textstellen wieder zu finden). Jetzt fiel mir zum ersten Mal Effis ständige Passivität auf. Zuvor dachte ich mir wohl meinen Teil zur Figur, aber ich musste feststellen, dass es mir an Anna Karenina gefiel, dass diese sich aktiv mit ihrer Situation auseinandersetzte. Geprägt mag dies von den unterschiedlichen Gesellschaften sein in denen die beiden zu ihrer Zeit gelebt haben. Im Zarenreich waren möglicherweise Normen und Werte ein wenig anders, jedoch denke ich das auch im preussischen Reich eine Frau nach der Scheidung durchaus besser hätte dastehen können. Ich finde Effi arg charakterlos zum Ende. Immerhin ging sie eine Affäre ein und beendete sie, blöderweise ohne die Beweise zu vernichten. Da hätte sie im weiteren Verlauf ein wenig mehr Interesse an ihrem Dasein haben dürfen, zumal ihr reales Vorbild ebenfalls aktiv geworden ist. Und wäre es nicht viel besser gewesen, hätte Effi sich nach Anna Karenina und ihrem realen Vorbild verhalten? Ihr Tod ist eine drastische Kritik an der Gesellschaft. Doch wäre es nicht, wie die Charaktere anderer Fontane-Romane besser gewesen, Effi hätte eine Vorbildfunktion in ihrer Zeit übernommen?

_________________
Liebe Grüße,
Svenja

"Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele" Cicero


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