|
findiger Fuchs |
|
Registriert: 18.02.2007, 21:15 Beiträge: 1060 Wohnort: Lübeck
|
Band 8 (zuvor: 7, ursprünglich: 6) Zu den Zweierzimmern: Wie ich schon im anderen Thread geschrieben habe, haben die Mädchen offenbar nur ihre Arbeitszimmer zur zweit, schlafen aber mit mehreren anderen zusammen. Außerdem ist es so, dass die Mädchen in der Regel ihre „studies“ bekommen, sobald sie zwei „terms“ in der fünften Klasse verbracht haben. Im zweiten Kapitel fehlt ein bisschen was über Elma Pudden. Im Deutschen heißt es nur: „Elma Pudden hatte einen sehr unglücklichen Namen. … Und so bekam sie den Spitznamen ‚Pudding’“. Im Englischen geht es noch weiter: Es waren die Fünftklässler, die ihr den Spitznamen „Pudding“ gaben, und sie hasste ihn, was nicht besonders verwunderlich war. Wenn sie gelacht und gesagt hätte „Ja, ich bin wirklich ein Pudding - aber ich werde bald dünner werden“, dann hätten die anderen sie wahrscheinlich gemocht und sie mehr in Zuneigung als in Spott „Pudding“ genannt. Aber Elma bekam einen ihrer schlimmen Wutanfälle, wenn sie aufgezogen wurde. Sie hatte eigenartige Launen - nicht hitzige, die schnell auf- und abloderten wie Carlottas oder Jennis - sondern kalte, bösartige Wut. So sehr sie sich bemühten - die anderen konnten nichts an der armen Elma mögen.Kurz darauf geht es um Beate und ihre Musik. Im Deutschen Buch heißt es nur, dass Frl. Theobald den Eltern abgeraten hat. Im Englischen ist es ausführlicher: „Sie wird einseitig“, erklärte Frl. Theobald Beates Eltern, als sie einmal bei ihr vorbeikamen. „Manchmal denke ich, dass sie überhaupt nicht in dieser Welt lebt! Das ist schlecht für ein junges Mädchen. Sie ist schon viel zu alt für die vierte Klasse, und dennoch ist sie nicht fähig, die Arbeit der fünften Klasse zu tun. Aber ich denke, ich werde sie besser in die Fünfte versetzen, wo die Mädchen in ihrem Alter sie ein bisschen aufwecken werden. Ich wünschte, Sie würden sagen, dass Beate für ein oder zwei Jahre aufhören muss, für dieses schwierige Examen zu arbeiten. Sie hat noch viel Zeit!“ …[ihre Eltern sind zu stolz]… „Stecken Sie sie in die fünfte Klasse, wenn Sie wollen, Frl. Theobald“, sagte Beates Vater. „Aber lassen Sie sie in keiner Weise in ihren Bemühungen bei ihrer Musik nachlassen. Uns wurde gesagt, dass sie ein Genie ist, und Genies müssen auf jede Art und Weise unterstützt und ermutigt werden.“ „Natürlich“, sagte die Direktorin. „Aber wir müssen natürlich sicher sein, dass unsere Arten der Unterstützung die richtigen sind. Ich mag all diese harte Arbeit mit der Musik für ein so junges Mädchen nicht, wenn das bedeutet, dass andere, recht wichtige Arbeit vernachlässigt werden muss.“Im nächsten Kapitel fehlt auch eine amüsante Stelle. Die Mädchen haben Elma aufgefordert, mit zum Tennis zu kommen. Aber nein - Elma war fast genauso stur wie Claudine, wenn es um das Verweigern jeglicher [körperlicher] Übungen ging. Claudine wand sich aus allen Spielen heraus, wenn sie konnte, und sogar aus den Spaziergängen. Anfangs hatte sie Angelegenheiten arrangiert, so dass die Hausmutter sie mit Näharbeiten überhäufte, die in der Sportzeit gemacht werden mussten - aber die Hausmutter hatte diesen kleinen Trick nach einiger Zeit durchschaut, und Claudine stellte plötzlich fest, dass sie nicht genug Nährarbeiten machen musste, um eine Entschuldigung für das Verpassen von Aktivitäten außerhalb des Hauses hatte. Aber Claudine konnte in nichts geschlagen werden. Wenn sie Sportkleider- und schuhe anziehen und auf dem Spielfeld erscheinen musste, wurde sie von heftigen Krämpfen befallen oder sich krank fühlen und musste gehen. Es war schlichtweg erstaunlich, wie sie es schaffte, aus allen Dingen herauszukommen, die sie nicht mochte.Am Ende des Kapitels fehlt ein ganzes Stück: „Diese Marianne, sie ist eine Pest“, beschwerte sich Claudine bei ihrer Tante, Mamsell. „Immer will sie, dass ich auf den Sportplatz gehe und mich heiß und dreckig und unordentlich mache. Kannst du ihr nicht erzählen, dass ich ein schwaches Herz habe, ma tante?“ „Claudine! Hast du ein schwaches Herz, mein Kind? Das hast mir noch nie erzählt!“, rief Mamsell alarmiert. „Hast du Schmerzen? Du musst zur Hausmutter gehen.“ Das war das letzte, was Claudine wollte. Die Hausmutter war die eine Person, die konsequent nichts glaubte, was Claudine sagte. „Nein, ich habe keine Schmerzen“, sagte Claudine zurückhaltend. „Nur ein leichtes Flattern hier - jetzt und wenn ich renne oder Treppen gehe.“ Mamsell sah Claudine scharf an. Sie liebte sie zärtlich, aber es kam ihr manchmal der Gedanke, dass ihre Nichte sie täuschte, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Claudine hatte ihre Hand auf die Stelle gedrückt, von der sie glaubte, dass dort ihr Herz war, um zu zeigen, wo das Flattern war - aber unglücklicherweise zeigte sie nicht die richtige Stelle. „Tiens“, sagte Mamsell, halb alarmiert, aber immer noch ein bisschen ärgerlich. „Das ist nicht dein Herz. Das ist dein Bauch. Vielleicht brauchst du eine hübsche Portion Medizin.“ Claudine verschwand sofort. Sie würde nichts von der guten Medizin der Hausmutter nehmen. Sie beschloss herauszufinden, wo ihr Herz war, damit sie ein anderes Mal keinen Fehler machen würde. Nach ein paar Tagen hatten sich die Fünftklässlerinnen wieder eingewöhnt. Sie nahmen ihre neue Arbeit in Angriff, stöhnten und schimpften, lachten und redeten, machten Spiele [vermutlich ist hier Sport gemeint] und gingen müde ins Bett. Es war ein gutes Leben, ein interessantes, erfülltes und freundliches. Manchmal waren die Fünftklässlerinnen ein bisschen traurig, wenn sie daran dachten, dass sie nur noch in eine weitere Klasse kommen würden - und dann würden sie Lindenhof für immer verlassen. Nach der Hälfte des Terms gab es ein schwieriges Examen zu bewältigen, das jede machen musste, sogar Doris, Elma und Beate, die sich absolut sicher waren, dass sie es nicht bestehen konnten. „Aber es wird euch auf keinen Fall schaden, dafür zu arbeiten“, sagte Frl. Körner mit ihrer rauhen Stimme. „Wenn ihr nur ein „Pass“ [genügend? oder nur „teilgenommen“?] bekommen könntet, hätte ich das Gefühl, dass ich etwas erreicht habe. Ich werde euch allen erlauben, zu auszuspannen, wenn das Examen vorüber ist, aber ich muss darauf bestehen, dass ihr in der ersten Hälfte des Terms euer Bestes gebt und wirklich hart arbeitet.“ So gab es in diesem Term in den kleinen Arbeitszimmern einiges an harter Arbeit zu tun. […] Schule machte Spaß - aber es war auch harte Arbeit!In „Harte Arbeit - …“ heißt es übrigens, dass auch Frl. Theobald ein paar Stunden bei ihnen gibt, und sie sich für sie besonders anstrengen. In „Frl. Willmer hat schlechte Laune“ beginnt Beate plötzlich laut zu singen, ohne auf Frl. Willmers Anschreien zu reagieren, bis Bobby ihr auf die Schulter schlägt. Sie hört auf, fängt aber gleich darauf wieder an und wird schließlich mit der Bemerkung, dass sie eigentlich in die dritte Klasse gehört, vor die Tür geschickt. Als sie dort wieder singt, soll Anneliese sie in ihr Zimmer schicken, wo sie ein Stück abschreiben muss. Mit dem Hintergrund verstehe ich auch die Bemerkung „Ich gehe zu Beate“ am Anfang des nächsten Kapitels besser. In „Das Schuljahr geht weiter“ wird die Stelle, in der es darum geht, wie Anneliese und Elli Frl. Willmer bewundern, viel weiter (und recht lustig )ausgeführt: Es wird beschrieben, wie sie sich kleiden (Elli trägt u.a. Haarnadeln, die überhaupt nicht zu ihrem Haar passen) und das Frl. Körner sich das eine Weile anschaut. Aber als Elli mit zwei verschiedenfarbigen Schals erschien und Anneliese mit einer übergroßen Zinnbrosche mit einem glitzernden orangenen Stein in der Mitte, konnte sie es nicht länger ertragen. „Hast du Halsschmerzen, Elli?“, fragte sie höflich nach. Elli schaute erstaunt auf. „Nein, Frl. Körner“, sagte sie. „Warum trägst du dann zwei Schals, Elli?“, sagte Frl. Körner, immer noch in äußerst höflichem Ton, der die Warnglocken in den Köpfen der Klasse klingeln ließ. Wie gut sie diesen besonders höflichen Tonfall kannten! Er ‚spelt’ immer Ärger. „I-ich dachte, es sieht hübsch aus“, stotterte Elli, die ebenfalls die Warnung in der kalten, höflichen Stimme hörte. „Nun, Elli, ich dachte bis zu diesem Term, dass du einen guten Geschmack hast“, sagte Frl. Körner. „Du hast immer ordentlich, gepflegt und anmutig ausgesehen - gut zurechtgemacht, in der Tat. Aber in diesem Term siehst du aus wie eine drittklassige Nachahmung eine kleinen „shop-girls“, das denkt, je mehr Farben und Schals und Nadeln und Broschen sie trägt, umso besser sieht sie aus.“ „Oh“, sagte die arme Elli, scharlachrot im Gesicht. „Und Anneliese scheint denselben Weg zu gehen“, sagte Frl. Körner und sah die Möchtegern-Dichterin in einer Art und Weise an, die sie dazu veranlasste, sich zu winden und sich zu wünschen, die große Brosche abzunehmen. „Was ist das für ein Essteller, den du trägst, Anneliese? Glaubst du wirklich, er steht dir?“ Anneliese nahm die Brosche mit zitternden Fingern ab. Sie konnte es nicht ertragen, wenn ihre Fehler in aller Öffentlichkeit aufgezeigt wurden. „Das ist besser“, sagte Frl. Körner. „Ich weiß nicht, ob ihr beide jemanden nachahmt - aber lasst mich euch etwas sagen - Nachahmungen sind nicht immer die aufrichtigste Art der Schmeichelei, wenn ihr dabei ausseht wie dumme kleine Sehenswürdigkeiten ausseht.“ „Arme kleine Dina-Fans“, flüsterte Bobby Jenni zu. „Das war ein „crack“ gegen Frl. Willmer. Ich wette, Frl. Körner weiß alles darüber, wie blöd sie sind, wenn es um sie [Frl. Willmer] geht.“Damit hören die beiden auf, sich wie Frl. Willmer zu kleiden, ahmen sie aber weiterhin nach und lassen sich auch durch Spott nicht davon abbringen. Ganz am Ende des Kapitels „Ein paar Befreiungen“ dent Mamsell noch einmal über das Geschehen nach und beschließt, mit ihren guten Nichten zu sprechen, die einen besseren „sense“ haben als die englischen Mädchen und ihr bestimmt erzählen werden, was los war, und die nicht nachts umherwandern, um von ihr eingeschlossen zu werden. In „Anneliese stellt Frl. Willmer eine Falle“ fehlt auch ein Stückchen. Anneliese sagt, dass sie sich nicht davor fürchtet, wenn Frl. Willmer sie bei Frl. Theobald meldet. „Ja“, sagte Anneliese boshaft, und die Englisch-Lehrerin wusste, dass es nicht gut wäre, Anneliese zu melden - denn Anneliese würde auch ihre Sicht der Dinge schildern, und Frl. Theobald würde nicht viel von einer Lehrerin halten, die die Zeilen eines großen Dichters verachtete, nur weil sie dachte, dass ein Schulmädchen, das sie nicht mochte, sie geschrieben hatte.Im nächsten Kapitel heißt es an einer Stelle, dass sie seit längerer Zeit keine Gedichte mehr geschrieben hat, und dass sie damit warten will, bis ihr gute Gedanken kommen. Dann kommt: Sie hatte ein Gespräch mit Frl. Theobald gehabt, die von Annelieses Betrug, wie Frl. Willmer ihn nannte, gehört hatte. Die Direktorin hatte nicht viel Zeit für die Englisch-Lehrerin selber, sie spürte, dass sie unaufrichtig und ziemlich eingebildet war - aber sie konnte keinem Mädchen erlauben, sich über [die] Autorität hinwegzusetzen oder unverschämt zu sein, ohne sie selber streng zurechtzuweisen. So hatte Anneliese 20 schlimme Minuten gehabt und war als eine traurigere und weisere Fünftklässlerin weggegangen, entschlossen, dass sie keine ‚wundervolle’ Poesie mehr schreiben würde, bis sie, wie Frl. Theobald sagte, etwas echtes und ehrliches und ernsthaftes im Herzen hatte, dass sie in ihr Schreiben hineinlegen konnte, um es wertvoll zu machen.Dann fehlt noch das Ende des Buches komplett: Frl. Theobald muss noch die neue Schulsprecherin bestimmen. Alle Sechstklässlerinnen gehen, die fünfte steigt auf und bleibt außer Hilda, die nur ein Term bleibt und dann mit ihren Eltern nach Indien geht, noch ein ganzes Jahr. Sonst wäre sie Klassensprecherin der Sechsten - und damit Schulsprecherin - geworden. Die Mädchen unterhalten sich über das Thema. „Ich werde es auf jeden Fall nicht sein“, sagte Doris gemütlich. „Ich bin zu blöd.“ „Und ich werde es auch nicht sein“, sagte Carlotta. „Ich bin immer noch zu wild.“ „Und auch ich nicht“, sagte Bobby grinsend. „Ich will immer noch zu viele Streiche spielen. Ist Mamsell nicht aufgesprungen, als sie ihr Glas Milch heute Morgen trank und am Boden einen schwarzen Käfer fand?“ Die Mädchen kicherten. Es war ein dummer Streich, aber er hatte eine Menge Spaß gebracht. Bobby hatte einen kleinen schwarzen Zinn-Käfer in Mamsells Frühstücksmilch fallen lassen, und ihr Erschrecken, als sie die ganze Milch ausgetrunken und dann plötzlich den Käfer am Grund gefunden hatte, war sehr amüsant gewesen. „Tiens“, hatte sie gerufen. „Was ist dieses schwarze Tier, dass ich beinahe getrunken hätte? Oh la la, dass es sich ausgerechnet mein Glas aussuchen musste und kein anderes!“ Die Mädchen riefen sich alle Streiche in Erinnerung, die Bobby und Jenni der armen Mamsell gespielt hatten - wie der Teller getanzt hatte - die furchtbaren Stinkbomben - und viele andere. Sie waren alle sehr lustig gewesen, und Mamsell hatte hinterher immer in ihr Gelächter eingestimmt. „In drei Tagen brechen wir auf“, sagte Bobby. „Dann sind Ferien - und wenn wir wiederkommen, werden wir alle Sechstklässlerinnen sein, sehr ernst und feierlich. Dann gibt es keine Streiche mehr - kein Kichern - kein Herumalbern.“ „Ach, Unsinn“, sagte Carlotta. „Wir werden uns nicht plötzlich ändern, nur weil wir Sechstklässlerinnen werden. Wir werden genau dieselben sein. Ich frage mich, wer Schulsprecherin sein wird. Vielleicht eine von den Zwillingen.“ „Ich hoffe es nicht“, sagte Hanni sofort. „Ich würde nichts sein wollen, das Nanni nicht ist, und sie würde es genausowenig wollen. Sonst würden wir beide es lieben. Es ist die Sache, die ich in dieser Welt im Moment am meisten möchte. Ich liebe Lindenhof und bin stolz, dass ich dazugehöre. Wenn ich etwas dafür [für Lindenhof] tun könnte, würde ich es - aber ich möchte nichts tun, das ich nicht mit Nanni teilen kann.“ „Ich empfinde dasselbe“, sagte Nanni. „Aber wenn wir die Ehre hätten, dass eine von uns gebeten würde, Sprecherin zu werden, würden wir nein sagen. Und überhaupt gibt es viele andere, die bessere Sprecherinnen wären als wir.“
Zurselben Zeit wurde diese Frage von Frl. Theobald, Frl. Körner und Mamsell entschieden. […] Es war wichtig, denn die Sprecherin hatte eine gewaltigen Einfluss auf die ganze Schule und war wirklich typisch für den Geist von Lindenhof. Sie gingen die Liste der Mädchen durch. „Hilda kann es natürlich nicht werden“, sagte Frl. Körner. „Schade, denn sie hat eine große Erfahrung als Sprecherin in drei oder vier Klassen. Aber vielleicht ist es auch an der Zeit, dass jemand anderes eine Chance bekommt, Führungsverhalten zu zeigen.“ „Jenni?“, fragte Frl. Theobald. Die anderen schüttelten die Köpfe. Jenni konnte manchmal immer noch hitzig und stur sein. Sie hatte immer noch nicht gelernt, ihr scharfe Zunger hundertprozentig im Zaum zu halten. Eine Sprecherin musste sich selber komplett unter Kontrolle haben. „Bobby natürlich nicht“, sagte Frl. Körner. „Großartig, vertrauenswürdig, aber immer noch etwas unbeständig. Was ist mit Carla?“ „Zu sanft - sie hat nicht genug Führungspersönlichkeit“, sagte Frl. Theobald, die den Charakter von jedem Mädchen in einer äußerst bemerkenswerten Weise kannte. „Und ich fürchte, Mamsell, dass wir Claudine ebenfalls streichen müssen.“ Mamsell seufzte. Es war zwei oder drei Terms lang ihr heimlicher Wunsch gewesen, dass Claudine, ihre kleine Claudine, Sprecherin von Lindenhof, der Schule, in der Mamsell so viele Jahre unterrichtet hatte, werden könnte. Aber sogar Mamsell, voreingenommen wie sie war, wusste, dass Claudine nicht geeignet war, andere zu führen. „Wenn sie in Lindenhof gewesen wäre, seit sie dreizehn war“, sagte Mamsell, „ach, dann hätte meine kleine Claudine vielleicht Zeit genug gehabt genug zu lernen, um Schulsprecherin zu werden.“ Sowohl Frl. Theobald als auch Frl. Körner bezweifelten das. In der Tat dachte Frl. Körner, dass Claudine selbst wenn sie als Baby nach Lindenhof gekommen wäre, nicht als Sprecherin geeignet wäre. Aber keiner wollte Mamsell betrüben, die ihre Nichten anbetete, und so sagten sie nichts. „Elma sicherlich nicht, das arme Mädchen“, sagte Frl. Theobald. „Sie ist ein sehr unglückliches Kind. Vielleicht wird sie sich bessern, wenn sie richtig gesund ist. Nun Carlotta - nein, ich denke nicht. Sie ist immer noch unverantwortlich und unkontrolliert in ihrem Charakter. Ich spüre, dass sie immer noch fähig ist, Leute auszuschimpfen, die sie nicht mag.“ Mamsell erinnerte sich an verschiedene Streit-Episoden in Carlottas Schulleben und lächtelte. „Ah, sie würde die Erstklässlerinnen ausschelten, wenn sie sich nicht benehmen!“, sagte sie. „Sie würde eine unterhaltsame Sprecherin sein, aber keine besonders gute.“ „Beate - nein“, sagte Frl. Körner. „Sie wird immer geneigt sein, alles zu vergessen, wenn die Musik ihren Kopf ausfüllt. Sie wird vielleicht eines Tages zu den führenden Musikern oder Komponisten gehören, aber nur in ihrer Kunst wird sie geeignet sein, andere zu führen.“ „Angela und Elli - keine von beiden ist auf irgendeine Art und Weise eine Führungspersönlichkeit“, sagte Frl. Theobald. „Wie gut wäre es für die beiden, Sprecherin zu sein und das Gewicht von Führung und Verantwortung auf ihren Schultern zu fühlen - aber wie schlecht für die Schule! Elli ist immer noch „feather-head“ und Angela muss noch viel lernen. Noch drei Terms, um es zu lernen - nun, vielleicht wird es genug sein.“ „Anneliese wäre hoffnungslos“, sagte Mamsell. „Ebenso Bettina.“ „Bleiben Doris, Petra und die Zwillinge“, sagte Frl. Theobald, die auf ihre Liste schaute. „Doris ist zu dumm“, sagte Mamsell. „Sie kann ihre Rs für mich immer noch nicht auf die französische Art rollen. Ah, sie wird ein großer Erfolg auf der Bühne sein, dieses Mädchen, sie ist so gut beim Theaterspielen. Aber sie ist dumm in allem anderen, obwohl sie ein nettes, nettes Mädchen ist.“ Die anderen stimmten zu. „Petra wäre eine ideale Sprecherin“, sagte Frl. Theobald. „Aber sie ist zu jung. Fast zwei Jahre jünger als die Ältesten in der Fünften. Sie wird noch zwei Jahre bleiben, so wird sie vielleicht in der Zukunft Sprecherin sein. Ein nettes, hart arbeitendes, ruhiges und zuverlässiges Mädchen.“ „Das lässt uns nur die Sullivan-Zwillinge“, sagte Frl. Körner. „Und ich bin sicher, dass wir nicht eine ohne die andere auswählen können. Sie sind unzertrennlich und sind es immer gewesen. Der andere Zwilling würde sich sehr ausgeschlossen fühlen, wenn wir eine von ihnen auswählen würden.“ „Ah - ich habe es!“, sagte Mamsell plötzlich und schlug auf den Tisch, sodass die anderen Lehrerinnen aufsprangen. „Ich habe es! Ja, wir werden zwei Sprecherinnen haben! Warum nicht? Ist Lindenhof nicht größer als je zuvor? Hat die Sprecherin nicht genug zu tun? Dann werden wir zwei Sprecherinnen haben, Mädchen, die zusammenarbeiten werden wie eines - also warum nicht die Sullivan-Zwillinge?“ Frl. Theobald und Frl. Körner sahen einander an. Es war eine gute Idee. Zwei Sprecherinnen, die Zwillinge waren, würden sicher sehr gut zusammenarbeiten, und konnten die Verantwortung gut teilen. Hanni und Nanni hatten durchgehend gut gearbeitet und waren zu prächtigen, vertrauenswürdigen und vernünftigen Mädchen herangewachsen. „Ja“, sagte Frl. Theobald schließlich. „Das ist in der Tat eine sehr gute Idee. Die Zwillinge werde gute Sprecherinnen sein. Es wird ihnen sehr guttun, denn sie haben bisher noch nie Verantwortung übernommen. Sie werden zusammen Sprecherinnen sein. Ich werde es morgen verkünden.“ So wurden die Namen der Sprecherin verkündet, als die ganze Schule zusammengerufen wurde, damit die Direktorin die Änderungen für das nächste Term ankündigen konnte. „Wir haben sorgfältig darüber nachgedacht, wer im nächsten Jahr Schulsprecherin sein soll“, sagte Frl. Theobald. „Und ich denke, es besteht kein Zweifel, dass unsere Wahl weise ist und sehr beliebt sein wird. Lindenhof wächst schnell und die Sprecherin hat viel zu tun, manchmal zuviel. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir zwei Sprecherinnen haben werden, die zusammenarbeiten, und wir haben ein Paar gewählt, dass seit der ersten Klasse bei uns ist und seinen Weg beständig und gut gegangen ist, das jedermanns Respekt und Bewunderung gewonnen hat. Im nächsten Term werden die Sullivan-Zwillinge unsere Sprecherinnen sein!“ Großer Jubel brach aus, ein Klatschen und Stampfen zu diesen Worten. Jeder kannte die Zwillinge, die einander ähnelten wie eine Erbse der anderen, und vertraute ihnen. Nun würden sie zusammen Sprecherinnen sein - famos! Die Zwillinge waren überwältigt. Sie wurden rot und als sie den Jubel hörten, fühlten sie plötzlich Tränen in den Augenwinkeln. Es war ein wunderbarer Augenblick für sie. Als Sprecherinnen der Schule ausgewählt zu werden, sie zu leiten, die größte Ehre zu erhalten, die Lindenhof zu bieten hatte - das war wirklich etwas wertvolles. „Danke“, sagte Hanni und stand mit Nanni auf, als der Jubel nachließ. „Wir - wir werden unser allerbestes geben.“ Das werden sie - und ihr bestes wird wirklich sehr gut sein. Und hier müssen wir sie verlassen, „about to have their dearest wish, head girls of St Clare’s, the finest school they know“.
Zuletzt geändert von Gisela am 18.05.2013, 19:04, insgesamt 3-mal geändert.
|
|