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 Betreff des Beitrags: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 21.07.2018, 21:48 
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muntere Moderatorin
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Ulrike Renk, geboren 1967 in Detmold, zog ein paar Jahre später mit Eltern und Bruder nach Dortmund, wo sie auch die Schule besuchte. Studienaufenthalt in den USA, Studium der Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie an der RWTH Aachen. Sie ist Mutter von vier Kindern. Heute lebt sie mit ihrem Mann, dem jüngsten Sohn, zwei Alaskan Malamute, drei ordinären Hauskatzen und zwei indischen Laufenten, in Krefeld am Niederrhein und arbeitet als freie Autorin.

2010 erschien ihr erster historischer Roman "Die Frau des Seidenwebers" und läutet die Reihe historischer Roman beim Aufbau Verlag ein - es folgten: "Die Heilerin" (2011), "Die Seidenmagd" (2012) und die Bestseller "Die Australierin" (2013), "Die australischen Schwestern" (2015), "Das Versprechen der australischen Schwestern") (2016) und 2017 der Auftakt der Ostpreußensaga "Das Lied der Störche". Im Oktober 2017 ist der zweite Band "Die Jahre der Schwalben" und im Juni 2018 der dritte Band "Die Zeit der Kraniche" erschienen.
Hervorheben möchte ich den Preis von 12,99 für ein großformatiges Softcover.

Das Lied der Störche

Alte Heimat Ostpreußen 1920: Frederike verbringt eine glückliche und unbeschwerte Kindheit auf dem Gut ihres Stiefvaters in der Nähe von Graudenz. Bis sie eines Tages erfährt, dass ihre Zukunft mehr als ungewiss ist: Ihr Erbe ist nach dem großen Krieg verloren gegangen, sie hat weder Auskommen noch Mitgift. Während ihre Freundinnen sich in Berlin vergnügen und ihre Jugend genießen, fühlt sich Frederike ausgeschlossen. Umso mehr freut sie sich über die Aufmerksamkeit des Gutsbesitzers Ax von Stieglitz. Wäre da nur nicht das beunruhigende Gefühl, dass den deutlich älteren Mann ein dunkles Geheimnis umgibt ...


Die elfjährige Frederike lebt mit ihren jüngeren Geschwistern Fritz und Gerta auf Gut Fennhusen in Ostpreußen. Ihre Mutter ist in dritter Ehe mit dem Gutsbesitzer verheiratet und ist mit den Kindern von Berlin aufs Land gezogen. 1920 sind dort noch die Auswirkungen des Großen Krieges bemerkbar. Anders als das lebenslustige Berlin bietet das Gut kaum Abwechslung. Freddy beschäftigt sich mit den Dingen, die im Haus und Stall anfallen und trifft dabei immer wieder auf den Freund ihres Stiefvaters. Sie ist bald von Ax von Stieglitz fasziniert und empfindet mehr für den deutlich älteren Mann.

Ulrike Renk beschreibt in diesem Roman auf ruhige Art das Leben in Ostpreußen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie legt dabei viel Wert auf Atmosphäre und vermittelt dabei das damalige Lebensgefühl zwischen den Kriegen. Sie lässt uns an Frederikes Entwicklung teilhaben, wie sie vom Kind zur jungen Frau reift und sich ihre Bedürfnisse ändern. Vermisst sie anfangs ihre Freundinnen aus Berlin, stellt sie während eines Besuchs in späteren Jahren fest, dass sie andere Prioritäten hat. Sie entdeckt Gemeinsamkeiten mit Ax, die ihr immer wichtiger werden. Aus der Schwärmerei wird eine ehrliche Liebe, die auf wahren Begebenheiten beruht.

Die Autorin erleichtert ihren Lesern dieses intensive Nachfühlen, indem sie die Hausangestellten im ostpreußischen Dialekt sprechen lässt. Die regionalen Eigenheiten werden damit auf den Punkt gebracht. Die Haupt- und Nebenfiguren werden dabei gleichermaßen ausgearbeitet, sodass man stets das Gefühl hat, dabei zu sein, wenn auf dem Gut etwas passiert. Gediegene Spannung entsteht mit den anfangs schwer zu durchschauenden Geheimnissen, mit denen sich Ax umgibt und mit denen sich zweifellos auch Freddy befassen muss. Gleichzeitig wird dadurch aber auch die Gesellschaft porträtiert.

Er hat mir sehr, sehr gut gefallen und ich habe dadurch erst gelernt, dass man um nach Ostpreussen zu reisen, mit versiegelten Zügen nach dem 1. WK durch polnische Gebiete fuhr. Mich überraschte der Putenbrütautomat der Köchin Schneider, hätte nicht gedacht, dass man vor 100 Jahren der Natur dort auch schon einen Streich spielt.

Schlimm ist, wie Frederikes Mutter die Hochzeitspolitik betreibt und vor Frederikes und Ax Hochzeitsentscheidung das Wichtige verschweigt, nur an die wirtschaftl. Zukunft denkt, nicht an das zerbrechende Herz ihrer noch nicht volljährigen Tochter. Frederikes Stiefvater ist ein toller und guter Stefvater, er behandelt die Erstgeborene seiner Frau respektvoll und wertschätzend, nicht als Aschenputtel.

Etwas geärgert haben mich auf den letzten 100 Seiten etliche Rechtschreibfehler. So etwas verärgert mich, weil in einem Buch so viel Arbeit steckt und Verlage da doch gründlicher und aufmerksamer Korrektur lesen sollten. Bei manchen Verlagen habe ich mich damit schon abgefunden. In der heutigen Zeit wird dem Thema fehlerfreies Verlagsprodukt leider weniger Wichtigkeit beigemessen. Ich arbeite ja selbst im Fachverlag und würde mir wünschen, man würde mir vor Drucklegung die PDF´s zeigen. Manches wäre dann zu vermeiden, doch da dies ja auch bei uns nicht mein Job ist, muss ich auch da zusehen und nach Erscheinen staunen und kann dann erst auf Fehler hinweisen.


Die Jahre der Schwalben

Verlorene Heimat – eine starke junge Frau zwischen Liebe und Verlust.
Kurz nach ihrer Hochzeit erfährt Frederike, dass ihr Mann eine schwere Krankheit hat. Er geht in ein Sanatorium, und Frederike hofft auf seine Genesung. Doch als er stirbt, steht Frederike vor den Trümmern ihres Lebens. Allein und ohne eigenes Vermögen muss sie das Gut mit der großen Trakehnerzucht bewirtschaften. Jahre der Verzweiflung und Einsamkeit folgen, bis sie Gebhard von Mansfeld kennenlernt. Ganz langsam gelingt es ihr, wieder an das Glück zu glauben. Doch dann kommt Hitler an die Macht, und plötzlich weiß Frederike nicht, ob sie und ihre Liebsten noch sicher sind.


Ich hatte den ersten Band „Das Lied der Störche“ begeistert gelesen und ​mich sehr auf die Fortsetzung gefreu. War daher gespannt auf diese. Da ich den ersten Band der mir bis dahin unbekannten Autorin mir ausgeliehen hatte, wollte ich nun nicht beginnen die Reihe zu sammeln. Daher habe ich mich gefreut, als ich es mir im Urlaubsort ausleihen konnte. Mir gefällt sehr mit Kurkarte kostenfrei in vielen Seebädern während des Urlaubs Bücher ausleihen zu können. Dieses Mal hatte ich sogar schon zuhause eine Merkliste aus dem vorhandenen Bibl.- Bestand erstellt und bin sehr zielgerichtet zu den Regalen gegangen. Dadurch habe ich viele Bücher meiner Wunschliste "erwischt".

Etwas schade für die Fortsetzung fand ich, dass der Klappentext m. M. nach schon zu viel von der Handlung verrät. Im zweiten Band der Familiensaga aus Ostpreußen befinden wir uns in der Zeit von 1930 bis 1944. Mir hat gefallen, wie Freddy die Schwierigkeiten in ihrem Leben gemeistert hat, war sie doch noch sehr jung, als sie so viel Verantwortung übernommen hat. Ulrike Renk gelingt es hier wieder ein genaues Bild dieser Zeit zu zeichnen, mit all den Umständen, den genau diese Zeit so bringt.

Freddy schafft es nach und nach ein wenig Glück in ihrem Leben zu finden, auch wenn es oft von Sorgen und harter Arbeit geprägt ist. Das Leben auf dem Gutshöfen der damaligen Zeit war nicht einfach. Als der zweite Weltkrieg ausbricht, gilt es nicht nur die eigenen Leute durchzubringen und zu schützen, sondern auch noch die Kriegsgefangenen zu versorgen und dabei nicht die die eigene Menschlichkeit zu verlieren.


Die Zeit der Kraniche

Zeiten des Aufruhrs. Nach dem dringlich herbeigesehnten Ende des Krieges besetzen die sowjetischen Truppen das Land. Viele Gutsfamilien verlassen ihre Heimat und ziehen in den Westen. Auch Gebhards Brüder und seine Mutter. Er jedoch kann sich einfach nicht dazu entschließen, das Land seiner Väter zu verlassen. Dann wird er denunziert und verhaftet. Frederike droht das gleiche Schicksal. In letzter Sekunde schafft sie es zu fliehen – aber wird ihr ein Neuanfang gelingen? Und was ist mit Gebhard?

Werde ich lesen, sobald ich mir den Band ausleihen kann. :-)


Diese "Gut Fennhusen"-Geschichten sind erst nur als E-Books erschienen, nun dieser bald auch als Hardcover. :

Das Fest der kleinen Wunder
Der Geschmack von Pfefferkuchen.
Ostpreußen, Winter 1925: Während im Reich alles im Umschwung ist, lebt man auf den Gütern in der ostpreußischen Provinz ein Leben mit den Jahreszeiten. Für Frederike ist es das letzte Jahr auf Gut Fennhusen, bevor sie eine höhere Töchterschule besuchen wird. Sie genießt es, mit ihrem Pony über die abgeernteten Felder zu reiten, den ersten Schnee zu riechen und an den Vorbereitungen für die große Jagd teilzuhaben. Nur Caramell, ihr Lieblingspferd, macht ihr Sorgen – es lässt sich plötzlich nicht mehr reiten. Dann taucht der Besitzer des Nachbarguts auf und möchte es kaufen. Jetzt muss schon ein kleines Wunder geschehen, dass es noch ein fröhliches Weihnachtsfest wird ...

Dieses Buch ist ein abgeschlossener Weihnachtsroman, der in den 20er Jahren auf Fennhusen spielt. Es ist nicht die chronologische Fortsetzung der Serie "Die Ostpreußen Saga".


Muttertag auf Fennhusen

Ostpreußen, Mai 1926: Der Frühling hält Einzug auf Gut Fennhusen und mit ihm die ersten Gäste nach der Winterpause.
Frederike ist überglücklich, denn Thea hat sich mit ihren Eltern, den von Larum-Stils, angekündigt. Bevor Frederike im Herbst die höhere Töchterschule im fernen Bad Godesberg besuchen wird, freut sie sich, noch einmal viel Zeit mit ihrer besten Freundin zu verbringen, auszureiten und die ersten Sonnenstrahlen zu genießen. Doch es kommt ganz anders, denn die Familie von Larum-Stil kehrt gerade von einer längeren Amerika-Reise zurück und berichtet von einer Sitte, die dort groß in Mode ist: ein Fest zu Ehren der Mütter!
Frederikes Mutter ist von dieser Idee so angetan, dass sie sofort mit den Planungen beginnt. Auch auf Fennhusen will sie diese Sitte einführen, ein großes Festmahl mit den engsten Freunden aus der Nachbarschaft. Da der zweite Sonntag im Mai allerdings schon in der kommenden Woche ist, müssen alle mit anpacken. Und so finden sich Frederike und Thea plötzlich in der Gutsküche wieder und lernen, wie man all die Köstlichkeiten zubereitet, die man anlässlich eines solchen feierlichen Muttertags-Menüs zubereitet.
Ob da noch genügend Zeit bleibt, sich um eine besondere Überraschung für ihre Mutter zu kümmern?

Dies ist eine abgeschlossene Frühlingsgeschichte, die in den zwanziger Jahren auf Gut Fennhusen spielt. Es ist nicht die chronologische Fortsetzung der "Ostpreußen-Saga".

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Liebe Grüße von Christiane
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"Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart


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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 24.07.2018, 21:58 
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lesender Löwe
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Ich habe die ersten beiden Bände signiert zum Geburtstag bekommen.
Im großen und Ganzen kann ich Christiane nur zustimmen, sie lesen sich gut, die Geschichte ist auch sehr gut und durch die vielen alltäglichen Beschreibungen fesseln sie auch durchaus.
Ein Pluspunkt ist auf jeden Fall, dass die Bücher sehr gut recherchiert sind und den Leser mitnehmen in die Zeit zwischen den zwei Weltkriegen, als Ostpreußen noch zu Deutschland gehörte, das Landleben noch mit wenigen Maschinen auskam und es noch Gutsbesitzer gab. Diese Fakten des Alltagslebens ziehen sich durch das ganze Buch und versetzen den Leser in die damalige Zeit.

Allerdings fehlt mir ein bisschen das gewisse Etwas an den Büchern. Ich kann noch nicht mal sagen, was genau. Vielleicht ist es auf eine Art etwas zu nüchtern geschrieben, bei mir ist der Funke auf jeden Fall nicht so ganz übergesprungen. Ich weiß nicht, ob ich Band 3 wirklich lesen werde.

Und wie Christiane schrieb, die Rechtschreibfehler sind arg nervig, vor allem, wenn es nicht nur ein paar Flüchtigkeitsfehler sind, die jeder mal übersehen kann.

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Viele Grüße von Hannah Mareike :fg


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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 25.07.2018, 07:35 
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tiefsinniger Tiger
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Ich habe mir, angeregt durch Christianes Rezension, Bd1 auf a..zon bestellt. Allerdings muss ich nich bis zum 20. September warten... Jetzt wundere ich mich grad, warum, wenn er doch offenbar schon erschienen ist.
Ich erwarte mir etwas in Richtung "Sturmzeit" Trilogie. Bin ich da zu euphorisch?

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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 25.07.2018, 08:50 
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muntere Moderatorin
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Die Trilogie ist vollständig erschienen, lediglich die beiden in die Zeit eingeschobenen Erzählungen "Muttertag" und "Weihnachten" sind erst als E-Book und werden nun noch in Print veröffentlicht.

Charlotte Links Sturmzeit-Trilogie subt bei mir, hatte ich auch zwischenzeitlich schon einmal weggegeben.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 25.07.2018, 13:00 
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tiefsinniger Tiger
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Gehört ins Kapitel "Kapier einer die Technik". Buch aus dem Warenkorb rausgenommen, neu reingegeben und -tadaaa- ich freu mich auf ein Buchpaket morgen :ggg

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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 22.08.2018, 13:47 
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tiefsinniger Tiger
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Jetzt habe ich die Bücher auch durch, alle 3 hintereinander. Irgendwie bin ich zwiegespalten, ob sie mir gefallen oder nicht - vielleicht habe ich auch zu sehr mit der "Sturmzeit"-Trilogie verglichen. Gut gefällt mir auf jeden Fall, dass man einen historischen Einblick in diese Zeit gewinnt und auch, dass man die Leute in der ostpreußsichen Sprache reden läßt. Ich werde allerdings mit Freddy nicht warm, keine Ahnung warum, trotz ihrer Schicksalschläge, aus denen sie sich immer wieder rauskämpft, wirkt sie auf mich deutlich "farbloser" als (jaja, ich hab schon geschrieben, ich vergleiche zu sehr) Links Felicia. Auch die anderen Charaktere (abgesehen von den Köchinnen) scheinen mir zu blaß, zu leblos. Allerdings kann ich nicht mal genau festmachen, warum das so ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 11.01.2019, 20:25 
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muntere Moderatorin
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Die Seidenstadt-Saga - Das Schicksal einer Familie

Jahre aus Seide

576 Seiten, ET: 7. Dezember 2018

Träume aus Seide in Zeiten des Aufruhrs.
1932: Ruth hat eine unbeschwerte Jugend. Die meiste Zeit verbringt sie in der Villa des benachbarten Seidenhändlers Merländer. Sie ist fasziniert von den kunstvoll bedruckten Stoffen, lernt Schnittmuster zu entwerfen und Taschen und Zierrat zu fertigen. Und sie begegnet Kurt, ihrer ersten großen Liebe. Als die Nazis an die Macht kommen, scheint es für sie keine Zukunft zu geben, denn sie sind beide Juden. Kurts Familie trägt sich mit dem Gedanken auszuwandern, auch Ruth soll gegen ihren Willen ihr Elternhaus verlassen. Und dann kommt der Tag, an dem das Schicksal ihrer Familie in Ruths Händen liegt.
Eine dramatische Familiengeschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht.


Weil mir hat die Ostpreußensaga sehr gut gefallen hat, habe ich mich gefreut, als eine neue Trilogie angekündigt wurde. Natürlich habe ich auch schon etliche Bücher gelesen, die um die Machtergreifung der braunen Partei spielen. Viele fiktiv, andere auch auf Tatsachenberichte/ Tagebücher von Zeitzeugen beruhen. „Jahre aus Seide“, wie auch die Fenhusen-Trilogie beruhen auf Lebenserinnerungen.

Der Auftaktband führt uns ab 1926 gemächlich in das Leben der jüdischen Familie Meyer ein. Der Vater ist erfolgreicher Vertreter für Schuhe, man lebt daher gehoben, besitzt ein Mehrfamilienhaus und bewohnt ein Stadthaus. Für Tochter Ruth und Ilse gibt es ein Kindermädchen, man beschäftigt einen Chauffeur (der Vater ist fehlsichtig, hat daher keinen Führerschein), eine Köchin, jemanden für Hausreinigung & Wäsche. In der Nachbarschaft lebt ein Stofffabrikant und dieser schenkt der kleinen Ruth immer mal wieder Stoffreste/ alte Musterbücher. Ruth ist sehr interessiert und wissbegierig daraus etwas zu schneidern. Die Mutter ihres Vaters zeigt ihr viele Kniffe. Die Familie führt kein strenges jüdisches Leben, sondern einen Mix mit Traditionen und dem Leben mit Christen in Deutschland. Familie Meyer freundet sich mit der Familie des Chauffeurs an, den Aretz. Man verreist gemeinsam, Herr Meyer bezahlt den Aufenthalt für alle. Man führt ein gutes Leben, doch schleichend zieht in den Alltag die Angst um die Zukunft von in Deutschland lebenden Juden ein. Wegzug/ Auswanderung/ Palästina – die ersten Überlegungen bei Freunden und im Familienumfeld der Meyers. Bis 1938 begleiten wir im ersten Band der Seidenstadt-Trilogie die Familie, wir Leser wissen - 80 Jahre später, was jüdische Familien bis 1938 und danach durchmachen mussten. Die Tagebücher der Ruth Meyer sind Basis für die Trilogie. Daher sind Spannungsbogen und Dramaturgie auch der Historie dieser Familie geschuldet.

Ulrike Renk hat mal wieder ein gut lesbares Buch abgeliefert. Die Protagonisten sind mir schnell ans Herz gewachsen und natürlich hat man Angst um diese. Umso mehr, weil es sich um Menschen handelt, die tatsächlich gelebt haben. Ich bin gespannt auf die folgenden Bände und freue mich, wenn ich diese in 13 Monaten nebeneinander ins Regal stellen kann. Das wird hübsch aussehen.

Ich bin auch gern geduldig im Warten auf die nächsten Bände. Was gut werden muss, braucht auch Schreibzeit. Den Auftakt habe ich sehr gern gelesen und werde mein Buch sicher an so manchen verleihen.

Lobend hervorheben möchte ich bei diesem Roman die Lesefreundlichkeit, den angenehmen Zeilenabstand… „Durchschuss“ :) Die Bücher des Aufbau-Verlages werden zudem zu einem unschlagbaren Preis angeboten: € 12,99 € für eine Broschur liegt rund 2 € unter vergleichbaren Veröffentlichungen anderer Verlage.

Es hat mich berührt im Netz Informationen und Fotos zur Familie Meyer zu finden. Diese machen das Gelesene noch greifbarer:





Folgebände:
Zeit aus Glas

560 Seiten, ET 14. Juni 2019

England, 1939: In letzter Minute ist Ruth die Flucht geglückt. Als Hausangestellte kommt sie bei einer Familie in der Nähe von London unter. Ihre Gedanken und Sorgen sind jedoch in der alten Heimat – bei ihrer Mutter und vor allem bei ihrem Vater, der von den Nazis inhaftiert wurde. Ruths muss hart arbeiten, und es bleibt ihr wenig Zeit, sich in London um Ausreisepapiere für ihre Eltern und ihre Schwester zu bemühen. Dann erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater aus der Haft entlassen werden kann – allerdings nur, wenn er innerhalb von vierundzwanzig Stunden die Papiere aus England vorlegt


Tage des Lichts

576 Seiten, ET 17. Februar 2020

1940: Endlich ist es so weit, Ruth hat das langersehnte Visum bekommen und darf nach Amerika zu ihren Verwandten ausreisen. Doch der Neuanfang ist schwer. Chicago ist viel größer, als Ruth es erwartet hätte, und ihr fällt es nicht leicht, sich an den neuen Alltag zu gewöhnen, der so sehr von dem abweicht, was sie kennt. Dann aber lernt sie Eddie kennen und verliebt sich Hals über Kopf und wider besseres Wissen, denn Eddie ist amerikanischer Soldat, und der Krieg scheint noch lange nicht zu Ende. Schon bald muss er an die Front, für Ruth bricht eine Welt zusammen: Wird Eddie gesund aus dem Krieg zurückkehren? Und wird ihre Liebe diese Zeit überstehen?

Nachtrag: Juli 2019
Zitat:
Christiane: Leider komment jetzt nur noch einige Seiten und dann heißt es geduldiges Warten auf den Abschlussband.
Ulrike Renk schrieb: Nun ja, es wird einen vierten Band geben ....
Christiane: Wow - das ist ja mal ne richtig gute Nachricht! :freude Ich freue mich sehr, weil ich jetzt weiß, dass ich noch ganz viel zu Ruths Leben erfahre und die Familie begleiten darf. Toll!

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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 14.01.2019, 10:31 
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sonnige Serengeti
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Die Reihe steht auch auf meiner Lesewunschliste für dieses Jahr. ich hoffe, dass unsere Bücherei sie bald anschafft. :chen

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Bild LG Iris

Life ist better at the beach :) :sonne


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 Betreff des Beitrags: Re: Ulrike Renk
BeitragVerfasst: 19.07.2019, 22:32 
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muntere Moderatorin
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„Zeit aus Glas“

schließt direkt an den Auftaktband „Jahre aus Seide“ an. Ulrike Renk holt einen gut in den zweiten Band hinein und man hat durch die lebendigen Dialoge schnell den Eindruck ganz nah beim Geschehen dabei zu sein. Ich habe mitgelitten und meine Augen wurden gut befeuchtet.

Wer zu diesen Büchern greift und sich bewusst macht, von welcher Zeit und Problematik sie handeln, erwartet kein Warme-Decke-Buch. Er bekommt gut erzählte Familiengeschichte, nachvollziehbare Emotionen und einen Blick auf düstere deutsche Geschichte.

Das Buch setzt ein mit dem Tag nach der Kristallnacht, dem Tag, als die Synagogen brannten, jüdische Geschäfte zerstört wurden, jüdische Männer verhaftet wurden, die jüdischen Zuhause zerstört wurden und wer nicht auch noch körperlich gequält und womöglich gefoltert wurde, dessen Seele bekam durch all das einen tiefen Schnitt und große Angst. Die Juden sind ungewünschte Rasse und was nutzt Besitz, wenn man nicht leben darf?
Der Staat erwartet von den Juden das finanzielle Aufkommen für die Schäden, die man ihnen angetan hat – paradox! Ruths Vater lässt schon seit einiger Zeit Werte ins Ausland schmuggeln. Ausreisen dürften sie, Amerika will sie aufnehmen, allerdings erst 1941. Bis dahin können sie nicht in Deutschland bleiben. Um sich herum sehen sie wie andere Juden verhaftet werden, verschleppt und nicht zurückkehren. Die jüngere Tochter Ilse darf zumindest noch die Schule besuchen, die ältere Schwester Ruth und auch der Vater sitzen beschäftigungslos zuhause. Es gibt für sie kein kulturelles Teilhaben mehr im Staat. Martha, die Mutter der Schwestern, ist depressiv und ohne Hoffnung und Antrieb. Ruth hört von einer Möglichkeit wie sie zumindest in einem Land aufgenommen werden könnte? Sie ist eine bemerkenswert starke Frau in all der Zeit, doch soll sie sich bemühen? Darf sie ihre Familie allein lassen?

Was ist etwas Gutes an dieser Familiengeschichte? Als Glück bezeichne ich, dass Ulrike Renk die Tagebücher einer jungen Jüdin für ihr Buch als Faden nehmen kann, die überlebt hat und als noch größeres Glück ein hohes Alter erreicht hat. Keiner konnte ihr die düsteren Kapitel ihres Lebens nehmen, die Angst vor dem nächsten Tag. Hoffnung haben, wenn etwas hoffnungslos scheint, doch folgten in der neuen Heimat noch sehr viele gute und glückliche Jahre. Wenn man das Buch mit diesem Gefühl liest, tröstet es mich ein wenig.

Diesen Roman hab ich in einer Sogwirkung gelesen und nur sehr ungern aus den Händen gelegt. Ich freue mich auf die Fortsetzung, die leider erst 2020 erscheint, weil mir die Personen aus dem Roman ans Herz gewachsen sind und ich ihnen alles, alles Gute wünsche. Den Weg dahin beschreibt Ulrike Renk eindrucksvoll und auch mit Respekt. Auf ein Wiedersehen mit Familie Meyer!

Ganz großen Dank gebührt der Autorin, die aus Tagebuchaufzeichnungen behutsam und verantwortungsvoll eine Saga schreibt und mit jedem Roman ermöglicht, dass die Geschichte dieser Personen viele Menschen lesen können.

Ich empfehle gern diese Reihe weiter, gehören diese Bände, wie schon die aus der Ostpreußentrilogie zu meinen Favoriten. Keine Frage - verdient die volle Punktzahl!

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