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 Betreff des Beitrags: Tom Saller
BeitragVerfasst: 26.02.2018, 12:12 
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Ich lese gerade: Weihnachtsromane
Wenn Martha tanzt

Ein junger Mann reist nach New York, um das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha bei Sotheby's versteigern zu lassen. Es enthält bislang unbekannte Skizzen und Zeichnungen von Feininger, Klee, Kandinsky und anderen Bauhaus-Künstlern. Martha wird 1900 als Tochter des Kapellmeisters eines kleinen Dorfes in Pommern geboren. Von dort geht sie ans Bauhaus in Weimar - ein gewagter Schritt. Walter Gropius wird auf sie aufmerksam, Martha entdeckt das Tanzen für sich und erringt so die Bewunderung und den Respekt der Bauhaus-Mitglieder. Bis die Nazis die Kunstschule schließen und Martha in ihre Heimat zurückkehrt. In ihrem Arm ein Kind und im Gepäck ein Notizbuch von immensem Wert - für sie persönlich und für die Nachwelt. Doch am Ende des Zweiten Weltkriegs verliert sich auf der Flucht Marthas Spur.

Die Zeit zwischen 1920 und Mitte der 30er. Ein Zeitalter des Umbruchs, der Möglichkeiten und dann der dunklen braunen Suppe. Die Zeit des Nationalsozialismus wird hier nur am Rande erwähnt. Sie ist da, man spürt die Bedrohung, steht aber nicht im Vordergrund. Im Vordergrund steht Martha und ihr Aufwachsen in einem Musikerhaushalt. Ihre Liebe zur Musik, die sich völlig anders zeigt als es ihr Vater erwartet. Martha, die ihren eigenen Weg geht und schließlich findet, was Musik für sie ist.

Marthas Weg ist ungewöhnlich - ihr Aufwachsen sehr frei. So wundert es nicht, dass sie nach Weimar geht und dort am Bauhaus Studentin wird und es wundert mich ebenso wenig, dass sie ihre Freiheit auch in Weimar auslebt. Als das Bauhaus in Weimar geschlossen wird, kehrt Martha in ihre Heimat zurück und muss schließlich die Fluch ergreifen als der Krieg zu Ende ist und die Russen einfallen.

Dies alles recherchiert Marthas Urenkel, erfindet einiges dazu und baut sich so ein Bild seiner Urgroßmutter auf als er Marthas Tagebuch in die Hände bekommt und es schließlich bei Sotheby's versteigert.

Letztes Jahr als wir in Berlin waren, waren wir auch im Bauhaus-Archiv. Ich fand es sehr interessant. Ich mag diese klaren Linien und die Funktion von angewandter Kunst. Dort haben wir auch einiges über die Geschichte des Bauhauses gelesen. Es jetzt nochmal als Geschichte verpackt zu bekommen, fand ich richtig interessant. Allerdings musste ich zwischendurch doch zum Smartphone greifen und ein paar Sachen nachschlagen. Da hätte ich mir am Ende des Buches nochmal ein Glossar mit den wichtigsten Eckdaten und Erfindungen des Bauhauses gewünscht.

Das Buch ist ein Erstlingswerk des Autors. Zwischendurch hatte ich mit den kurzen Absätzen und den knapp dahin geworfenen Bemerkungen das ein oder andere Stirnrunzeln, aber alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich kann jeden, der Bücher über diese Zeit gern liest oder sich für die Geschichte des Bauhauses interessiert, das Buch nahelegen.

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Bild Liebe Grüße
Rabea
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Gedanklich am Meer Bild


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 Betreff des Beitrags: Re: Tom Saller
BeitragVerfasst: 03.03.2018, 23:05 
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sonnige Serengeti
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Hmm, ich bin bei der Beurteilung des Buches etwas zwiegespalten. Im Gegensatz zu Rabea habe ich nämlich keinerlei Bezug zur Bauhausgeschichte. :rotwerd

Vielleicht hätte ich einen besseren Zugang zum Buch bekommen, wenn mich der Schreibstil nicht so genervt hätte. Tom Saller ist der König der kurzen dahingeworfenen Sätze, das hat mich teilweise wirklich geärgert, weil ich immer das Gefühl hatte, dass das etwas fehlt. Durch die erste Hälfte musste ich mich durchquälen, im letzten Drittel - als die Fäden zusammenliefen - fand ich es dann allerdings recht spannend.

Irgendwie hatte ich mir von dem Buch etwas mehr erhofft und leider finde ich auch in diesem Fall mal wieder, dass es einem Mann einfach nicht so gut gelingt, gescheit über eine Frau zu schreiben. :höhö :höhö :höhö

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Bild LG Iris

Life ist better at the beach :) :sonne


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 Betreff des Beitrags: Re: Tom Saller
BeitragVerfasst: 17.11.2019, 17:38 
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geniale Giraffe
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Ich lese gerade: **
Ein neues blau

Als Lilis Mutter früh stirbt, kümmert sich ihr Vater Jakob rührend um sie. Aber erst als sie Günther von Pechmann kennenlernt, den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur, findet sie ihre Bestimmung: die Welt des Porzellans. Doch die Nationalsozialisten kommen an die Macht und Lili muss aus Berlin fliehen.

Fünfzig Jahre später lebt Lili wieder in Charlottenburg, zurückgezogen in ihrem Haus mit dem japanischen Garten. Sie spricht nicht viel über sich und ihr bewegtes Leben. Erst die 18-jährige Anja, widerspenstig und quer, kann Lili dazu bewegen, sich ihr zu öffnen. Stück für Stück enthüllt sich Lilis Geschichte, doch auch Anja hat ein Geheimnis. Welche Rolle spielt dabei die schlichte Porzellanschale, die die alte Frau wie einen Schatz hütet?


Die Geschichte beginnt in den 80er Jahren als die Schülerin Anja von Ihrem Lehrer gebeten wird als Gesellschafterin für Lili Kuhn zu arbeiten. Lili lebt allein in ihrem großen Herrenhaus, begleitet nur von Ihrer langen und schmerzhaften Vergangenheit.

In Rückblicken, die sich von 1919 bis 1938 erstrecken erzählt und Tom Saller die Geschichte von Lili, Ihrem Vater Jakob und Ihrem Freund Takeshi und Ihrem Leben in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik bis zum 2.Weltkrieg.
Die beiden Zeitebenen haben jeweils einen sehr unterschiedlichen Erzähl- und Schreibstil. Was sich aber für mich trotzdem gut zusammengefügt hat. Vor allem der Erzählstrang um Lili ist eigenwilligen aber wunderbar ruhig was mich von Beginn an so in den Bann gezogen hat so das ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Der Anfang und das Ende werden gekonnt zusammengefügt durch die Geschichte einer blauen Porzellanschale die sehr schön in das ganze Buch verwoben ist.

Ein beeindruckender Roman den man so schnell nicht vergisst. Ich finde den Schreibstil von Tom Saller ungewöhnlich, aber sehr fesselnd.

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Irina Bild

Pour yourself a drink, put on some lipstick, and pull yourself together - Elisabeth Taylor


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 Betreff des Beitrags: Re: Tom Saller
BeitragVerfasst: 12.12.2019, 21:10 
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muntere Moderatorin
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Registriert: 20.02.2007, 19:59
Beiträge: 3587
Wohnort: Hannover
Dank Irina habe ich in den letzten drei Tagen "Ein neues Blau" gelesen. Vom Debüt "Wenn Martha tanzt" war ich schon begeistert, daher auch voller Vorfreude auf Tom Sallers neues Buch. Es fiel mir richtig schwer den Roman immer mal wieder aus den Händen zu legen. Bei der Vergangenheitshandlung gibt es sehr kurze Kapitel, die natürlich verleiten immer noch ein weiteres zu lesen.

Für Porzellan/ Glas habe ich auch ein Auge, wenn ich auch schöne Stücke bisher zu meiner Mutter gebe, die sagt einen kleinen "Pozellantick" zu haben. Mir fehlt der Platz, (die vielen Bücher) wobei ich für Gläser von Anfang an eine 2,30m hohe Vitrine eingeplant habe. Bei beiden Großelternhaushalten gab es eben viele schöne Gläser... dazu meine eigenen... Durch meinen Weimarurlaub habe ich mich auch noch einmal mehr mit dem Thema Bauhaus beschäftigt, welches auch in diesem Roman zwangsläufig eine Rolle spielt.

Die letzten 180 Seiten habe ich gestern im Wartezimmer vom Arzt gelesen. Ich wollte die Zeit sinnvoll nutzen, doch weil ich angespannt war, habe ich sie leider etwas weniger genossen. Ich wollte aber auch eben sehr gern wissen, wie es weiter geht. Schöner wäre gewesen sie zu Hause zu lesen, doch Wartezeit muss genutzt werden.

Es ist eine berührende Geschichte über eine Halbjüdin, die eigentlich gar keine war, denn der Vater hat diese Religion nie gelebt und sie ihr auch nicht nahe gebracht. Und doch brachte er sie zu einem Rabbi, der Lili von dem jüdischen Glauben überzeugen wollte. Ob er es geschafft hat, mag der Leser selbst herausfinden. Schade fand ich, dass fast nie eine Zeitangabe vorhanden ist. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor das genauer benannt hätte z.B. bei den Kapitelüberschriften. Man errhält einen kleinen Einblick in die Porzellanherstellung und einen viel ausführlicheren in die Teezubereitung. Ansonsten hat mich dieser Roman durchaus gefesselt und sehr gut unterhalten.

Die Gegenwartserzählung hätte ich nicht gebraucht, wurde ich mit Anja Hermann nicht warm und fand gut, dass für ihre Geschichte vielleicht ein Fünftel des Buches beansprucht. Der Autor konnte sich natürlich aufgrund seines Brotberufes Psychotherapeut dort austoben.

Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Roman des Autoren! Welchem Thema wird er sich widmen?

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Liebe Grüße von Christiane
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"Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart


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