Ich dachte mir, ich mache mal einen Extrathread auf, damit die Kommentare nicht im Lesefreunde-Thread verschwinden. Ich habe diese Rubrik gewählt, weil die Bücher ja nicht Krimis oder Thriller im eigentlichen Sinn sind, bei Bedarf gerne zu den Krimis verschieben!
Anna hat geschrieben:
Mittlerweile habe ich etwa die Hälfte von Schuld gelesen - mein erstes Fazit: ein faszinierendes, streckenweise absolut grauenvolles und verstörendes Buch mit so einigen Überraschungsmomenten (ich sage nur Anatomie), das große Fragen nach Schuld, Unschuld und dem Bösen im Menschen aufwirft. Ich werde definitiv auch noch Verbrechen lesen. Inga, wie hat es dir gefallen?
Inga hat geschrieben:
@ Anna: Ich habe es ebenso empfunden, sehr bedrückend!
Eine gute Freundin von mir ist Juristin und sagte einmal, dass sie nie Anwältin werden wollte, weil man da mitunter "gezwungen" ist Menschen oder Situationen zu verteidigen, an deren Unschuld man nicht glaubt bzw. hinter denen man nicht steht. Ich finde, dass vor allem der erste in dem Buch beschriebene Fall ein klassisches Beispiel dafür ist. Schirach schreibt ja auch selbst, dass er nach dem Prozess das Gefühl hatte, seine Unschuld verloren zu haben.
"Verbrechen" werde ich auf jeden Fall auch noch lesen - wenn ich den "Lesefreunde"-Stapel abgearbeitet habe.
Mittlerweile bin ich ganz fertig mit Lesen und das Buch geht mir immer noch im Kopf herum. Faszinierend, wie eindringlich diese so nüchterne und lakonische Sprache wirkt.
Diese Überlegung deiner Freundin kann ich total gut nachvollziehen, Inga. Ich kann mir das auch nicht vorstellen, jemanden zu verteidigen, an dessen Unschuld man nicht glaubt. Aber wie gut, dass es Menschen gibt, die es tun! Die erste Geschichte ist wirklich ein prägnantes Beispiel dafür, welche Konsequenzen der Grundsatz "In dubio pro reo" haben kann.
Meine Freundin hat übrigens mit ihrer 10. Klasse
Verbrechen gelesen und sie sagte, die Schüler wären begeistert gewesen (und hätten sich mit den Gewaltschilderungen wohl auch nicht schwer getan).