Zeitgeschehen, Schicksale und Tatsachenberichte
Antwort schreiben

Jennifer Niven

14.01.2016, 11:46

All die verdammt perfekten Tage

400 Seiten, Limes Verlag (28. Dezember 2015), Originaltitel: All the bright places

Kurzbeschreibung
Ein Mädchen lernt zu leben - von einem Jungen, der sterben will

Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund auf einem Glockenturm, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke – das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein verwegener, witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden…

über die Autorin
Jennifer Niven wuchs in Indiana auf, dort, wo auch "All die verdammt perfekten Tage" spielt. Mit der herzzerreißenden Liebesgeschichte von Violet und Finch hat sie Verlage in aller Welt begeistert – die Rechte wurden in 32 Länder verkauft. In den USA stieg "All die verdammt perfekten Tage" sofort auf Platz 13 der New-York-Times-Bestsellerliste ein, eine Hollywoodverfilmung ist ebenfalls in Planung. Heute lebt die Autorin mit ihrem Verlobten und ihren »literarischen« Katzen in Los Angeles, wo sie 2000 das Schreiben zu ihrem Hauptberuf machte.



Dieser Roman erzählt die Geschichte von Finch und Violet. Finch befindet sich gerade auf dem Glockenturm seiner Schule und sinniert über das Sterben nach, als er Violet entdeckt, die anscheinend ebenfalls möglicherweise im Begriff ist, zu springen. Er überredet sie dazu, wieder vom Turm zu steigen und stellt die Sache so dar, als ob sie ihn gerettet hätte statt umgekehrt.

Die beiden freunden sich miteinander an und sehr rasch bekommt man mit, daß beide eine schwere Last mit sich tragen, die sie dazu bewogen hat, sich auf dem Glockenturm düstere Gedanken zu machen. Nach und nach beginnt Violet, wieder Lebensmut zu fassen und nach vorne zu blicken. Doch obwohl die beiden eine sehr schöne Zeit miteinander verbringen, scheint Finch ihr und dem Leben immer mehr zu entgleiten.

Fitch und Violet kommen abwechselnd in überwiegend kurzen Kapiteln zu Wort und so erfährt man alles aus ihrer Sicht und nicht von einem neutralen Betrachter. Während Violet mit dem Unfalltod ihrer älteren Schwester kämpft, sucht Finch seinen Platz im Leben. Denn in der Schule ist er der Freak, der Schläger und der komische Typ. Damit hat er sich abgefunden. Bis er auf Violet trifft. Bei ihr kann er so sein, wie er wirklich ist. Er muss keine Rolle spielen. Und genau das bringt ihn aus dem Konzept. Violet hingegen ist das nette Mädchen von nebenan, angepasst und von innerer Trauer zerfressen.

"All die verdammt perfekten Tage" ist das Debüt von Jennifer Niven und wird mitunter mit "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" verglichen, jedoch tut man damit beiden Werken Unrecht. Jennifer Nivens Roman ist großartig, aber so ganz anders als das herangezogene Buch von John Green.

Jennifer Niven zeichnet ihre Figuren realitätsnah, wirklich und emotional instabil. Es gibt keinen Ritter in glänzender Rüstung und keine bezaubernde Prinzessin, die den Bad Boy zähmt. Ja, es gibt nicht mal den typischen Bad Boy. Es gibt nur Violet und Finch. Und genau das macht das Buch so bezaubernd!

Während zu Anfang noch der Humor überwiegt, werden die Geschehnisse im Verlauf ruhiger, nachdenklicher und düsterer. Doch auch hier hat die Autorin in meinen Augen alles richtig gemacht. Es gibt keinen triefenden Schmalz, keinen überbordenen Pathos, es gibt nur zwei Teenager, die sich gegenseitig Halt geben.

Der Stil der Autorin ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise passt zu zwei 17-jährigen, die mehr erlebt haben, als sie sollten. Mit Humor, Tiefsinn und auch einer ordentlichen Portion Philosophie hat sie mich durch ihre Geschichte geführt.

Der Autorin ist ein Jugendbuch, was durchaus auch für Erwachsene geeignet ist, gelungen. Wenn Jugendliche das Buch lesen, fände ich wichtig, dass diese die Gelegenheit haben mit jemandem über das Gelesene sich auszutauschen. Es ist keine einfache Kost, doch die Autorin versteht viel davon die schwierige Problematik, die Erkrankung von Fitch und seine Gedanken, anschaulich zu beschreiben. Auch beendet sie das Buch mit einem harmonischen Schluss und hinterlässt nachdenkliche Leser, in denen das Gelesene noch nachklingt.
Antwort schreiben




Hosted by iphpbb3.com
Beliebteste Themen: Bücher, Liebe, Erde

Impressum | Datenschutz