Ich hab's wieder getan
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Kurz vor meinem Urlaub lachte mich Ali Hazelwoods neuestes Werk aus dem Buchladen an, und dann habe ich mir gedacht "Ach komm, so für den Strand ist es doch bestimmt ganz nett" und habe es gekauft.
Die Rede ist von
Love, theoreticallyWissenschaftlerin Elsie lebt im Multiversum: Als Theoretische Physikerin quasi unbezahlt, verdient sie ihr Geld als Fake-Date-Begleitung. Bis ihre Parallelwelten kollidieren: Ausgerechnet der nervig attraktive Jack – der sie als Freundin seines Bruders und Bibliothekarin kennt – muss entscheiden, ob sie ihren Traumjob bekommt.
Dazu führt er als kaltherziger Experimentalphysiker eine üble Fehde gegen die Theoretische Physik. So findet sich Elsie auf einem Wissenschaftsschlachtfeld wieder – und muss sich dagegen wehren, in Jacks Gravitationsfeld gezogen zu werden. Oder sollten etwa ganz neue Theorien über die Liebe in die Praxis umgesetzt werden? Gereizt hat mich vor allem die Frage, ob Ali Hazelwood es tatsächlich hinbekommen würde, die jahrzehntelange Fehde zwischen den Experimental- und den theoretischen Physikern mit einer Feelgood-Rom Com zu mixen.
Mein Fazit: Ja, bekommt sie hin, sogar erstaunlich gut und amüsant.
Dieses Buch gefällt mir besser als das letzte, und das liegt vor allem an der Protagonistin. Denn Elsie hat nicht nur eine chronische Krankheit, sondern auch ein chronisches Problem: Sie will es immer allen recht machen und nimmt daher in der Gegenwart von anderen immer die Wesenszüge an, von denen sie ausgeht, dass sie dort gut ankommen.
Eine sogenannte "People-Pleaserin" also.
Da ich mich dort ein wenig wiederfinde, hat das Buch mich thematisch gut abgeholt und ich fand es interessant, wie sich das Thema durch die Geschichte zieht.
Da habe ich dieses Mal darüber hinwegsehen können, dass der männliche Hauptdarsteller natürlich mal wieder in jeglicher Hinsicht perfekt und eine Mischung aus Bodybuilder, Einstein und Prinz ist.
Die Bettszenen fand ich nicht ganz so verstörend wie beim letzten Buch, auch wenn ich persönlich wirklich nicht genau wissen möchte, wer mit wie vielen Fingern was genau anstellt.
Also, mein Gesamtfazit lautet: Die Story fand ich diesmal wesentlich tiefgründiger als die letzte (wobei "tiefgründig" hier in Relation zum Genre zu sehen ist) und ich habe wieder gerne hinter die Kulissen der (amerikanischen) Wissenschaftswelt geblickt. Diesbezüglich sind die Büchern von Ali Hazelwood etwas Besonderes, weil sie als promovierte Hirnforscherin genau weiß, wovon sie da schreibt, und sich nicht scheut, Missstände anzuprangern.
Wenn sie im nächsten Buch mal zur Abwechslung einen etwas realitätsnäheren Protagonisten auftauchen lassen würde, dann würde ich das sehr begrüßen.
Aber auch so bin ich - nach dem für mich enttäuschenden zweiten Buch - wieder versöhnt und werde mir wohl noch ihren Dreierband "Die Unannehmlichkeiten von Liebe“ zulegen. Dieser soll drei kürzere Geschichten beinhalten, die alle irgendwie miteinander zu tun haben, was ich immer sehr reizvoll finde.
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Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist hinterrücks zum eigenen Denken zu verleiten.
Marie von Ebner-EschenbachLG Joana