Berte-Bratt-Forum

Herzlich Willkommen auf unserer kleinen Foruminsel
Aktuelle Zeit: 28.03.2024, 18:37

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Agnès Ledig
BeitragVerfasst: 31.05.2015, 14:40 
Offline
muntere Moderatorin
Benutzeravatar

Registriert: 20.02.2007, 18:59
Beiträge: 3565
Wohnort: Hannover
Agnès Ledig - Kurz bevor das Glück beginnt

Verlag: dtv premium
broschiert, 416 Seiten
erschienen am 1. Mai 2015

zur Autorin: Quelle: dtv
Agnès Ledig, geboren 1973, ist von Beruf Hebamme und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Obernai/Elsass. Zu schreiben begann sie 2005, als ihr kleiner Sohn an Leukämie erkrankte. Ein Arzt ermutigte sie, sich auf die Suche nach einem Verlag zu machen, so hingerissen war er von ihrer großen Begabung. Er blieb nicht der einzige begeisterte Leser: Nach ihrem Romandebüt ›Marie d'en haut‹ (2011) hat ›Kurz bevor das Glück beginnt‹ in Frankreich Hunderttausende Leserinnen und Leser mitten ins Herz getroffen. Ausgezeichnet mit dem Prix Maison de la Presse 2013, erscheint der Roman in sechs weiteren Ländern.

zum Inhalt:
Schon lange glaubt die junge Julie nicht mehr an Märchen. Sie wollte Mikrobiologin werden, stattdessen muss sie als alleinerziehende Mutter ihr Geld an der Supermarktkasse verdienen. Ebendort lernt sie durch Zufall Paul kennen, der nach 30 Jahren Ehe von seiner Frau verlassen worden ist. Spontan lädt er sie und ihren 3-jährigen Sohn zu einem Familienurlaub am Meer ein. Julie sagt mutig zu – und vor ihnen liegt eine kurze, intensive Zeit voller kleiner und großer Wunder. Doch das Leben ist ebenso wie das Meer den Gezeiten unterworfen ...



Als Julie während ihrer Mittagspause zum Chef zitiert wird, sinkt ihre Laune noch weiter. Die Kassiererin in einem Supermarkt muss sich den Tag über viel von den Kunden gefallen lassen. Aber die Zwanzigjährige ist alleinerziehende Mutter eines dreijährigen Sohnes und benötigt den Job. Lulu ist ihr Ein und Alles. Am nächsten Tag beginnt ihr Urlaub und sie möchte nur noch für ihn da sein. Als kurze Zeit später der 30 Jahre ältere Paul vor ihr steht, kommt ihr seine Freundlichkeit wie Balsam vor.

Paul ist derzeit auch nicht glücklich. Er wurde nach 30 Jahren von seiner Frau verlassen und ist nun auf sich allein gestellt. Mit seinem erewachsenen Sohn Jérôme plant er, am nächsten Tag in das Ferienhaus in der Bretagne zu fahren. Beide haben die Erholung dringend nötig. Kurzentschlossen lädt Paul auch Julie und ihren Sohn zu dieser Reise ein.

Die französische Autorin Agnès Ledig stellt auf den ersten Seiten ihres Romans drei Menschen vor, denen das Leben gerade übel mitspielt. Julie träumt von einer Karriere als Mikrobiologin. Die frühe Schwangerschaft und das nun anders verlaufende Leben zwingt sie zu ihrem ungeliebten Job. Paul scheint sehr spontan als er Julie an ihrer Kasse anspricht, mit ihm Essen zu gehen. Er kann es sich leisten, die junge Frau und ihren Sohn mit in sein Ferienhaus zu nehmen. Jérômes Charakter ist verschlossen und abweisend. Dennoch begleitet er seinen Vater und lernt durch die kindliche Sicht von Lulu eine vollkommen andere Logik kennen. Der erste Teil des Romans schildert dieses erste Kennenlernen und die drei verbringen wundervolle Wochen an der Küste Nordfrankreichs.

Im zweiten Drittel passiert ein Unglück, das weitreichende Folgen für die Beteiligten hat. Die vorher noch untypische Reisegruppe muss sich nun in der Not beistehen, damit niemand daran zerbricht. Diese Schilderungen werden von der Autorin überaus empathisch aufgebaut. Die Wendung der Geschichte kommt wie ein Paukenschlag. Dennoch hat der Leser Zeit, sich sein eigenes Verhalten in dieser Situation zu überlegen. Keine Situation wird übertrieben dargestellt und stets ist der Schmerz fühlbar, ohne allzu tragisch zu wirken. Die Schwärze in Julies Leben ist zwar allgegenwärtig, aber eben auch die Hoffnung. "Man steht alles durch, weil einem nichts anderes übrig bleibt."

In diesem Roman geht es vor allem ums Emotionale. Immer wieder fließen dabei Lebensweisheiten ein, die zum innehalten anregen. Es geht um Liebe, Trauer, Hoffnung, Lebensmut, Zusammenhalt und vor allem Freundschaft. Trotz der zum Teil schwerverdaulichen Szenen vermittelt das Buch einen positiven Blick in die Zukunft. Das Buch fängt den französischen Lebensstil bildhaft ein, sodass man sich schnell in die jeweiligen Geschehnisse hineindenken kann. Es wird sich nur auf wenige Figuren beschränkt, die dann umso detaillierter gezeichnet werden. Tiefgründige Dialoge und eben der Mut, auch die dunklen Seiten im Leben in einem Roman zu behandeln, zeichnet dieses Buch aus. Es ist mein persönliches Monatshighlight!

Der Roman ist sehr schön und flüssig geschrieben, er drückt nicht zu sehr auf die Tränendrüse. Julie bekommt im Laufe des Buches tolle Freunde zur Seite gestellt und dieses neue Netzwerk unterstützt und fängt sie auf. Ihre Eltern sind der jungen Mutter in keiner Situation im Buch eine Unterstützung und selbst bei den schlimmen Ereignissen im zweiten Drittel helfen sie ihr nicht, etwas völlig unverzeihliches.

Zu Beginn des Romanes wurde ich mit Julie nicht so richtig warm, mich störte auch ihre Ausdrucksweise. Sicher, mit ihren 20 Jahren musste sie schnell erwachsen werden und allein, ohne elterliche Unterstützung, Verantwortung für ihren Sohn und ihre finanzielle Situation übernehmen, da kompensiert man mit Ausdrucksweise/ Verhalten evtl. manches. Paul mag man von Beginn an, dem es Freude bereitet als väterlicher Freund Gutes zu tun ohne von Julie etwas zu fordern. Er ist einfach nur toll!

Gespannt war ich mehr über seinen Sohn Jérôme zu erfahren, was hat bewirkt, dass er etwas speziell ist? Wobei ich gut seine anfängliche Skepsis gegenüber Julie verstehen kann, diese spontane Reiseeinladung von Paul ohne schlimme Hintergedanken war einzigartig…und gut für Alle. Zwischendurch befürchtete ich kurz, die Autorin wolle aus Jérôme und Julie ein Paar machen und war froh, dass es nicht so einfach ist. Die neuen Paarungen waren zwar auch voraussehbar und ein wenig hat mich am Ende das Pärchen Happy-End und Julies Berufswunscherfüllung gestört, doch in Büchern sollen diese Träume auch erlaubt sein.

Die Autorin, von Beruf Hebamme, hat in diesem Roman auch bewusst etwas Platz geschaffen für ihren erlernten Beruf. Mir hat sie auf diesen Seiten zusätzliche Einsatzgebiete dieses Berufes gezeigt und mich würde interessieren, ob in D. dieses auch in das Tätigkeitsgebiet einer Hebamme gehört.

_________________
Liebe Grüße von Christiane
***********************************
"Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

Agnes Sapper
Forum: Alte (deutsche) Mädchenbücher
Autor: Rabea
Antworten: 8

Tags

Auto, Bau, Bild, Erde, Essen, Ford, Frankreich, Haus

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Hosted by iphpbb3.com
Beliebteste Themen: Bücher, Erde, Liebe

Impressum | Datenschutz