Kristin Cashore - Die Flammende Das Königreich der Dells ist in Aufruhr. Nach dem Tode des grausamen Königs Nax und dessen noch grausameren Berater Cansrel versuchen zwei Lord, Lord Mydogg im Norden und Lord Gentian im Süden die Macht zu übernehmen und den König Nash und seinen Bruder und Oberbefehlshaber Brigan zu entmachten. Auch in den Dells gibt es Wesen mit besonderen Gaben, wie die Beschenkten der sieben Königreiche, diese Wesen werden in den Dells als „Monster“ bezeichnet. Sie zeichnen sich durch ein farbenprächtiges Fell/Haare oder Gefieder aus und besitzen alle die Gabe, den Willen und Geist eines normalen Menschen übernehmen und kontrollieren zu können. Zugleich sind sie so schön, dass sich jedes normales Wesen ihrer Schönheit und Anmut ergeben will und sie gleichzeitig besitzen will. Fire, die siebzehnjährige Tochter des Verräters Cansrel und ein Monster wie ihr Vater, besitzt diese Gabe ebenfalls. Anders als ihr Vater jedoch versucht sie, diese Gabe nur zu ihrem Schutz einzusetzen. Zum Wohle des Königreichs jedoch muss sie mit diesem Vorsatz brechen und ihre Fähigkeiten in den Dienst des Königshauses stellen, will sie das Reich retten.
Nach „Die Beschenkte“ war ich neugierig auf den neuesten Roman der Autorin und habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Umso größer die Enttäuschung. Dieser Roman reicht nicht einmal ansatzweise an „Die Beschenkte“ heran, und dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum einen ist er stilistisch einfach nur grausam. Das ist keine Geschichte, das ist teilweise eine Aufzählung und Aneinanderreihung von Ereignissen mit einer Häufung von Wortwiederholungen, und Aneinanderreichung von kurzen, abgehackten Sätzen die es teils sehr mühsam machen, sich weiter durch die Geschichte durchzukämpfen. Möglicherweise ist das auch die Schuld des Übersetzers, der teils infantile Worte wie tut oder mampfen verwendet, oder rachlustige Wut (S. 104) aber ich denke nicht, dass alles vollkommen seine Schuld sein kann.
Hier drei Beispiele, die man beliebig erweitern kann: S. 457: Sie stellte fest, dass ihr Magen Blut, Infektionen und menschliche Innereien gut ertragen konnte, obwohl menschliche Innereien deutlich wüster waren als die Innereien von Insektenmonstern. – 3 Mal Innereien in einem Satz! S: 477: „Vergibst Du mir, wenn ich Kraft aus deiner Stäke ziehe“ „Du kannst jederzeit all meine Stärke haben. Aber du bist die Starke, Fire. Im Moment fühle ich mich überhaupt nicht stark.“ S. 490: Du bist die Königin und es ist das Haus der Königin, […] Aber Nash wird eines Tages eine Königin haben.
Des Weiteren strotzt das Buch voller hinkender Vergleiche und Beschreibungen wie z. Bsp. S. 200. […] dass dieser dunkle, gut aussehende Mann all das gleichzeitig war, offen wie der Himmel und doch unglaublich schwierig zu bändigen.
Zum anderen ist es die Figur der Fire. Sie ist eindimensional, persönlichkeitsfrei und langweilig und dabei doch sooooooooooo unglaublich sanft. Fire ist ja sooooooooo schön, alle lieben sie und wollen sie sofort heiraten, besitzen oder vergewaltigen. Wer sie sieht, kann seine Augen nicht von ihr lassen. Und die arme, arme Fire leidet ja dermaßen darunter schön zu sein, dass sie alle Spiegel verbannt und ihr Haar mit einem Schal bedeckt gemäß Sure 24, 31 des Koran, die nahegelegt, einen Schal zu tragen damit sie „erkannt“ und nicht belästigt werden. Ich erinnere mich auch wage an eine Geschichte, in der Mohammed einer rothaarigen Frau nahelegt ein Kopftuch zu tragen, wenn sie nicht angestarrt werden will. Ganz ehrlich, das bedient ganz infantile Teenieträume von überirdischer Schönheit, die einen so begehrenswert macht, dass einem alle zu Füßen liegen, aber man ist reif genug zu erkennen, das das durchaus auch Nachteile haben kann…
Was auch irritiert ist die zwanghafte Verknüpfung zu „Die Beschenkte“. Im ersten Kapitel wird die Figur des Beschenkten Immiker eingeführt, die dann den Rest des Buches erst mal fast komplett verschwindet, um gegen Ende noch mal schnell hervorgekramt zu werden. Das wirkt erzwungen und deplaziert.
Lady Fire ist anders als Lady Katsa nichts Besonderes. Sie ist einfach eine rothaarige Telepathin, davon gibt es im Darkover Zyklus von Marion Zimmer Bradley sehr viele, und die nennen sich nicht Monster sondern Comyn. Auch, die Bezeichnung und das ganze Konzept Monster, irritierte mich das ganze Buch über. Monster lieben es das Fleisch anderer Monster zu essen, sie werden vom Geruch und Anblick anderer Monster angezogen und wollen diese sofort fressen, was natürlich ein echtes Problem ist, wenn Fire ihre Tage hat, darauf wird dann auch ausführlich und regelmäßig eingegangen. Das stellen ich mir bei Maus und Hasenmonster auch sehr spannend vor, da diese ja Vegetarier sind. Des Weiteren stellt sich mir die Frage, wie sich diese Monster dann überhaupt vermehren können, da sie sich ja sofort gegenseitig auffressen. Diese Idee ist nicht durchdacht und voller Logiklücken so wie S. 240 der Abdruck von Nashs Ring auch nach WOCHEN noch nicht verblichen ist…
Die Geschichte an sich zieht sich über weite Strecken teils auch eher ereignislos zäh, da wäre ein wenig mehr Action wünschenswert gewesen.
Fazit: So wie man manche Lider als one hit Wonder bezeichnet, befürchte ich, dass die Beschenkte ein one Hit Wonder Buch war. Fast könnte man meinen „Die Flammende“ wäre von jemand anderem geschrieben worden.
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