Es ist ja selten, dass Rabea und ich ein Buch völlig unterschiedlich beurteilen, aber mit
"Kirschsommer" bin ich überhaupt nicht warm geworden.
Diese Geschichte mit den alten Weckgläsern zur Klimaforschung fand ich einfach nur unglaubwürdig und dämlich.
Alles erscheint mir sehr mühevoll konstruiert. Die Autorin hat sich sicherlich ihre Gedanken gemacht, aber ihr fehlen oft die richtigen Worte, um das auch mitreißend zu erzählen.
Mielchen wirkt keineswegs so, als wolle sie aus dem Krankenhaus oder der Reha türmen. Es reicht nicht, wenn sie z.B. sagt, dass sie nach Haus will und auf dem Hof viel Arbeit wartet, es braucht auch ein paar Adjektive, die unterstreichen, wie störrisch oder widerspenstig sie eigentlich ist.
Sebastian merkt man auf den ersten Blick an, dass er etwas verbirgt und nicht mit offenen Karten spielt.
Und Jule? Naja, erst trennt sie sich von Tom, dann verliebt sie sich Hals über Kopf in Sebastian, und kaum ist der wieder weg, merkt sie, dass eigentlich Piet die Liebe ihres Lebens ist (aber erst nachdem der sich rasiert hat). Einzig Inken und ihre Tochter Mia wirkten auf mich einigermaßen lebendig und authentisch.
Und auf mich wirkte das alles sehr emotionslos. Die Worte standen da, aber bei mir kamen sie nicht an.
Seitenweise wird da z.B. ein Paar-Horoskop auseinander genommen, das war einfach nur langweilig und führte zu gar nichts.
Mia läuft während eines Unwetters weg und um das Drama noch zu steigern, verstaucht sich während der Suchaktion Piets Hund die Pfote, tolle Idee .
Und Mielchens wohlgehütetes Geheimnis ist am Ende gar keins. Ihre Tochter hat es als Kind schon herausgefunden. Komisch, dass sie ihre Mutter niemals damit konfrontiert hat. Und es erscheint mir wenig glaubwürdig, dass Mielchens Ehemann seiner Frau nicht erzählt haben soll, dass ihre Tochter die Geschichte als Kind schon herausgefunden hat.Schlecht lektoriert ist das Buch leider oft auch, ich sag nur "pupertäres Verhalten"
Ich habe jetzt kurz hintereinander zwei Romane gelesen, die im Alten Land spielten, aber dieses hier hinterließ es bei mir keine Spuren oder weckte gar den Wunsch, das alles mal selbst zu sehen, schade.