Zeit für Eisblumen
Ich muss sagen, mit dem Buch ist der Autorin etwas außergewöhnliches gelungen. Denn das Buch hat mir gut gefallen, ich mochte den Stil und hatte es sehr schnell durch und das obwohl mir Fee bis zum Ende unsympathisch geblieben ist! Und es ist, glaube ich, das erste Buch, dass ich zu Ende gelesen habe, obwohl ich die Protagonistin nicht mochte. Was für eine hohle Tussi! Fee geht es in erster Linie ums Aussehen und ums Geld und daran ändert sich bis zum Ende des Buches nichts.
Nach der Entbindung leidet Fee unter eine postnatalen Depression. Das ist ohne Frage eine sehr schwere Erkrankung, aber bei Fee hat man das Gefühl, die Depression muss immer nur dann herhalten, wenn sie unbedingt das Verständnis ihrer Familie erzwingen will. Denn all die Probleme, die sie hat, haben nichts mit der Depression zu tun. Ihre Probleme sind hausgemacht und liegen in erster Linie daran, dass sie mit Kind und Referendar an ihrer Seite nicht mehr das hippe Leben führen kann, dass sie als Fernsehredakteurin und Apothekergattin gehabt hätte. Das an sich ernste Thema der Depression verkommt hier leider zu einem Randthema, denn Fees Luxusprobleme erscheinen wichtiger.
Sie beklagt sich darüber, dass sie sich ihre vierteljährlichen (!) Botox-Injektionen nicht mehr leisten kann (wie alt ist sie, Ende 20, Anfang 30?), alles war über Kleidergröße 36 hinausgeht und nicht mit einem Designernamen versehen ist, ist indiskutabel, ohne Putzfrau geht es gar nicht und die Wurzel allen Übels ist ihr Freund Sam, der sich entschlossen hat nicht die elterlichen Apotheken und damit auch ein Bogenhausener Luxusleben zu übernehmen, sondern Lehrer zu werden und nun nur ein mickriges Referendargehalt zur Verfügung hat. Da kann das Geld schon mal knapp werden, wenn es für den Nachwuchs dann unbedingt Baby-UGGs, Bogner-Jacke und Promi-Kinderwagen sein müssen.
Man stelle sich das mal vor, als ihr Freund sich entschließt, nicht das elterliche Apothekenimperium zu übernehmen und lieber Lehrer zu werden, ist sie so wütend über den verlorenen Luxus, dass sie ihn aus Rache (das sagt sie selbst so im Buch) betrügt. Blöderweise wird sie dann ungewollt schwanger und weiß nun nicht, wer der Vater des Kindes ist. Dass ihre Lebenskrise allerdings aus der ungeklärten Vaterschaft entsteht, erschließt sich einem nicht so wirklich und daher wirkt dieser Handlungsstrang auf mich etwas konstruiert. Zwischendurch gab es immer wieder Szenen, wo ich dachte, sie ändert sich doch, aber dann kommt direkt im Anschluss wieder so ein Klopper, wo man nur noch den Kopf schütteln möchte. Als sie mit ihrer Mutter und Paul, Kinderwagen und Gepäck bei Regen und Kälte vergeblich auf den Bus wartet, nimmt eine Familie die drei im Auto mit, einem Van. Fee staunt, was alle in einem Van Platz findet und denkt darüber nach, dass es doch wohl das vernünftigere Familienauto sei, sie selbst fährt einen Mini-Cabrio. Doch schon im nächsten Satz folgt dann die Erkenntnis, dass sie lieber Kind, Gepäck und Einkäufe in den Mini quetscht, als dass sie auf die neidischen Blicke ihrer Mitmenschen verzichten möchte, wenn sie mit offnem Verdeck im Mini durch München braust. Ganz schlimm fand ich es am Schluss. Das ist wirklich eine wunderbar anrührende Szene als sie Pauls Füßchen betrachtet und dabei entdeckt, dass er Sams Zehen hat. Leider macht sie diesen schönen Moment dadurch kaputt, dass sie Paul dafür bedauert, weil solche Zehen nicht schön seien.
Dass mir das Buch dennoch gut gefallen hat, liegt an die vielen tollen Nebenfiguren, z.B an ihrer Mutter Milla, am irischen Holländer oder holländischen Iren Ian oder Fees Freundin Nina.
_________________ Liebe Grüße Ulrike In einer Welt, in der du alles sein kannst: Sei freundlich!
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