Antonia Michaelis – Das Institut der letzten Wünsche
496 Seiten, Knaur, (1. April 2015), ISBN-13: 978-3426653654
Inhalt Ein Buch, das einen lächeln lässt, während man Tränen in den Augen hat!
Die verträumte Mathilda arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Denn er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine große Liebe Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.
Die Autorin Antonia Michaelis wurde in Kiel geboren und ist in Augsburg aufgewachsen. Sie hat in Greifswald Medizin studiert und unter anderem in Indien, Nepal und Peru gearbeitet. Heute lebt sie mit Mann und zwei Töchtern gegenüber der Insel Usedom im Nichts, wo sie zwischen Seeadlern, Reet und Brennnesseln in einem alten Haus lauter abstruse Geschichten schreibt.
Ingeborg, eine Ärztin, und Mathilda, ehemalige Medizinstudentin, gründen ein Institut – Das Institut der letzten Wünsche. Sie wollen Klienten, die innerhalb der nächsten sechs Monate sterben werden, einen letzten Herzenswunsch erfüllen. Je nach Art der jeweiligen Wünsche, sind der Kreativität der beiden Frauen keine Grenzen gesetzt. Schwierig wird es, als der ehemalige Rechtsanwalt Birger Raavenstein das Institut kontaktiert. Der Todkranke möchte seine alte Liebe Doreen und das gemeinsame Kind wiederfinden. Vor 15 Jahren verschwand die damals schwangere Doreen spurlos. Mathilda setzt alle Hebel in Bewegung um Birger diesen Wunsch zu erfüllen, was sich aber als nicht einfach erweist, auch aus persönlichen Gründen. Von dem Brechen der Regel Nummer 2: Verliebe dich nie in einen Klienten. Von Weihnachten im Sommer, Schnee im Frühling, dem Essen von Desserts. Von dem Leben und dem Tod. Von Liebe. Von Schmerz. Vom freien Willen. Man reist mit den Todkranken ans Mittelmeer, das in Wahrheit die eiskalte Ostsee ist, wandert des nachts durch einen abgewrackten Vergnügungspark oder badet im Landwehrkanal. Diese kleinen Ausflüge, die ja Wunscherfüllungen sind, machen das Buch schon lebendig. Das trotzdem von seinen herrlich schrulligen Figuren lebt. Was für tolle Ideen werden von zwei Frauen organisiert und möglich gemacht, es sind die letzten Wünsche von Menschen, jung und alt, die nur noch ein halbes Jahr zu leben haben. Das Institut urteilt nicht über die Wünsche, sondern versucht innerhalb des zur Verfügung gestellten Etats diese zu ermöglichen. Manchmal helfen nur Tricks und Illusion, auch ermöglicht der Gesundheitszustand manchmal nicht mehr z.B. weite Reisen und doch gelingt es ihnen, den Sterbenden ihren Willen zu schenken und sie noch einmal glücklich zu sehen.
Als Leser lernt man viele Personen kennen, einige sympathisch, einige unsympathisch und einige recht skurril, aber alle werden als echte Persönlichkeiten dargestellt, beeindruckend ist auch die bildhafte Handlung, die sehr berührt – wen wundert's - schließlich setzt sich das Buch mit dem Thema Tod auseinander und zeigt mit Humor und Einfühlungsvermögen, dass kein Mensch traurig aus dieser Welt scheiden muss. Eine leise Melancholie zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, immer wieder unterbrochen von amüsanten und skurrilen Szenen. Das Buch behandelt ein trauriges Thema und doch ist es so gut und auch mitreißend, zuweilen lustig geschrieben, dass man es mit nicht mit nassen Augen zuklappt. Es ist Plädoyer auf die Erfüllung von Träumen zu bestehen und auch zu akzeptieren, welch kleine banale Dinge jemandem erleichtern, das Leben loszulassen.
Aber nicht nur der Tod wird thematisiert, es wird auch die Frage aufgeworfen, wo die Kreativität endet und die Lüge beginnt, ist es wirklich immer so einfach, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden? Das Buch enthält bemerkenswerte Sätze und hinterlässt jede Menge Stoff zum Nachdenken, angefangen bei dem Satz "Was würdest DU dir denn im Fall der Fälle wünschen?" und der daraus resultierenden Frage "Was in aller Welt hindert dich denn daran, das JETZT schon zu tun?"
Antonia Michaelis für mich erstes Buch „Das Institut de letzten Wünsche“ hat nicht nur einen schönen Titel, einen zum Lesen einladenden Klappentext, sondern es ist auch gelungen mich für das tolle Buch zu begeistern. Ich habe Antonia Michaelis Schreibstil genossen, die kleinen, skurrilen Details, die ihre Bücher einfach anders machen. Seien es nun die Kinderstoffe, die sich Mathilda auf ihre Kleidung näht, ein konserviertes Stück Kindheit.
Das Buch hat mich mit dem ersten Satz verzaubert, man ist sofort in der Geschichte drin ist und möchte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen, sie hat ein tolles Gefühl für Sprache und zaubert Sätze aufs Papier, die man mehr als einmal lesen muss, um sie richtig genießen zu können. Das Buch passt für mich durchaus in die Kategorie "ein Buch wie eine warme Decke“. Aber gerade das ist für mich das Positive an diesem Buch: es ist keine seichte Weichspül-Geschichte, es ist längst nicht alles eitel Sonnenschein, das Ende ist passend, aber nicht gewaltsam happy, alle Figuren haben ihre Ecken und Kanten, und es regt zum Nachdenken an. Die Geschichte um das Institut der letzten Wünsche wirft viele Fragen auf und es hat mich noch längere Zeit beschäftigt, auch nachdem ich es etwas wehmütig zugeklappt hatte, weil es gar zu schnell ausgelesen war.
Man sollte es mit Zeit und Genuss lesen und vielleicht auch noch ein zweites Mal, um neben der Handlung auch die Sprache so richtig genießen zu können. Mir ist es nicht gelungen, ich bin nur so über die Seiten geflogen. Doch, das Buch bleibt bei mir und so werde ich es vielleicht ein weiteres Mal lesen.
_________________ Liebe Grüße von Christiane *********************************** "Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart
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