Ich habe die beiden Bücher auch gelesen und bin leider anderer Meinung: Bernd Perplies - Magierdämmerung 01 - Für die Krone
London 1897. Der junge Reporter Jonathan Kentham findet nach einem Theaterbesuch den erschossenen Magier Brazenwood in einer dunklen Seitengasse nahe des Londoner Fleischmarktes. Mit seiner letzten Kraft übergibt Brazenwood Jonathan sein Vermächtnis: Einen Ring und sein Vermächtnis: eine Welt voller Magie.
Diese Geschichte wird vom Verlag als „High Fantasy“ angepriesen und als Steampunk. Dem kann ich mich leider nicht anschließen. Prinzipiell klingt die Idee nicht schlecht, nur leider krankt die Umsetzung an sehr vielen Stellen, hauptsächlich an diversen Fällen von Verzettelung. Zum einen sind da die vielen, vielen Personen, die nacheinander eingeführt werden. Viele Personen und Handlungsstränge an sich sind nicht schlecht. Das Problem liegt darin, wie der Autor das macht. Die ersten Kapitel wechselt jedes lange Kapitel der Protagonist und die Handlung, das macht es dem Leser sehr schwer mit den Akteuren warm zu werden, und ich fragte mich immer wieder, um was es in diesem Buch gehen soll. Die Protagonisten, selbst der Bösewicht, bleiben dabei farblos und blass, ohne Ecken und Kanten. Das Buch könnte teils sein Reiseführer durch London sein. Die vielen detaillierten Ortsbezeichnungen waren mir einfach zu viel. Der Autor hat von Freunden Sekundärliteratur zur viktorianischen Ära bekommen und das merkt man leider. Recherche ist gut und löblich aber leider fühlt sich der Autor dazu bemüßigt, möglichst viel von diesem Sachwissen teils sinnlos mit einzubinden und den Leser mit Typenbezeichnungen von Oldtimern und noch vielem mehr zu langweilen, und zu quälen. Der Autor mischt dabei jedoch munter Fakt und Fiktion ohne dies im Anhang noch mal zu differenzieren, und klar zu stellen was tatsächliche Nachrichten von Damals sind und was seine Erfindungen. Ob der Erwähnte Mord der Helen Brighton wirklich passiert ist?
Das wäre an sich noch nicht so schlimm, wenn da nicht noch weitere Probleme wären. Dieses komplette Buch ist aus diversen, vorhersehbaren, klassischen Versatzstücken zusammengeschustert. Die Magiershow im ersten Kapitel war wohl aus Prestige (besonders die Sache mit dem toten Zweitvogel), Fadenmagie ist für Rollenspieler ein alter Hut, Victor Mordred Wellington: Was für ein Name! Victor der Sieger, Mordred der Verräter und Wellington besiegte Napoleon bei Waterloo, schon der Name nimmt die komplette Geschichte vorweg. Holmes darf natürlich im viktorianischen England nicht fehlen, auch wenn er nur das Vorbild war, das ist echt ausgelutscht und einige seiner Auftritte unglaublich peinlich. Ich vermisse den Streampunk, den es angeblich geben soll. Das erste U-Boot fuhr schon im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, die Turtle von David Bushnell. Das ist kein Steampunk, das ist alte Technik um 1776, die nur weiterentwickelt wurde, da war selbst Jules Verne nicht wirklich fortschrittlich und 40 Faden sind wahrlich nicht tief. Zusätzlich zu den oben bereits erwähnten Kritikpunkten, wimmelt das Buch von Logikfehlern. Warum muss der Taucher durch die Stadt laufen und das U-Boot folgt ihm. Warum fährt man nicht ans Ziel und seilt ihn ab, damit würde auch der Aufstieg wegfallen!!! Der Auftritt im Savoy ist einfach nur peinlich. Holmes verhält sich unprofessionell und springt zu falschen Schlüssen, was nicht zum Charakter passt. Sedgewick hielt zur Zeit des Überfalls auf den Archivar Wache auf dem Dach. Warum nur? Den Rest der Handlung gurkt er ja nur untern rum und hält keine Wache mehr, was soll das?
Und dann noch Szenen wie diese „Er bedauerte, dass er den Pferden schaden musste“ - Wie (löblich) politisch korrekt, die weibliche Leserschaft sonst wohl aufschreien würde - "Er hat ein Pferd erschossen!"
Fazit: Die Geschichte hat nichts Eigenes zu bieten, es wird nur altes Aufgekochtes und neu kombiniert. Innovativ wäre die Geschichte gewesen, wenn der Autor den Mut gehabt hätte das Ganze im Wilhelminischen Deutschland spielen zu lassen, z. Bsp. in Berlin oder Potsdam, aber nein, es muss wieder London sein. Warum nur?
3 von 5 Sternen (gerade so noch)
Bernd Perplies - Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Die Gefangenen Magier planen (nach einer demokratischen Abstimmung) unter Homes Leitung den Ausbruch und flüchten anschließend vor Wellington und den Häschern des Franzosen. Inhaltlich lässt sich zu diesem Mittelband, den der Autor selber als schwierige Geburt bezeichnete, leider nicht viel mehr sagen, leider. Der Inhalt lässt sich tatsächlich in diesem einen Satz nahezu komplett zusammenfassen. 419 Seiten für ca. 4 Tage Handlung, das sind Hohlbeinsche Ausmaße. Überhaupt erinnerte mich dieser zweite Band schwer an die neueren Hohlbeim Bücher: Viele Worte, viel Aktion und kaum bis keine Handlung, nur die Sprache ist nicht so grausam auf Groschenheftnievau wie bei Herrn Hohlbein.
Die Kapitel beginnen im zweiten Band nicht wieder bei 1, sondern es wird durchgehend nummeriert, so dass der Eindruck eines einzigen durchgehenden Romans entsteht, der leider auch im zweiten Band die Fehler des ersten wiederholt. Auch dieser zweite Band liest sich stärker noch als der Erste wie ein Reiseführer durch London. Die vielen detaillierten Ortsbezeichnungen waren mir deutlich zu viel und nervten irgendwann einfach nur noch, z. Bsp. S. 79: Dockstreet, Ecke Upper East Smithfield - So genau wollte ich es gar nicht wissen, vor allem, weil es mir nichts sagt. Einfach überflüssige Details, die mich eher nerven genau wie die genauen Typen der Waffen S. 79:Webley Mark 1 , Kaliber 455. Schlimmer noch S. 144: Bishopsgate Güterbahnhof, in Shoretitch direkt östlich des Finbury Square und der Broad Street Station gelegen […] Bring die Kisten hinter den Bahnhof zum Ausgang an der EckeBrushfield Street " Ich hätte alles nach Bahnhof gestrichen. Schon in dieser Szene wusste ich, dass Dynamit drinnen ist, warum nur? Vielleicht wegen des ersten Kapitels dieses Buches?! Erstaunlich, dass der Autor in Band 1 tatsächlich noch Klischees vergessen hatte, die holt aber schnell noch in Band 2 nach: Natürlich hat der Vatikan alle Magierverbindungen unterwandert, wer sonst. S. 132: Ja, Vampire fehlten noch. Also auch schnell noch dieses Thema abhaken. Die Aktion an sich wurde ja schon lange vorher angekündigt als der Magispector sich telepatisch mit McGowan unterhäöt: "Was konnte sie ihm in dieser Form schon anhaben" Dieser eine Satz nimmt sein Ende schon vorweg. Mit diesem einen Satz verrät der Autor bereits die Handlung der nächsten Seiten und nimmt der Geschichte noch das bisschen Spannung, das sie hatte und das war schon nicht viel. Und überhaupt S. 45 stimmen die Gefangenen darüber ab, ob sie ausbrechen wollen?! Was soll das denn?
Der Autor hat von Freunden Sekundärliteratur zur viktorianischen Ära bekommen und das merkt man leider. Recherche ist gut und löblich aber leider fühlt sich der Autor dazu bemüßigt, möglichst viel von diesem Sachwissen teils sinnlos mit einzubinden und den Leser mit Typenbezeichnungen von Lokomotiven und noch vielem mehr zu langweilen, und zu quälen. Der Autor mischt dabei jedoch munter Fakt und Fiktion ohne dies im Anhang noch mal zu differenzieren, und klar zu stellen was tatsächliche Nachrichten von Damals sind (wie NY Times, 23.4.1897: A Driver Whose Buggy Had Been Bumped Off the Track Takes Summary Vengeance) und was seine Erfindungen.
Als Fazit kommt für mich am besten ein Zitat von S. 282 in Frage: Monsieur Verne mag ein Mann sein, der sich fantasievoll moderne Technik ausdenken kann, und er mag recht passable Landschaftsbeschreibungen zustande bringen, aber davon, wie man Spannung erzeugt, hat er keine Ahnung - Leider hat Bernd Perplies davon auch keine Ahnung, und Verne ist ein Klassiker, etwas was dieses zähen Machwerk nie schaffen wird.
2 von 5 Sternen
Meine Prognose für Band 3: Jonathan und die Irin werden ein Paar (war schon in Band 1 klar) Alle ziehen gemeinsam mit dem vatikanischen Luftschiff zur Quelle, gabeln kurz vorher Holmes und Co auf. Der Magieresistente verschließt die Quelle Kurzes Zwischenspiel, um den Franzosen aus Pennington zu exorzieren. Alles wird gut.
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