Wind aus West mit starken Böen Katharina arbeitet seit Jahren erfolgreich für ein Bremer Recherchebüro. Dem Auftrag eines holländischen Bestsellerautors, der für seinen nächsten Roman Informationen über alteingesessene Sylter Familien braucht, sieht sie jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Zwar ist sie auf der Insel aufgewachsen, doch sie hat sie seit Jahren aus einem ganz bestimmten Grund gemieden. Kaum angekommen, trifft sie mit voller Wucht auf ihre Vergangenheit. Nicht nur, dass sie sich mit ihrer chaotischen Schwester Inken auseinandersetzen muss, nein, auch Hannes ist auf der Insel, ihre erste große Liebe, der gerade die Wohnung seiner verstorbenen Mutter auflöst. Alte Liebe rostet nicht?Na, das war ja mal ganz was anderes!
Eigentlich habe ich einen Sylt-Roman in "Papa"-Tradition erwartet, aber ich wurde auf angenehmste Weise eines Besseren belehrt.
Es war keine keine Klamotte, obwohl einige Figuren durchaus das Zeug dazu gehabt hätten, den Roman dazu zu machen.
Zum Glück war es ganz anders. Und weder Christine, noch ihre Verwandtschaft haben einen Gastauftritt.
Katharina ist eine schwierige Protagonistin. Es ist nicht sehr leicht, sie zu mögen. Sie ist immer beherrscht und kontrolliert und stets perfekt. Genauso sind auch ihre Beziehung zu Jens, ihre Karriere und ihre Wohnung.
Doch mit der beruflichen Reise in ihre Heimat Sylt kommen auch die Erinnerungen an ihre große Liebe Hannes zurück. Katharina leidet immer noch und man erahnt schnell, dass diese gescheiterte Liebe für ihr emotionsloses und fast kühles Verhalten und ihre Beherrschtheit in allen Lebenslagen verantwortlich ist.
Auf Sylt wartet außerdem ihre wesentlich jüngere Schwester Inken, zu der sie keine gute Beziehung hat.
Inken ist alles das, was Katharina nicht ist. Sie leitet eher schlecht als recht eine kleine Segelschule und nur die Unterstützung ihrer Freunde rettet sie vor dem kompletten Versinken im Chaos. Nebenbei unterhält sie eine sehr prickelnde und ebenso lockere Beziehung zu ihrem Ex-Mann, den schnuckeligen Dänen Jesper.
Außerdem sind dann da noch Katharinas und Inken Eltern Mia und Joe, Alt-Hippies, die nach Mallorca ausgewandet sind (wenn Inken und Mia skypen erkennt man wieder Dora Heldts komische Seite
), Gertrud, die Lebensgefährtin vom Pfarrer und irgendwie Ersatzmutter für Inken, Dr. Martha, ehemalige Deutschlehrerin von Katharina und Hannes, die eine interessante Vergangenheit hat und Bastian de Jong, Bestsellerautor und Katharinas Auftraggeber, der sie immer stärker verwirrt. Und natürlich Hannes, ihre erste große Liebe.
Neben der schwierigen Beziehung der Schwestern Katharina und Inken ist die eine große Liebe, die "Lebensliebe", das zentrale Thema des Buches. Zwischendurch erfährt man immer, oft fast nebenbei, die "großen" Liebesgeschichten der Beteiligten.
Und diese Geschichten zeigen, dass nicht nur Verlässlichkeit und Verbindlichkeit glücklich machen, sondern dass der Bruch mit Gewohnheiten oder Normen auch zum Glück führen kann, offen oder im Verborgenen.
Ich habe für das Buch länger gebraucht als ich dachte. Es ließ sich nicht schnell lesen, aber es hat mir richtig gut gefallen.
Nach dem Klamauk um "Papa" hatte ich schon fast vergessen, dass Dora Heldt auch ernsthafter sein kann, so wie zu Beginn bei "Ausgeliebt" oder "Unzertrennlich".