Da
Apfelblütenzauber inzwischen in den Buchläden zu haben ist (bei amazon noch nicht
) und ich außerdem das Okay des Verlages habe, dass ich die Rezension veröffentlichen darf, bekommt ihr sie nun ein paar Tage vor dem offiziellen ET (1. April) zu lesen:
ApfelblütenzauberLeonie ist zurück und mit ihr auch Nina und Stella.
Die letzten sechs Jahren, die seit der
Villa zum Verlieben ins Land gezogen sind, sind im Alltagstrott an den drei Freundinnen vorbei gezogen. Stella und Robert wohnen - zusammen mit Emma und Moritz - ebenso noch in Eimsbüttel in der Villa wie Nina und auch Leonie mit den beiden Katzen. Nina ist nach wie vor mit Alexander, Leonies Chef liiert. Diese Kontinuität hat mir sehr gut gefallen. In meinem Kopf waren die letzten Jahre der drei Freundinnen harmonisch, alltäglich und gut, so wie sie waren. Sie hatten kleinere Aufs und auch Abs, aber die großen Katastrophen oder Wendepunkte sind ausgeblieben. So liest sich auch der Einstieg schön entspannt. Man kommt mit den Dreien sofort wieder in Kontakt - und das obwohl das Buch dieses Mal aus der Ich-Perspektive Leonies geschrieben ist - die auch in diesem Buch eindeutig die Hauptprotagonistin ist.
Leonies Leben oder vielmehr ihr Alltag wird dadurch wach gerüttelt, dass sie ihren Job verlieren wird. Als ihre Eltern dann Hilfe brauchen, ergreift sie Chance und geht für eine Zeit erstmal in ihr Elternhaus, ins Alte Land, zurück.
Dort setzt sich Leonie mit sich, ihrer Situation und dem was sie denn nun machen möchte auseinander. Dieser Prozess dauert und geschieht keineswegs von heute auf morgen. Leonie hadert mit sich und ihren Fähigkeiten. Redet mit ihren Freundinnen, ihrem Ex-Freund, ihrem Ex-Chef aus dem Reisebüro und auch sonst mit vielen Leuten. Oft unbewusst, wie es sich im Leben ja oft ergibt und irgendwann sieht sie genau vor sich, was sie machen und wie sie leben möchte.
Mir hat Leonies Reifeprozess sehr gut gefallen und auch die Entscheidungen, die sie getroffen hat, sind sehr stimmig.
Dass Markus Brandtner in Leonies Leben Rollen eine große Rolle spielen wird, war mir in dem Moment bewusst als ich den Zettel gelesen habe, mit dem er die Eröffnung des Elbherz ankündigt . Aber dass ich dann doch noch so lange auf die Folter gespannt werde - und noch schlimmer, dass sich da erst noch versucht jemand anderes in Leonies Herz zu schleichen, war schon gemein, dafür aber umso schöner, dass es mit Leonies Happy-End dieses Mal geklappt hat .Doch nicht nur Leonies Leben wird durcheinander gewirbelt. Denn auch Alexander (Ninas Freund) steht an einem Wendepunkt - und somit auch Nina. Diesen Erzählstrang hat Gabriella Engelmann wunderbar mit Leonies Gedanken verknüpft und zeigt mir eine Nina, die ich so … ja, bindungsscheu, gar nicht in Erinnerung hatte. Aber auch hier gibt es ein Ende, das meinem Herzchen gefällt.
Ebenso wie bei Leonies Eltern. Hier war ich erstmal etwas baff und dachte noch, och nö … das passt mir aber gar nicht. Keine Trennung der Beiden, bloß nicht, muss denn immer alles kaputt gemacht werden. Das waren wirklich meine Gedanken und dann hat sich doch alles wunderbar gefügt. Die Geschichte wurde wunderbar erzählt und "gerundet", so dass man zufrieden ist mit dem Ergebnis und es sich so auch vorstellen und nachvollziehen kann. Zu dem obigen muss ich noch etwas einfügen - ebenfalls als Spoiler, weil Gabriella Engelmann danach so explizit gefragt hat.
Der Teil des Buches, der in der Provence spielt, fügt sich einfach perfekt in Leonies Geschichte ein. Auch dass ihre Mutter dorthin "abhaut" ist stimmig - und gerade deshalb ist doch Leonie dort gelandet und findet ihre nötige, nicht Inspiratation, das ist das falsche Wort, es passt einfach zu Leonies Weg, den sie gehen muss, um schließlich zu wissen, was sie machen möchte .Stellas weiterer Weg scheint auf den ersten Blick etwas zu kurz zu kommen, aber dem ist nicht so. Aus ihr wurde eine wunderbare Frau, Freundin und Mutter. Sie hat schon während der Villa alle nötigen Veränderungen angestoßen und auch durchlitten und kann somit ihren weiteren Lebensweg, der ebenfalls Abzweigungen hat, beschreiben.
Leonie bringt gegen Ende des Buches ihre Gedanken - und auch meine - auf einen guten Punkt "Alles war im Umbruch". Das Buch erzählt von Umbruch und Veränderung. Ob man es als Chance nutzt und was man daraus machen kann, zeigt dieses Buch auf wundersame Weise. Für Leonie, Nina und Stella wird sich alles verändern und doch passt es und auch die Freundschaft wird weiter bestehen bleiben - wenn auch nicht mehr in so enger Lebensweise, aber Entfernung hat ja mit Freundschaft nichts zu tun und ...
... zum Glück bleibt die Villa bestehen! Welch wunderschöne Idee und noch schöner, dass sich Stella es leisten kann, die Villa zum Verlieben als Zweitwohnung zu halten . Direkt im Anschluss an den Apfelblütenzauber musste ich die Villa nochmal lesen. Zum einen wollte ich einfach die "Vorgeschichte" nochmal lesen und dann bin ich besonders über den Punkt gestolpert, dass es ständig so dargestellt wird, als wäre Leonie erst seit sechs Jahren in Hamburg. Und dachte nur, nee, sie war doch schon vorher dort. Und so ist es auch
. Leonies Hamburger Zeit beginnt bereits vor elf Jahren, das aber nur so am Rande. Ansonsten ist das Buch einfach nur 1a recherchiert, man kann die Liebe zum Alten Land erkennen und bekommt Lust, sofort seine Sachen zu packen und dort Urlaub zu machen (schon wieder … ich sag's ja, bald darf ich keine Bücher mehr lesen, die in Regionen spielen, in denen ich noch nicht war
). Als i-Tüpfelchen gibt es Rezepte im Buch und viele Ausflugstipps fürs Alte Land.
Was mir auch noch aufgefallen ist, ist, dass sich die Villa und der Apfelblütenzauber nicht nur darin unterscheiden, dass die Protagonistinnen älter geworden sind, auch die Schreibweise von Gabriella Engelmann ist reifer geworden. Der Apfelblütenzauber liest sich wesentlich flüssiger und wirkt dadurch runder und stimmiger ohne den Zauber zu verlieren, der mich schon bei der Villa zum Verlieben eingefangen hat. Apfelblütenzauber ist nicht nur ein Buch über Freundschaften und Liebe, sondern auch den Glauben daran. Die Gewissheit, dass man Freundinnen hat, die da sind, auf die man sich stützen und verlassen kann, die aber auch so fair sind und einem dem Kopf zurecht rücken, wenn mal etwas nicht so rund läuft.