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 Betreff des Beitrags: Andrea Kossmann
BeitragVerfasst: 28.09.2010, 22:43 
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Hier ein Buch, das mich persönlich ungemein geärgert hat. Leider wird meine warnende Rezension von Amazon fast täglich gelöscht.

Andrea Kossmann - Männertaxi

Isabel Schwärzenbach, 35, wurde nach 7 Jahren Beziehung von ihrem Freund Tom wegen einer Praktikantin verlassen. Sie schwört sich: Nie wieder Liebeskummer nur noch Spaß ohne Verpflichtungen. Das sieht ihre Freundin Pia genauso. Die beiden beschließen daher in alkoholisiertem Zustand eine Callboyagentur namens "Männertaxi" zu gründen, und die Herren selber vorzutesten.

Andrea Koßmann ist in der Bloggerszene keine Unbekannte. Kossis Welt und Kossis Videorezensionen bei amazon sind bekannt und haben eine große Fangemeinde. Die Autorin ist sympathisch und nett und daher fällt es mir schwer, diese Rezension zu schreiben, denn ich will keine Kossi Bonuspunkte verteilen und Bücher nur ehrlich bewerten, unabhängig ob mir der Autor sympathisch ist oder nicht. Ich bin mit einer absolut positiven Einstellung an dieses Buch herangegangen. Wäre das Buch nicht von Kossi, hätte ich bei S. 205 abgebrochen.

Kossi hat sich den Traum vieler Bücherliebhaber erfüllt, sie hat ein Buch geschrieben. Sie hat es getan weil sie dazu herausgefordert wurde (Von wem? Das steht in ihrem Blog). Die Hauptperson ist Kossi Fans bereits aus der Isa-Schwärzenbach-Kolumne von Kossis Welt bekannt. Soviel zur Entstehungsgeschichte.

Ich kann jedoch weder mit Isa Schwärzenbach noch mit ihrer Freundin Pia etwas anfangen. Beide Frauen sind dumm wie Bohnenstroh. Isa arbeitet in einer Videothek und gibt sich Tagträumen über George Clooney und Konsorten hin. Pia ist Nagelstylistin. Beide Frauen haben die Intelligenz nicht mit Löffeln gefressen und haben zwei Hobbys: Sich aufhübschen und Männer vernaschen. Dabei schwelgt besonders Isa in Selbstmitleid was ihre Falten und ihr Übergewicht angeht und schiebt sich Pralinen und Eis rein, süßt Kaffe und Tee aber mit Süßstoff, um Kalorien zu sparen.

Die Callboyagentur "Männertaxi" soll etwas besonderes sein und den Frauen mehr als Sex bieten, wie Theaterbesuche und dergleichen. Das ist aber nichts Besonderes sondern Standard. Callboys gehen nicht zu ihrer Kundin, strippen und besorgen es ihnen. Es gibt andere Romane wie Asking for Trouble: A Novel (Verfilmt als Wedding Date), die genau das behandeln: Frau mietet Mann für Hochzeit und Sex kostet extra. Isas und Pias "Männertaxi" wertet die Männer zusätzlich ab, indem es sie nummeriert wie eine Pizza auf einem Flyer anpreist.
Sicherlich haben die beiden Hauptfiguren nicht daran gedacht dieses Gewerbe anzumelden und ihren Angestellten Verträge anzubieten und ihre Angestellten beim Gesundheitsamt zur regelmäßigen untersuchen anzumelden. Isa scheint diese Agentur auch schwarz zu betreiben. Dafür spricht, dass das Mänenrtaxi ein "Geheimtipp" ist und nur ausgewählte Kundinnen in den Genuss dieser Callboys kommen.

200 Seiten lang wird geschildert, wie Isa die Männer persönlich testet und wenn ihr einer nicht passt, diesen zu Pia schickt, die weniger wählerisch ist, was ihre Bettgefährten angeht.
Dem Leser werde die Details erspart und stattdesse blumig umschrieben: "Ich wünsche mir, dass dieser Moment nie aufhört, und als Phils und mein Körper endlich zu einem werden, sind auch die Engel wieder da, die unsere Bewegungen mit ihren Harfenklängen untermalen. Anstatt der Rosenblätter fallen jetzt kleine glitzernde Sternchen von der Zimmerdecke. Ich sehe sie sogar mit geschlossenen Augen, und als Phil mir ins Ohr flüstert, dass er kommt, weiß ich, dass auch er sie funkeln sieht. (S. 185)", das ist Groschenheftnieveau.

Bedenklich ist, dass so etwas als Komödie verkauft wird. Man sieht es anscheinend als lustig an, dass sich eine Frau wie ein Mann verhält. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Man stelle sich vor ein Mann hätte, nachdem er verlassen worden wäre, aus Frust eine Callgirl Agentur gegründet. Er testet seine Angestellten selber, die nicht so hübschen schickt er seinem Kumpel rüber, damit er sie sich vornimmt. Und die wirklich hübschen Frauen, die behält er sich kostenlos zum persönlichen Vergnügen auf Abruf vor. Der Aufschrei wäre groß, besonders bei den Frauen. Eine Frau darf sich wie eine Schlampe verhalten, denn weibliche Zuhälterinnen haben Seltenheitswert und nichts anderes ist Isa: eine Zuhälterin. Sie verlangt von ihren Männern 35% und sagt selber auf S. 194: "Ich beschäftige mich seit einiger Zeit intensiv mit [...] Männern, die ich zunächst selbst vernasche, damit ich sie dann, wenn sie gut im Bett sind, an andere Damen vermittle, kostenpflichtig versteht sich."

In ihrem Privatleben benutzt Isa Männer auch nur. Sie schläft mit ihnen und wenn sie Gefühle entwickeln wirft sie sie weg. Bei einem Mann würde man sofort erbost aufschreien, bei einer Frau ist es lustig, wenn sie mit den Gefühlen des anderen Geschlechts spielt und sie danach wegwirft.

Ab S. 200 werden dann alle erdenklichen Klischees, die man sich im Zusammenhang mit dem Callboy Geschäft so denken kann, schön der Reihe nach platt abgearbeitet.

Hinzukommen in diesem Teil noch einige Szenen in denen man sich einfach nur unglaublich fremdschämen muss. Isa ist nicht nur dumm sie ist auch nicht schlagfertig und führt dafür Gespräche über das aufpupsen von Frotteunterwäsche (S. 256)

Nebenbei: "Ernst hat den so genannten Ernst der Lage erkannt!" (S. 422), ach ja, den Kalauer kennen wir ja auch schon aus Ernst sein ist alles.

Kossi kann unterhaltsam schreiben. Ihr Stil ist locker flockig umgangssprachlich und liest sich gut. Da das Buch umgangssprachlich geschrieben ist, kann man Wortneuschöpfungen wie "ich metamorphiere" (S. 27) oder "euphoriedurchtränkt" (S. 78 ) als kreativ durchgehen lassen, aber "macht Sinn" (S.349 und 399) ist damit immer noch falsch. Auch sollte man unterscheiden, wer gerade spricht. So lässt sie Herrn Möller (S. 422) im selben Stil wie Isa sprechen, so dass man sich fragt, von wem der Kommentar "Wie jetzt? Das Ganze hier ist auch noch abgekartet? Das ist jetzt nicht wahr, oder?" nun war, von Isa oder Herrn Möller.

Fazit: "Die blöden Momente im Leben sind nur dafür da, die schonen noch besser zu machen." (S. 237) Dem stimme ich zu. Die schlechten Bücher lehren und, was ein gutes Buch ausmacht. Es kommt nicht darauf an, ob jemand lustig schreiben kann, es kommt auf die Geschichte an und die muss gut und vor allem durchdacht und recherchiert sein.

Zwei dumme Schnepfen, die einen illegalen Callboyring aufziehen und die Angestellten selber testen finde ich nicht lustig!

0 Sterne, nicht mal ein Stern. Ein übles, männerverachtendes Machwerk vor dem ich nur warnen kann. (So unverblümt sage ich meine Meinung nur hier, in der geschützten Zone, sonst hat es 1 oder 2 Sterne (1 Stern Kossi Bonus) bekommen, wegen Fanschelte, die ist schon so nervig genug).


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