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 Betreff des Beitrags: Lia Habel
BeitragVerfasst: 14.12.2011, 16:48 
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Dark Love - gone with the respiration 1

Südamerika im Jahre 2195. Vor 150 Jahren brach der Supervulkan unter dem Yellowstone Park aus. Die Folge war eine neue Eiszeit, welche die Menschen der nördlichen Hemisphäre dazu zwang in südlichere Gefilde zu flüchten. Die Überlebenden und Flüchtlinge wurden derweil noch durch einen tödlichen Influenzastamm und Hungersnöte weiter dezimiert, was zum zweitem amerikanischen Bürgerkrieg führte, der in einem Atomkrieg mündete und Nordamerika unbewohnbar machte. Die letzten Überlebenden schlugen sich nach Südamerika durch und gründeten neue Staaten, einer davon ist New Victoria, die Heimat der siebzehnjährigen Nora Dearly und ihrer besten Freundin Pamela Roe. New Victoria ist eine Homage an das Victorianische England mit seiner verhüllenden Mode, seinen steifen Umgangsformen und seiner rigiden Sozialstruktur jedoch in Kombination mit modernster, futuristischer Technik im Steam Punk design. Eine heile Welt, sollte man meinen, gäbe es da nicht die Punks, Separatisten, die sich weigern Computer zu verwenden, und die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, und daher schon seit Jahrzehnten Krieg gegen New Victoria und seine Regierung führen. Mit diesem Krieg jedoch, wird nur das eigentliche Problem, das New Victoria bedroht, getarnt: Ein durch Körperflüssigkeiten übertragbares Prion namens Lazarus (Zr-068) breitet sich in der Bevölkerung aus. Wer infiziert stirbt innerhalb weniger Stunden, um danach als Zombie wieder aufzuerstehen. Zwei Zombiearmeen stehen sich gegenüber. Die eine hat es auf Nora Dearly abgesehen und versucht sie zu entführen, was Captain Abraham Griswold (18 jähriger sexy und nur mäßig angewester Zombie) zu verhindern sucht.


Wie meine Zusammenfassung der Ereignisse bereits andeutet hat hier jemand einfach zu viel auf einmal gewollt: Steam Punk, Sci-Fi, victorianische Gesellschaft, Rebellion der weiblichen Jugend gegen Normen, Dystopie, Zombiesplatter und (ewige) Liebe mit Verfallsdatum (im wahrsten Sinne des Wortes). Dazu wird die Geschichte auch noch im Wechsel aus fünf Blickwinkeln erzählt: Nora, Pamela, Bram, Wolfe und Victor, was es nicht besser macht.
Die Witze sind so unglaublich Platt, dass es schon peinlich ist. So erhält Bram Zugang zur Waffenkammer über einen Augenscanner, was Nora zu der Bemerkung animiert, ob das nicht ein Problem wäre, wenn ein Zombie seine Augen verlieren würde. Er antwortet darauf nur, dass er einen Freund hätte der sich an seinem festklammer würde, bis es komplett verrottet wäre. Natürlich folgen darauf noch irgendwann Szenen wo dieses lockere Auge und sein Träger näher beschrieben werden.

Laut Nachwort begann diese Buch als Scherz, den die Autorin, warum auch immer, zu einem Roman ausgearbeitet hat. Sie ist wohl der Meinung, dass die wahre Schönheit der Liebe in der Tragödie des Langsamen Verwesens zu finden ist, im Gegensatz zur Ewigen Konservierung der Vampire. Vampire sind laut Autorin auch nur Zombies mit besserer PR (OK, da mag sich vielleicht sogar Recht haben). So schwört Bram auch für Nora zu sorgen, bis er verrottet.
Besonders unpassend fand ich, wie die Gegner der Zombies als Mortalisten angesehen werden, und die armen Zombies sich und ihre Familie gegen Verfolger verstecken müssen, die sie sonst mit Befehl zu einer Erschießung abholen würden. Die Parallelen zur frühen Judenverfolgung waren da teils derartig auffällig, dass es schon geschmacklos war und das wurde kombiniert mit: wer Zombies Eklig findet ist ein Mortalist. Ich stehe dazu, ich bin Motalist und Kussszenen mit einem zwei Jahre Toten Zombie fand ich einfach nur widerwärtig und abstoßend und möchte gar nicht darüber nachdenken, wie sich das weiterentwickelt. Zu meiner Zeit nannte man das noch Nekrophilie.
Die Geschichte an sich, ist auch alles andere als prickelnd und zieht sich über weite Strecken zäh wie Kaugummi. Nora wird entführt, dann folgen viele, viele, viele Kapitel Zombielagerleben (oder unleben) gefolgt von vielen, langweiligen, zähen Kapiteln splatteriger Kampfhandlungen mit finalem Kopfschuss (den hätte ich mir irgendwann fast am liebsten selbst gesetzt).

Nun sind also die nächsten klassischen Monster der weichspül Fantasy für weibliche Leser zum Opfer gefallen. So wie aus den menschenmordenden Vampiren tierbluttrinkende Weicheier wurden, wurden aus den menschenfressenden Zombies, toffuverschlingende Gutmenschen mit krankenversicherungspflichtigem Handicap.

Gruseligerweise wird es eine Fortsetzung geben: Dearly, Beloved, was mich zu der Frage des deutschen Titel bringt. Der Orginaltitel des Buches lautet: Dearly, Departed. Ich könnte verstehen, wenn man den Titel übersetzt. Ich könnte verstehen, wenn man den Titel mit einem neuen deutschen Titel ersetzt. Ich kann nicht verstehen, wie man einen englischen Titel mit einem neuen englischen Titel ersetzt. Ist Dark Love etwa seit neuestem Deutsch? Nein. Warum dann nicht einfach den Originaltitel belassen?

Fazit: langweilig, eklig und vorhersehbar. **


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