28.01.2009, 23:57
Eine namenlose Frau erzählt von den letzten Tagen des Krieges im Frühjahr 1945 und dem Einmarsch der Roten Armee in Berlin: Schonungslos offen und mit einem feinsinnigen Gespür für diese geschichtsträchtige, beispiellose Zeit berichtet die vielleicht 30-jährige von Hunger, Ekel und Angst. Und von plündernde Soldaten, die sie und unzählige andere Frauen mit roher Gewalt vergewaltigen. Doch statt Selbstmitleid oder Hass wächst in der jungen Frau ein unerschütterliche Überlebenswille heran.
Das 3. Reich steht kurz vor der Kapitulation, Berlin ist ausgebombt und die Menschen haben - außer Hunger - nichts mehr. Die Alten, die Kinder und die Frauen sind ein Kellervolk, und mitten unter ihnen lebt die Junge, vielleicht 30-jährige Frau. Drei Schulhefte sind ihr geblieben, in denen sie nun notiert, was während des Tages und in der Nacht widerfährt. Mit einem genauen Blick gerade auch für Kleinigkeiten beobachtet sie die Eigenheiten, die jede Kellergemeinschaft in den voller Angst durchwachten Nächten entwickelt. Sie berichtet vom Gefährlichen Schlangestehen an der Wasserpumpe, von den verzweifelten Versuchen, aus versandeten Wurzeln etwas Essbares zu machen, und von dem Einmarsch der Roten Armee in der Stadt. Mit dem Einzug der Soldaten beginnt für die Frauen eine Zeit der Erniedrigungen und der Vergewaltigungen. Trotz der Grausamkeiten versteht es die Autorin, diese Männer noch als Individuen anzusehen: Da gibt es die Schwachen, die Mitläufer, die Wölfe und den Leitwolf, den sie, kaum entdeckt, zu ihrem Beschützer bestimmt. Mit ihrem ungebrochenen Überlebenswillen und ihrem Leitwolf als Gönner hält sie sich die anderen russischen Soldaten vom Leib und gelangt sogar an Essen und Brennholz. Ihre Klugheit und ihr Pragmatismus bewahren sie vor Selbstmitleid und vielleicht auch vor dem Tod.
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