Das folgende hat Dana für uns herausgefunden:
Zu "Trotzkopf" und den Hintergründen gibt es ein interessantes Kapitel in dem Buch "Die kleinen Helden - Kinderbuchfiguren und ihre Vorbilder" von Dietmar Grieser (insel taschenbuch).
Die Geschichte um den "Trotzkopf" ist tatsächlich sehr biographisch geprägt, und das Pensionat gab es wirklich !!!
Als man ums Jahr 1970 - für eine Fernsehdokumentation zum Thema "Trotzkopf" (Die hätte ich ja gern gesehen, kennt die jemand von Euch?) - einen ehemaligen Zögling jenes Pensionates Möder in Eisenach, das Emmy von Rhodens Backfischgeschichte die Kulisse geliefert hat, vor die Kamera holte und über ihre Jungmädchenzeit räsonieren ließ, vergaß die Dame nicht zu erwähnen, daß am Ort der Handlung die Lektüre der Trotzkopf-Romane streng verboten war. Sooft für eine der Insassinnen ein Geschenkpaket eintraf, mußte dieses vor den Augen der diensthabenden Erzieherin aufgeschnürt und sein Inhalt vorgezeigt werden. Befand sich unter den Näschereien auch ein Exemplar des gewissen Buches, so wurde es kurzerhand beschlagnahmt, unter Verschluß genommen und der Adressatin erst am Tag ihrer Abreise wieder ausgehändigt. Daß bei diesem Konfiskationsverfahren die aus England stammende Miss Wood mehr als andere hervortrat, ist leicht erklärt: Sie kommt in Emmy von Rhodens Roman, zwar in "Miss Lead" umgetauft, aber für jeden Eingeweihten dennoch auf den ersten Blick erkennbar, besonders schlecht weg. [...]
Wie ist die Figur dieser preußischen Gutsbesitzerstochter Ilse Macket, die von ihren Eltern zwecks Disziplinierung ins Pensionat gesteckt wird, entstanden? Emilie Friedrich geb. Kühne, Tochter eines Leipziger Bankiers, ist mit dem Schriftsteller Dr. Hermann Friedrich-Friedrich verheiratet. Von den drei Mädchenbüchern, die die zweifache Mutter unter dem Pseudonym Emmy von Rhoden in den achtziger Jahren herausbringt, schlägt eines sensationell ein. Es ist ihr letztes, und es erscheint (da die Autorin nur 53 Jahre alt wird) erst postum: "Der Trotzkopf"
Das Kühne an dem Unternehmen: Es ist eine zwar romanhaft verbrämte, aber in den Grundzügen und den Hauptfiguren durchaus realistische Aufarbeitung der Internatszeit ihrer eigenen Tochter Else.
Wie dicht Emmy von Rhoden an der Wirklichkeit bleibt, zeigt schon das Personenregister: Eine bloße Vokalverschiebung muß als Verfremdung ausreichen, aus Else wird Ilse (und aus Ilse einer der Modenamen der Zeit), aus deren engster Freundin Nellie Gladstone (aus der Familie des englischen Premierministers William Gladstone) das Waisenkind Nellie Grey. Nur bei der Benennung des Lehrkörpers wendet die Autorin ein wenig mehr Phantasie auf: Fräulein Möder, die dem betreffenden Institut vorsteht, kehrt im Buch als Fräulein Raimar wieder, die nette Junglehrerin Emma Schwartz als Lotte Güssow, die weniger nette Erzieherin Miss Wood als Miss Lead. Und natürlich verschleiert die Autorin den Schauplatz des Geschehens: Daß das "Städtchen W." in Wirklichkeit Eisenach ist, spricht sich nur an Ort und Stelle herum. In den älteren Adreßbüchern der thüringischen Kreisstadt findet man das "Pensionat Möder" auf einen Griff: Marienstraße 13. Es handelt sich um ein auf einer Anhöhe gelegenes Villenviertel am Stadtrand - ein paar Schritte bergab, und man steht am Ufer des Prinzenteichs mit dem Blick zur Wartburg. Sogar das Gebäude als solches existiert noch - heute ein normales Wohnhaus.
Diese Erklärungen von Dietmar Grieser fand ich so spannend, dass ich sie für Euch abgetippt habe. Ansonsten ist dieses Buch auch sehr interessant. Weitere Kinderbuchfiguren, über deren Hintergründe man etwas erfährt, sind: Nonni, Nesthäkchen, Peter Pan, Heidi, Alice im Wunderland, Zwieselchen, Der Kleine Prinz, Emil und die Detektive, Pinocchio, Winnetou, Max und Moritz, Pumuckl, Nils Holgersson, Tom Sawyer und Huckleberry Finn.
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