Honigduft und MeeresbriseGeliebte Martha, von dir zu lesen, gibt mir unendlich viel Kraft! – So beginnt der Brief, den Anna in Händen hält. Die mit Tinte auf das vergilbte Papier geschriebenen Buchstaben sind noch immer gut sichtbar. Trotzdem fällt es Anna schwer, die geschwungene Schrift zu entziffern. Nur am Datum gibt es keine Zweifel: Dezember 1941. Vor fast achtzig Jahren wurde dieser Brief an ihre Urgroßmutter adressiert, und doch hat Anna ihn eben erst gemeinsam mit ihrer Oma geöffnet. Sein Inhalt lässt ein Familiengeheimnis vermuten und Anna beschließt, nach Ahrenshoop zu fahren und dem auf den Grund zu gehen.Mir haben ja bisher alle Bücher von Andrea Russo / Anne Barns gefallen, aber ich bin geneigt zu sagen, dass dieses hier ihr bisher bestes ist.
Anna leidet schwer unter dem Unfalltod ihrer besten Freundin Mona. Weil ihre Beziehung zu Jens auch irgendwie feststeckt und eigentlich am Ende ist, nimmt sie sich eine Auszeit bei ihrer Oma in Lüdinghausen, wo sie auch aufgewachsen ist.
Ein Brief aus dem Jahr 1941 bringt sie und ihre Oma dazu in Ahrenshoop nach den Wurzeln der Familie zu forschen.
Anna und Johanna sind zwei durchweg liebenswerte Personen. Johanna ist Imkerin und ihre Honigrezepte machen unbedingt Appetit auf mehr
Doch Anna und Johanna lösen nicht nur ein altes Familiengeheimnis, auch Anna selbst sortiert ihr Leben neu. Anna und Mona waren allerbeste Freundinnen und Anna gibt sich die Schuld an Monas Tod, weil sie an diesem Tag darauf bestanden hat, dass Mona zu ihr kommt. Auf dem Weg verunglückt Mona dann tödlich. In Lüdinghausen trifft Anna dann nicht nur auf Timo, Monas Freund, sondern auch auf ihre alte Freundin Peggy, deren Freundschaft sie vor Jahren zu Gunsten von Mona einschlafen ließ.
Peggy und Timo erweisen sich auch weiterhin als gute Freunde.
Einzig Mona hat mir nicht ganz so gut gefallen (darf man über Tote in Büchern eigentlich schlecht reden?
). Sie war Anna sicherlich eine gute Freundin, aber Geben und Nehmen war in dieser Freundschaft meiner Meinung nach nicht gleich verteilt. Anna hat gegeben und Mona hat genommen. Aber da Anna selbst findet, dass niemand perfekt ist, auch Mona nicht, will ich nicht zu sehr darauf rumreiten.
Auch Josephine ist eine Figur, bei der man unterschwellig vermutet, dass sie vielleicht doch etwas Dreck am Stecken hat. Vordergründig sehr offen und sympathisch, aber es bleibt immer ein kleiner Funke Misstrauen. Das ist richtig schön gemacht.
"Was hat das Meer nur an sich, dass man sofort beginnt zu entspannen, wenn man in seiner Nähe ist?"
Diesen Satz aus dem Buch kann ich unbedingt unterschreiben, so geht es es mir auch immer.
Ein sehr schönes Buch, zum Inhalt sage ich nicht mehr, lest es einfach selbst.
Lüdinghausen wird übrigens so schön beschrieben, dass man glatt Lust bekommt mal hinzufahren, ist ja von hier aus nicht so weit.
Bei der Lesung vor ein paar Wochen, war das Buch noch nicht erscheinen und Andrea Russo hat aus "Spätsommerfreundinenn" gelesen. Ich hoffe sehr, dass es zu diesem Buch auch eine Lesung geben wird, denn mich würde ja mal interessieren, warum sie Lüdinghausen gewählt hat.
Und Ahrenshoop ist sowieso immer eine Reise wert.