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 Betreff des Beitrags: Berte Bratt und ihr Roman
BeitragVerfasst: 22.12.2020, 09:34 
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Ich lese gerade: Weihnachtsromane
Dieses Jahr im Sommer bin ich beim Suchen nach mir fehlenden BB-Büchern über eine, mir noch unbekannte Ausgabe, von "Meine Tochter Lisbeth" gestolpert. Wenn ich so etwas entdecke, dann bin ich immer ganz kribbelig und kann es einfach nicht fassen, dass es nach wie vor noch solche Schätzchen für uns zum Entdecken gibt!

Der Roman ist als Roman-Heft erschienen. Es ist ein etwas dickeres Zeitungspapier und ca. DIN A4 groß. Der Text wurde in Spalten gedruckt, so dass es für mich mehr einen Eindruck einer Zeitung als eines Romanheftchens macht.

Doch das eigentlich interessante ist nicht der Roman an sich (den kennen wir ja :ggg ), sondern das, was über Berte Bratt und ihren Roman geschrieben wurde. Aber lest selbst (am Ende des Textes gibt es eine Kopie des Deckblattes, des Textes sowie Infos zu den Roman-Blättern zu finden):


    Berte Bratt und ihr Roman

    Nun haben wir bis jetzt 37 Romane von 27 deutschen Autoren veröffentlicht - man kann uns also nicht gut nachsagen, daß wir nicht unserem Deutschland gerecht worden seien. Mit der 38. Folge lassen wir endlich einen Ausländer oder vielmehr eine Ausländerin zu Wort kommen: die Norwegerin Berte Bratt. Es ist aber kein Experiment, über dessen Ausgang wir im Ungewissen sind; wir kennen die Reaktion unserer Freunde auf diesen Roman: sie wird Begeisterung und unbedingte Zustimmung sein. Als wir diesen Roman zum ersten Male lasen, mußten wir uns mit Gewalt ins· Gedächtnis zurückrufen, daß hier eine Ausländerin schrieb - denn die norwegische Landschaft und die norwegischen landsmannschaftlichen Eigenheiten wollen nichts besagen - so sehr fühlten wir uns in diesem Buch daheim, so viele Saiten klangen in uns mit bei diesem Ton. Wir sprechen von unserem Eindruck; es sollte uns freuen, wenn unsere Leser diesen Eindruck auch für sich bestätigen wollten.

    Es gibt vieles, was Deutsche und Norweger miteinander verbindet - aber wir wollen doch lieber keine Rassenkunde betreiben, das könnte heute leicht mißverstanden werden. Wir wollen uns aber auch nicht erinnern an den letzten Weltkrieg, als sich die Norweger wehrten gegen die Invasion - das war eine Ausnahmezeit, die über den wahren Charakter eines Volkes keine Auskunft gibt. Wir wollen lieber an zwei große, norwegische Dichternamen erinnern, die in Deutschland jeder kennt, auch wenn er ihre Werke nicht gelesen haben sollte: Henrik lbsen und Knut Hamsun. Es gibt keine deutsche Literaturgeschichte, die diese beiden Namen nicht erwähnte. So groß war und ist der Einfluß des norwegischen Geistes auf die deutschen Dichter. Nein, wir behaupten jetzt nicht, daß Berte Bratt so berühmt und so groß ist wie lbsen und Hamsun; sie würde eine solche Einstufung bestimmt ablehnen. Aber daß ihre Art zu erzählen Einfluß gewinnen möchte auf die erzählenden deutschen Autoren, das wünschen wir von Herzen.

    Man lese jedoch zuerst diesen Roman. Hernach wird man uns recht geben: solche Bücher sollte es recht viele geben. Wieviel schöne und echte Menschlichkeit ist in diesem Buch; sie wird aber nicht gepredigt und ist nicht als Leitartikel geschrieben; sie wird, wie es sich für einen Roman gehört, nur, und zwar ausgezeichnet, erzählt. Und wie sauber sind diese Menschen, wie grundanständig, wie tapfer. Schon dieses Kind Lisbeth ist ein tapferes ' kleines Menschenwesen, das seinem Vater hilft. Wie tapfer ist dieser Heming Skar!

    Dieser Roman handelt von der Liebe auch wischen Mann und Frau - wir wissen es: Liebe ist die stärkste Macht auf dieser Erde nach dem Hunger. Aber es handelt vor allem auch von einer Liebe, die aus anderen seelischen Bezirken kommt: von der Liebe eines jungen Mädchens zu einem Kind, dem sie nicht Mutter ist, von der Liebe diese kleinen, menschenklugen Lisbeth zu dem jungen Frauenbild. Das ist zart erzählt, weil man in eine Blüte nicht mit groben Fingern greifen soll, und doch wieder fröhlich.

    Dieser Roman der Norwegerin Berte Bratt schenkt seinen Lesern Wärme, Heiterkeit und Hoffnung. Es ist eine gute Welt bei Berte Bratt; man möchte immer in ihr leben.

Bild


Ich bin 1905 in Stavanger geboren. Mein Vater war dort Stadt-Ingenieur.
Schon während der Schulzeit fing ich zu schreiben an.
Seit Frühjahr 1925 bin ich daneben auch im Rundfunk tätig.
Ich habe etwa zehn Kinderbücher und viele Mädchenbücher und Frauenromane geschrieben.
Mein liebstes Buch aber ist "Meine Tochter Lisbeth".
Die Idee zu diesem Buch kam mir durch die Bekanntschaft mit einem reizenden, kleinen, braunäugigen Mädchen,
das inzwischen herangewachsen und Studentin geworden ist.

Durch die Familie meiner Mutter habe ich ein paar Tropfen deutsches Blut in den Adern.
Ich habe immer die deutsche Sprache, die deutsche Musik und die deutsche Literatur sehr liebgehabt.
Mit 16 Jahren, als meine Schulfreundinnen Jungmädelbücher lasen, habe ich meine Zeit mit Nietzsche, Schiller und Heine ausgefüllt.

Jedes Jahr fahre ich für ein paar Monate nach Deutschland.
Meine große Hoffnung ist die, einmal im Leben die deutsche Sprache geläufig sprechen zu können.
Und noch einen Traum habe ich: einmal Deutschland richtig kennenzulernen und kreuz und quer zu reisen.
Ich möchte den Kölner Dom sehen, am liebsten an einem Oster- oder Weihnachtsfeiertag.
Ich möchte in Süddeutschland Pfirsiche direkt von den Bäumen pflücken.
Und ich möchte an einem stillen, schönen Sommerabend auf dem Rhein sein und zuhören,
wie unterhalb des Loreleyfelsens das Loreley­Lied zweistimmig gesungen wird.

Berte Bratt



Quelle: Roman Blätter, Stuttgart - 38. Folge, Mai 1951


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