BERGENMÄDCHEN "TANTE ANNIK"Man muss die nüchternen Ansichten der jungen Mädchen über das Leben bewundern, sagt Frau Saxegård*.
"Vielen Dank an alle für den heutigen Abend und auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal!" Die Mädchenstunde bei Bergens Radiosender ist zu Ende. Die Moderatorin der Mädchenstunde und die treue Begleiterin der Backfische, Annik Saxegaard, kommt lächelnd mit einem Stapel Briefe in der Hand aus dem Studio. Auch sie selbst sieht nicht viel älter aus als ihre jungen Hörerinnen - mit ihrem frechen Bubikopf, der über einem Paar starker Augen tanzt und ihrer gesegneten Fähigkeit, das Lustige in den alltäglichsten Ereignissen zu sehen. Es ist diese frische humorvolle Lebenseinstellung, dass alles im Leben so wunderbar einfach und unkompliziert ist, - man muss es nur verstehen sich damit zu arrangieren - die sie bei ihren kleinen Radiofreundinnen so beliebt macht. Trotz ihres jungen Alters ist sie bereits seit sieben Jahren mit dem Radio verbunden und damit eine der Pioniere in Norwegens Radiokreisen.
Ich habe im Frühjahr 1925 in Oslo angefangen, erklärt sie, und da Kinder immer meine große Liebe waren, habe ich dort direkt mit der Kindersendung begonnen. Als ich 1926 nach Bergen zog, setzte ich dort meine Arbeit fort. Eines Tages rief mich der damalige Manager des Bergener Radiosenders, Ola Holst, an und sagte:
"Tante Annik, jetzt musst du eine Mädchenstunde machen!"Und ich habe die Mädchenstunde gemacht! Der Sender in Bergen war der erste, der mit einem speziellen Programm für die jungen Mädchen begann. Ich hatte nichts, woran ich mich orientieren konnte. Ich erinnere mich nur daran, wie es war, als ich selbst ein Backfisch war und mir wünschte, ich hätte eine ältere Freundin, der ich mich anvertrauen kann und so eine Freundin wollte ich sein. Es ist nicht immer einfach ein junges Mädchen zu sein, es ist ein sehr schwieriges Alter, du bist noch kein Erwachsener, aber auch kein Kind mehr. Es finden große Veränderungen in einem statt und du bist so schrecklich hilflos und unbeholfen. Es war daher sehr schwierig, ein Format für diese Sendung zu finden. Es sollte Unterhaltung und Unterricht sein - ein unterhaltsamer Unterricht, der nicht an Schulstunden erinnert, aber dennoch zum Nachdenken anregt. Das Konzept, das wir erarbeitet haben, ist zunächst ein etwa 20-minütiger Vortrag, der den lehrreichen Teil der Sendung darstellt und der Rest der Zeit wird für Musik, Gesang und humorvolle Lesungen verwendet. Die bisherigen Vorträge waren von einem Arzt, der über Gesundheit und Schönheit geplaudert hat, eine Reihe von Reisegeschichten, oder auch darüber, wie die jungen Mädchen aus wenig oder nichts kleine Weihnachtsgeschenke machen und wie sie ihre Kleidung selbst aufpeppen können. Zwei junge Männer haben über den Backfisch von heute - das Hausmütterchen und das Sportmädel - diskutiert und eine Krankenschwester hat gute Ratschläge zur Säuglingspflege gegeben. Wir haben ein Zeitfenster für Fragen, in dem die jungen Mädchen Antworten auf alle einigermaßen vernünftigen Fragen erhalten, die sie so stellen und es muss zu ihrem Lob gesagt sein, dass ich sehr selten Anfragen zu Filmadressen und dergleichen erhalte.
Diese jungen Frauen gehört also nicht zu denen, die die Jugend von heute zu Fall bringen?Nein, die Kunst besteht nur darin, das Gute in ihnen zum Vorschein zu bringen. Sie sind vielleicht bodenständiger und realistischer als die jungen Leute von heute, sie verstehen, dass die Zukunft für sie nicht rosig ist und dass keine Zeit für romantische Träume bleibt, aber dafür kann man die Jugend nicht verantwortlich machen, man muss vielmehr ihre nüchterne Sicht auf das Leben bewundern. Ich habe den Backfisch von heute sehr liebgewonnen, da es dem lauten, schlampigen und wütenden jungen Mädchen die Stirn bietet - und hinter deren Naseweisheit und Vorlautsein verbirgt sich meist nur eine hilflose Schüchternheit. Die Mädchen kommen zu mir und hören diese Sendung, um Ratschläge für alles zu erhalten, vom Entfernen eines Fleckens auf der Kleidung bis hin zu unreiner Haut und Herzschmerz. Ich schätze das Vertrauen und versuche, so gut ich kann zu helfen. Wenn es um sehr wichtige Angelegenheiten geht, bringe ich diese in der Sendung persönlich vor. So habe ich schon die ein oder andere Freundschaft bei einer Tasse Tee und dem Austausch von Vertraulichen, zerbrochenen Hoffnungen oder mit dem Klären von Missverständnissen retten können.
Enthalten alle Briefe Fragen nach Ratschlägen in den verschiedensten Angelegenheiten? Oft schreiben und sagen sie auch, was sie lieber in den Sendungen hören möchten und dann wissen wir, woran wir uns halten müssen.
Wer ist "wir"?Ich - und meine treue Helferin, ein achtzehnjähriges Mädchen, das seit ihrem 14. Lebensjahr zu den regelmäßigen Darstellern der Mädchenstunde gehört. Wir beide machen Sketche und Revuen - ja, wir machen zwei bis drei Mal im Jahr eine Revue in der Mädchenstunde.
Was haben Sie in diesen sieben Jahren im Radio noch gemacht? 60 Vorträge, ca. 70 Sketche, zwei Hörspiele, unzählige Shows und dann übersetzte ich eine Offenbach-Operette und eine Menge Hits.
Mögen Sie Radioarbeit? Und ob!
Sind Sie so jung, wie die Leute sagen? Sie sollten nie glauben, was die Leute sagen. Ich bin viel älter!
*Anmerkung der Übersetzerin:
- Saxegaard wird tatsächlich in der Unterschrift der Überschrift mit å geschrieben und im restlichen Text mit aa.
Dieses Interview ist aus der Zeitschrift "URD", Ausgabe 44 vom 29. Oktober 1932.
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