Ich habe nun endlich tatsächlich angefangen die Bücher (auf englisch) zu lesen, mit meiner deutschen Ausgabe nebendrann:
Laura Ingalls Wilder - Little House 01 - Kleines Haus im großen Wald (Laura im großen Wald) Die großen Wälder in der Nähe von Pepin, Wisconsin im Jahre 1872. Die fünfjährige Laura Ingalls lebt mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Mary, ihrer kleinen Schwester Grace und ihren Eltern (Ma und Pa) in einem Blockhaus im Walde. Es ist ein ruhiges, beschaulies Leben, geprägt vom Rhythmus des Jahres und den dabei anfallenden Pflichten. Schon die Kinder haben ihre Aufgaben und Pflichten. Es ist ein hartes, karges Leben, aber ein gutes Leben im Kreise der Familie, die sich gegenseitig besucht und hilft, denn Oma, Opa, Tanten und Cousin leben auch alle in diesem großen Wald.
Kleines Haus im großen Wald (Little House in the Big Woods) war Laura Ingalls Wilders erstes Kinderbuch und das erste Buch der Little House Reihe und erschien 1932. Die Geschichte basiert auf den Kindheitserinnerungen der Autorin und ist dementsprechend verklärt, wie schon der märchenhafte Anfang „Once upon a time“ zeigt. Sie beschreibt ein einfaches Leben aus dem Blickwinkel eines Kindes, für das jede neue Handlung und jede neue Jahreszeit ein Abenteuer ist. Dabei fallen die Beschreibungen teils etwas zu detailreich aus, jede einfachste Handlung, jeder Handgriff wird beschrieben, was teilweise ein wenig repetitiv und ermüdend ist. Besonders verwundert hat mich die Beschreibung, dass ins Lampenkerosin Salz und roter Flanell gegeben wurde, damit es nicht explodiert. Diese Beschreibung ließ mich sehr ratlos zurück. Auch ist dieser erste Band deutlich moralisierend. „Die Geschichte von Großvaters Schlitten und dem Schwein“ bläut den Kindern ein, brav Sonntags den Katechismus zu lesen und Sonntags ja keinen Spaß zu haben und auch „Charly und die Wespen“ erinnert stark an die Geschichte des Jungen, der immer Wölfe rief, bis ihm keiner mehr glaubte. Die deutsche Übersetzung aus dem Trauner Verlag, die mir parallel zur englischen Ausgabe vorlag, ist zudem auch noch politisch korrekt entschärft: „Twas then taht I laid her in her tomb“ wurde mit „Es auch auch in meinem Gemüte“ (Kapitel 6) übersetzt, den Gräber sind wohl für kleine Kinder nicht zumutbar. „For he’s gone where the good darkeys go” wurde mit “Wo Stille, Glück und Ruh” (Kapitel 7) übersetzt, da Schwarze in Kombination mit Tod deutschen Kindern wohl nicht zugemutet werden konnten. Das Militärlied am Ende von Kapitel 7 wurde sogar ganz gestrichen.
Ein nettes Kinderbuch, ein amerikanischer Kinderbuchklassiker, aber viel passiert in diesem ersten Band nicht. Er beschreibt das harte Leben in einem Blockhaus im Walde durch den verklärten Blick einer alten Frau, die sich an ihre wunderbare Kindheit erinnert. Süßlich romantisch verklärte Siedlerromantik, das aber kindgerecht. ****
Laura Ingalls Wilder - Little House 02 -Laura in der Prärie 1987: Fünf Jahre ist Laura alt, als ihr Vater beschließt, die Wälder Wisconsins zu verlassen und mit seiner Familie nach Westen zu ziehen. Nach einer langen, beschwerlichen Reise im Planwagen finden sie endlich mitten in der Prärie einen geeigneten Platz, auf dem der Vater ein neues Blockhaus errichten will. Viele Wochen harter Arbeit vergehen, bis die Familie in dieser einsamen und wilden Gegend wieder ein Zuhause mit Stall und Garten ihr eigen nennt.Die Zeit in der Prärie findet jedoch schon allzubald ein Ende. Das Land ist zum Indianerreservat erklärt worden, und so muss die Familie erneut aufbrechen...Laura Ingalls Wilder erzählt in diesem Kinderbuch-Klassiker über die Pionierzeit Nordamerikas ihre eigene Lebensgeschichte.(amazon) 1956: Verlockend ist ads Indianergebiet im Westen, wo noch das Land den wilden Tieren gehört, wie die fetten, faulen Bären sich in den Brombeerschlägen gütlich tun, und wo es so viel Weide gibt, daß sie keines menschen Auge übersehen kann. Dieser unendliche, unbewohnte Landstrich verlockt auch Lauras Eltern. Sie beschließen, ihr Haus in Wisconsin zu verkaufen, die Perde vor einen Planwagen zu spannan und die Pionierfahrt in dieses jungfräuliche Grasland anzutreten. hochwasserführende Bäche müssen überquert und ein Siedlerhaus muß gebaut werde, das später die Indianer bedrohen. Wolfe umkreisen das Lagerfeuer, der Wind jagt einen Präriebrand gegen die unentwegten Siederler. Dies sind nur einige Kapitel aus dem mitreißenden Buch von Laura Ingalls Wilder, die aus eingener Kindheitserinnerung erzöhlt. Sie selbst wurde in einem Blockahus geboren und ihr Vater war ein wagemutiger Ionier, Jäger, Fallensteller und Indianerkämpfer. Das Buch wird von der Jugendschriftenkommission beim Bundesministerium für Unterricht besonders empfholen, weil ein Farmerschicksal in menschlich aufgeschlossener, pädagogisch wertvoller Art erzählt wird. Einfaches, aufrechtes Verhalten verbinden sich mit natürlicher Herzlichkeit. Vater und Mutter verstehen es meisterhaft die Kinder für ihr kommendes Leben vorzubereiten und sie trotz harter Daseinsmühe zu anständigen Menschen zu erziehen. Die beiden kleinen Mädchen, Marie und Laura, sind die eigentlichen Heldinnen des Buches. Mit ihnen erleben die jungen Leser die Wunder der ungeheuren Prärie, den großen blauen Himmel, die zwarten Vogelstimmen, die unbezwingbare Weite und die ruhige Geborgenheit der Natur.
Meine Meinung: **** Wie unterschiedlich sind doch der Klappentext der 50er und jener der 80er. Ich bin als Kind mit der Serie "Unsere Kleine Farm" aufgewachsen und wollte mir endlich mal die orginal Bücher zu Gemüte führen, schließlich sind das ja Klassiker der Kinderliteratur. Ich habe die Ausgabe von 1956 gelesen, die neuen Ausgaben können also in mancher Hinsicht überarbeitet sein. Das Buch ist nett geschrieben, teils sind mir die Beschreibungen wie genau dieser oder jener Mechanismus funktionier zu Detailreich, aber das ist Geschmachssache. Einiges würde man heutzutage wahrscheinlich so nicht mehr (unter)schreiben:
Zitat Sie wußten genau, daß es keinen Sinn hätte, Fragen zu stellen. Die Eltern hätten ihnen höchstens gesagt, daß kleine Kinder bei Tisch nicht sprechen dürften, außer sie wären gefragt worden. Oder, daß man Kinder wohl sehen, aber nich hören dürfe (S. 194)
Auch dass die Muttter aus Lauras Frage was eine Palisade sei antwortet
Zitat das sei eine Sache, die dazu da sei, um kleine Mädchen neugierig zu machen
statt es ihr zu erklären, ist aus heutiger Sicht recht fragwürdig. Ein Klassiker eben, den man vielleicht gelesen haben sollte, aber nicht gelesen haben muss.
Laura Ingalls Wilder - Little House 04 - Kleines Haus am blauen Fluss (Laura und ihre Freunde)
Plum Creek, Minnesota 1874. Nachdem Familie Ingalls ihre Farm im auf Indianergebiet auf Anordnung des Staates verlassen musste (Laura in der Prärie), zieht die siebenjährige Laura mit ihrer Familie wieder in Richtung Osten. Die Ingalls lassen sich zunächst in einem unterirdischen Erdhaus am Ufer von Plum Creek nieder, das Pa gegen die Pferde der Familie eintauscht. Hier beginnt für Laura und ihre Schwester Mary eine neue spannende Zeit, denn zum ersten Mal besuchen die beiden eine Schule und lernen Kinder wie die verwöhnte Nellie Oleson kennen.
Dieser dritte Band der Reihe, der 1937 erschien (der der vierte, wenn man die amerikanische Zählung nimmt, die den Band "Farmer Boy" als Band 3 zählt, den es auf Deutsch nur in der Übersetzung aus dem 50er Jahren aus dem Trauner Verlag gibt, und der ist sehr selten und meist auch sehr, sehr teuer) schließt fast nahtlos an Band 2 (Laura in der Prärie) an. Wieder einmal beginnt die Familie ganz von vorne, und das Leben bleibt hart, etwas, das in diesem Band nicht mehr verklärt wird, denn Laura ist mit ihren sieben Jahren verständiger geworden und sieht nicht mehr nur die schönen Seiten des Lebens, sondern erkennt auch die Gefahren. Die Personen dieses Romans sind den meisten Lesern wohl aus der Fernsehserie bekannt, besonders Nellie Olsen. Anders als in der Serie, sind diese anderen Personen aber nur Nebenfiguren und tauchen nur in wenigen Kapiteln auf. Meist leben Laura, Mary und Carrie auf der Farm und gehen selten zur Schule, weil sie daheim benötigt werden, oder weil die Heuschreckenplage oder die Hitze es unmöglich machen, das Haus zu verlassen. Dieser Band erzählt zwei Jahre aus Lauras ereignisreichem Leben. Sie kämpft gegen Heuschrecken und Blizzards und übernimmt langsam Verantwortung, und das ist es, was das Buch besonders macht. Obwohl Mary und Laura erst sieben bis 10 Jahre alt sind, werden sie ernst genommen, sie bekommen Aufgaben und werden auch mal alleine zuhause gelassen. Ihre Eltern vertrauen ihnen und sehen sie als eigenständige, verantwortungsbewusste Menschen an, auch wenn die beiden auch mal was anstellen. Wie anders ist doch das Leben heutiger Kinder, die kaum mehr eigenständig handeln dürfen und schon gar keine Verantwortung übernehmen dürfen. Laura und Mary sind stolz darauf, dass ihnen diese kleinen Aufgaben übertragen werden und wachsen daran, etwas, woran sich heutige Eltern wohl ein Beispiel nehmen sollten. Dieser Roman weicht vom tatsächlichen Leben der wahren Laura Ingalls ab. Er ist romantischer, wilder und freier als ihr Leben wirklich war. Tatsächlich besuchte sie bereits mit vier in Pepin, Wisconsin die Schule. Auch die Geburt ihre Bruders Charles und dessen Tod als Baby werden verschwiegen, das wäre für ein Kinderbuch wohl zu düster gewesen. *****
Laura Ingalls Wilder - Little House 05 - Laura am Silbersee De Smet, South Dakota 1879. Zwei Jahre sind vergangen seit den Ereignissen von “On the Banks of Plum Creek” und es gab Familienzuwachs: Grace ist nun das Nesthäkchen der Familie, die Mitglieder sich gerade erst mühsam von einer Scharlachinfektion erholen, die Mary, Lauras ältere Schwester, das Augenlicht raubte. Da bekommt die Familie Ingalls unerwarteten Besuch. Tante Docia arbeitet mit ihrem Mann Henry für die Eisenbahn und sie macht Charles Ingalls ein Angebot, dem er nicht widerstehen kann. Charles soll für 50 Dollar pro Monat den Laden des Bahnarbeitercamps leiten und die Löhne berechnen. Die Familie soll, sobald sich Mary erholt hat, nachkommen und ein Stück Land im noch unbesiedelten Dakota für sich beanspruchen. Für die nun dreizehnjährige Laura beginnt eine neue, spannende Reise in den Westen, an der Spitze der Siedlungswelle. Diesmal jedoch reist Laura nicht mit dem Wagen über die Prärie, sondern zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Zug.
Dieser Band beginnt traurig und melancholisch. Mary ist erblindet und der treue Hund Jack stirbt kurz darauf. Mit Jack stirbt auch Lauras Kindheit symbolisch, denn nun ist sie die Älteste, die für alle jüngeren Geschwister sorgen muss, denn Mary kann es nicht mehr. Laura muss nun für Mary die Augen ersetzen und ihr beschreiben, was diese nicht mehr sehen kann. Eine wichtige Zeit in Lauras Leben, denn sie lernt hier Fähigkeiten, die in ihrer späteren Zeit als Schriftstellerin wichtig sein werden: Laura lernt, für ihre Schwester mit Worten Bilder zu erschaffen. Die Familie Ingalls reist in diesem Band erneut Richtung Westen, um eine Farm gemäß des “Homestead Act” von 1862 zu erwerben, nachdem jeder, der 5 Jahre von seinem Land leben kann, dieses auch behalten darf. Der Winter jedoch ist lang und im Haus der Landvermesser, das die Familie über Winter bewohnen durfte, treffen immer mehr neue Siedler ein, die übernachten wollen, so dass Charles nicht losziehen möchte, und seine Familie alleine mit diesen vielen Durchreisenden lassen möchte. Daher bricht Pa erst sehr spät auf, nachdem schon viele zuvor sich auf den Weg gemacht haben, um seine Parzelle zu beantragen. Wird er noch rechtzeitig eintreffen, oder muss Laura erneut weiterziehen? Ein spannendes Buch, und das vor allem daher, weil es autobiographisch ist. Es liest sich wie ein Roman, aber Laura hat all das wirklich erlebt, das macht diese Bücher so besonders. *****
Laura Ingalls Wilder - Little House 06 - Der lange Winter De Smet, South Dakota 1880/81. Laura und ihre Familie sind in ihr provisorisches Haus auf ihrer Farmparzelle gezogen. Die Familie beginnt den Boden zu bebauen, aber im ersten Jahr ist keine große Ernte zu erwarten, daher mäht Pa Ingalls vor alle Gras, um dieses im Notfall an vorüberziehende Siedler verkaufen zu können. Nie hätte er gedacht, dass dieses Präriegras seiner Familie das Leben retten wird, denn keiner nimmt den alten Indianer ernst, der die die Siedler warnt, dass jeder siebente Winter ein strenger Winter wäre und dass nach dreimal sieben Jahren der schlimmste Winter käme. Der Indianer war gekommen, um den weißen Männern zu sagen, dass der kommende Winter ein einundzwanzigster Winter sein würde, der sieben Monate lang Blizzards brächte. Als der erste Blizzard schon im Oktober über die Prärie hereinbricht, beschließt Pa, seine Familie in die Stadt umzusiedeln, eine weise Entscheidung, denn ganzen Winter müssen sie zusammengedrängt in der engen kleinen Küche leben, frierend und hungrig. Sie drehen in der Kälte und Dunkelheit Heu zusammen, da sowohl Kerosin als auch andere Brennstoffe außer Gras bald ausgehen werden. Eine Fahrt von einer Meile, um Heu zu holen, wird zwischen den Blizzards zu einer Lebensgefährlichen Unternehmung und schon bald gibt es nichts mehr zu essen außer Saatgut, dass irgendwo auf einer Farm im Süden angeblich noch vorhanden sein soll.
„Der lange Winter“ schließt fast nahtlos an den Vorgängerband an. Die Autorin erzählt in diesem Buch, wie sie als Vierzehnjährige den legendären langen Winter von 1880/81 in South Dakota erlebte, mit einem Blizzard nach dem anderen, mit nur kurzen Unterbrechungen zwischen den Stürmen. Ein Winter von Oktober 1880 bis Mai 1881, in denen die Züge in den Schneewehen stecken blieben und die Siedler ab Dezember auf sich allein gestellt waren. Immer wieder wiederholen sich die Handlungen, die Tage sind eintönig und mühsam, es ist ein harter Überlebenskampf, und das macht das Buch auch ein wenig Eintönig. Das dachte sich dann wohl auch die Übersetzerin Emmy Gutschale, die daher munter einfach einige ihrer Meinung nach wohl ereignislose Passagen in der deutschen Übersetzung strich. Der Witz „This is what the cobbler threw at his wife“ im Kapitel „Ein heller Tag“ wurde gestrichen, das halbe Kapitel „Saatweizen“ fehlt, in „4 Tage Blizzard“ wurden die Details der täglichen Handlungen gestrichen, wodurch ganze Absätze wegfallen, quer über den Text wurden deskriptive Nebensätze entfernt.
Interessant ist, dass sich in diesem Buch die Erinnerungen von Laura und Almanzo mischen. Ab und an wird die Handlung aus seiner Sicht erzählt, er muss also bei den Büchern mitgewirkt haben.
Fazit: Eigentlich ein wieder gelungener Band der Reihe, die Eintönigkeit des Winters war mir aber teils ein wenig zu eintönig, daher Punktabzug. ****
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