Der letzte Auftrag1989. Ria Nachtmann hat ihre große Liebe geheiratet und sich als Spionin zur Ruhe gesetzt. Ihre Tochter Annie verfolgt derweil einen gewagten Plan: Sie will eine Doku des DDR-Widerstands drehen und sie in den Westen schmuggeln. Als sie und ihr Freund Michael dabei versehentlich zwei Männer einer KGB-Geheimoperation filmen, gerät alles außer Kontrolle. Der in Dresden stationierte russische Agent Wladimir Putin hängt sich an ihre Fersen. Mutter und Tochter stehen bald zwischen allen Fronten und müssen erkennen, dass es um nichts weniger geht als um den Sturz der DDR-Regierung und die Zukunft Deutschlands.Eine spannenden Trilogie – das Finale ist gelungen.
Die Trilogie ist für mich so besonders, weil so viel politische Vergangenheit/ Geschichte und Ereignisse erzählt werden. Und das so lebendig und ausführlich, als wenn der Autor es miterlebt und nah dabei gewesen wäre. Da versteht man, dass Recherche und Aufschreiben jeweils die hälftige Arbeit ausmachen und profitiert von seiner gründlicher Recherche und damit Detailkenntnis.
Dieser Band spielt 1989, er ist der erste, dessen Ereignisse rund um die Maueröffnung und das Ende der DDR erzählt werden und ich miterlebt habe. Wenn auch als Jugendliche, wie der Autor, aber in einem Alter, als man Nachrichten geschaut und sich Fragen gestellt hat.
Außenminister Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft, die Pressekonferenz am 9. November, in dem ein überforderter Günter Schabowski die neue Ausreiseregelung missverständlich wiedergab, die ganzen Bilder der Monate, haben sich eingebrannt im Gedächtnis.
Wir waren Zeitzeugen eines wichtigen Kapitels unseres Landes. Die Eltern und Großeltern dagegen hatten noch den Blick auf Kriegsende, Gründung von BRD und DDR und Mauerbau. Mein Vater z.B. musste seinen Wehrdienst wg. der Berlinkrise damals verlängern und wurde in Helmstedt stationiert, für die Sicherheit im Westen. Mein Bruder dagegen, erlebte als Redaktionssoldat die Wiedervereinigung und „sicherte“ ausgemusterte NVA-Kleidung für die Erinnerungskultur. Vor dem Schloss Sanssouci wurden die Flaggen der deutschen Armeen friedlich getauscht.
Die Protas im Buch führen zwar durch die Geschichte und erleben die Handlung, doch was sie erleben, weil tatsächliche Ereignisse beschrieben werden, das macht die Bücher für mich aus. Da tritt für mich in meiner Aufmerksamkeit und bei meinem Interesse eine Liebes- oder Beziehungsgeschichte in den Hintergrund, auch wenn sie gut erzählt ist. Sehr viel spannender und fesselnd ist Deutschlands Geschichte. Hier fiebere ich mit.
In diesem Band lernen wir den russischen Agenten Putin kennen, der in Dresden tätig ist. Identisch ist diese Person mit dem derzeitigen russische Präsidenten, welcher seit Frühjahr 2022 Krieg führt. Wenn der Autor geahnt hätte, dass sein Protagonist des dritten Bandes zum Erscheinen desselben diese politische Bedeutung hat, hätte er womöglich nicht diese drei Romanexposés seinem Verlag vor drei Jahren vorgelegt. Wozu Agenten in der Lage sind, haben wir Leser in den Vorgängerbänden erfahren und auch wer Claire Winters letzte Romane gelesen hat, hat einen Einblick.
Durch dieses Buch habe ich u.a. gute Informationen zu dem Wahlsystem bekommen, vom Ablauf und dem Druck, der auf den Wahlberechtigten lag und dass, obwohl das Wahlergebnis bereits vorher von Erich festgelegt war. Das Glück, auf der Westseite aufgewachsen zu sein und was Freiheit bedeutet.
Im letzten Abschnitt bekam der Buchtitel auch seine Berechtigung – Rias (Prota in den ersten beiden Bänden) letzter Auftrag wird erklärt und es hat Spaß gemacht, dabei gewesen zu sein. Sehr gefallen hat mir auch zu lesen, die Szene der Grenzöffnung aus Sicht und dem Erleben der Grenzbeamten, beschrieben zu bekommen.
Dieses Buch ist erneut ein spannender und sehr gut erzählter Pageturner, den ich sehr gern gelesen habe und mein Monatshighlight Mai. Großes Dankeschön an Titus für diesen grandiosen Roman – den Abschluss der Trilogie. Großes Kino und dafür brauche ich keine Verfilmung. So detailreich ist das Buch, dass mein Kopfkino gut ist. Alle meine Fragen, während des Lesens, wurden beantwortet, offensichtlich ahnte der Autor, was ich noch alles wissen will.
Ich bin sehr gespannt auf die nächste Titus-Müller-Geschichte, die hoffentlich erneut nach 1900 deutsche Geschichte erzählt.
Ich empfehle auch diese Buch-Info-Trailer:
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Liebe Grüße von Christiane
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"Wenn Du ein Buch auf eine Reise mitnimmst, dann geschieht etwas Seltsames. Das Buch wird anfangen, Deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst Du wieder dort sein, wo Du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Worten wird alles zurückkommen - die Bilder, die Gerüche, das Eis, das Du beim Lesen gegessen hast." Mortimer Folchart