07.09.2015, 11:29
07.09.2015, 12:17
Säckeweise pflegte Astrid Lindgren (1907-2002) Post zu bekommen. 75 000 Briefe gingen nach ihrem Tod in den Besitz der Königlichen Bibliothek über. Hier wurde Lena Törnqvist vom Astrid-Lindgren-Archiv auf Saras Briefe aufmerksam und schlug vor, sie zu veröffentlichen. Doch Sara Schwardt zögerte. Da war das beiderseitige Versprechen, die Briefe niemandem zu zeigen. Aber auch das Bewusstsein, Leser mit einer neuen Seite von Lindgren bekanntzumachen. "Sie hat mir, einem fremden Menschen, ziemlich viel anvertraut", erzählt Sara. Alles beginnt mit Saras erstem Brief vom 14. April 1971. Darin bittet sie Lindgren, sie möge sich dafür einsetzen, dass Sara die Hauptrolle in der Verfilmung von Gunnel Lindes Buch "Der weiße Stein" bekomme. Ihrer Kritik an Lindgren-Filmen wie Pippi Langstrumpf lässt sie freien Lauf. Lindgrens Reaktion ist derart deutlich, dass Sara eine Entschuldigung formuliert. In den folgenden Briefen begegnet Astrid Lindgren einer anderen Sara. Einer, die empfindsam ist, aber auch aufrührerisch, die Stress mit den Eltern hat, ausreißt und bei ihrer Großmutter lebt.
"Sara, meine Sara", antwortet die Schriftstellerin und geht auf Saras Probleme detailliert ein. Am Ende vergewissert sie sich: "Kannst du Briefe wie diesen vor anderen verbergen? Kann ich dir wirklich über alles schreiben?" Die erwachsene Sara erlebt, wie Lindgren immer offener wird. Im Dialog über Religion, Bücher, Politik begegnet sie einer wehmütigen Frau. Die Autorin ringt um das letzte Kapitel zu "Brüder Löwenherz". Sie trauert um Freunde und Angehörige, manchmal fühlt sie sich Druck ausgesetzt. Einer niedergeschlagenen Sara bestätigt Lindgren, wie melancholisch Jahre der Jugend sein können: Mit 19 und 20 habe sie oft an Suizid gedacht, bekennt sie. Später habe sie mehr Lebensfreude empfunden. "Heute, im Alter, finde ich, dass es sehr schwer ist, fröhlich zu sein, weil die Welt nun einmal so ist wie sie ist", fährt sie fort, schließt aber auch diesen Brief mit einem Satz, den Sara immer wieder liest: "Life is not so rotten as it seems" - das Leben ist nicht so mies, wie es erscheint.
Sara Schwardt ist gerührt, mit wie viel Wärme die Veröffentlichung des Briefwechsels in Schweden aufgenommen wurde. Astrid Lindgrens Nichte Gunvor Ruhnström schrieb ihr: »Ich bin Astrid nie so nahegekommen wie in diesen Briefen an dich. Dass sich zwei Seelenverwandte auf diese Weise gefunden haben, empfinde ich als Wunder.«
»Deine Briefe lege ich unter die Matratze« ist im schwedischen Verlag Salikon erschienen. Sprecherin des Verlags ist die Enkelin der Autorin, Annika Lindgren. Vielleicht ist der Briefwechsel der großen Kinderbuchautorin und des Mädchens so aufschlussreich, weil es immer bei Briefen blieb: Sara und Astrid Lindgren haben sich persönlich nie getroffen.
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