1. Das Sonntagskind 2. Seifenblasen 3. Naschkätzchen 4. Das Regenbogenprinzeßchen 5. Onkel Doktor 6. Der Sandmann kommt 7. Schwälbchen 8. Der schmutzige Straßenjunge 9. Das Wetterhäuschen 10. Fifi 11. Flick und Flock 12. Der erste Schultag 13. Neckpeterle und Schreikäterle 14. Stumpfschwänzchen und Samtfellchen 15. Der kleine Schornsteinfeger 16. Tausendschönchen 17. Der Siebenschläfer 18. Barfüßchen 19. Im Puppenwinkel 20. Traumsuschen 21. Die goldene Eisenbahn 22. Ninja, die kleine Lappländerin 23. "Figuri - kauft Figuri!" 24. Das Himmelstelephon 25. Die Alpenfee 26. Das Pflegeschwesterchen 27. Der kleine Auswanderer 28. Das verzauberte Mäuschen 29. Das Wunderknäuel 30. Das Briefmarkenalbum 31. Lockenköpfchen 32. Am Ostseestrand 33. Das große Kohlblatt 34. Fritz, der kleine Piccolo 35. Heideröslein 36. Das Abendgebet 37. Was der Teekessel summt 38. Zigeunerlisel 39. In Großmutters Flickenkasten
„Was das Sonntagskind erlauscht“ ist eine Sammlung von 39 kleinen Märchen und Erzählungen, die allesamt etwa 4-5 Seiten umfassen. Diese Märchen und Erzählungen für Kinder von 6-9 Jahren waren Else Ury erste Veröffentlichung und erschienen 1905 zunächst beim Globus Verlag, später bei Meidinger und wurden bis 1933 ununterbrochen in immer neuen Auflagen und ab den 20er Jahren mit neuen Illustrationen des Modezeichners Professor Sedlaceck aus Wien verlegt. Heute kennt man Else Ury nur noch für ihre Nesthäkchen Bücher und ihre Professors Zwillinge. Tatsächlich schrieb sie jedoch deutlich mehr Kurzgeschichten und Märchen als Romane. Die 39 Märchen sind qualitativ durchwachsen. Es gibt stark moralisierende Märchen, die mit erhobenem Zeigefinger auf damals unerwünschte Eigenschaften der Kinder hinweisen, wie Faulheit, Liederlichkeit, Ungehorsam. Da bekommen diese ungezogenen Kinder böse ihr Fett weg, würde man heute sagen, so gehen Neckpeterle und Schreikäterle an Weihnachten einfach leer aus, weil sie sich immer zanken und werden auch mal zwischendurch tüchtig versolt. Die wilde Lisel wird von bösen Zigeunern entführt und gezwungen zu reiten und wild zu sein, um zu erkennen wie gut es doch ein braves Arzttöchterlein hat. Diese Geschichten sind aus heutiger Sicht zumindest fragwürdig. Absolut ungeeignet aus heutiger sind Geschichten wie „Das Abendgebet“ in denen die bösen, bösen Herero, diese wilden schwarzen, die armen deutschen Siedler überfallen wollen und nur davon ablassen, weil sie ein hübsches, braves, blondes, deutsches Mädel für seinen Vater beten sehen. Auch wird einem heutzutage kein Kinder glauben, wenn man ihm wie in „Seifenblasen“ sagt, wenn es sich nicht wäscht, „grad’ so schwarz und garstig wirst du auch […] und deine hübschen, blonden Locken werden solch hässliches, schwarzes Wollhaar, wie der Mohr es hat, wenn du beim Kämmen schreist.“ Einige Geschichten funktionieren nicht mehr, weil sie einfach die heutigen Gegebenheiten verändert haben, keiner stiftet Mendeln mehr selber, Kinder dürfen nicht mehr als billige Arbeitskräfte missbraucht werden und keiner (in Deutschland) muss mehr erfrieren oder verhungern, wenn Vater oder Mutter arbeitslos sind. Dennoch gibt es einige Märchen und Allegorien, die auch heute noch wirkliche poetische und erzählerische Kleinode sind, wie „Das Wetterhäuschen „, „Das große Kohlblatt“, „Heideröslein“, „Was der Teekessel summt“ und „In Großmutters Flickenkasten“, diese Geschichten jedoch sind für Kinder sicherlich deutlich weniger spannend als für Erwachsene.
Fazit: Interessante Gutenachtgeschichte des frühen 20. Jhdts., in denen eine vergangene Welt beschrieben wird mit Pferdekutschen und Gaslaternen, in denen Telefone noch mit Strom funktionierten und Zigeuner böse waren und keine verfolgten Roma und Sinti.
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