Ich habe die Bettina-Bände endlich gelesen und ich muss sagen, sie gefallen mir im Großen und Ganzen sehr gut.
Gleich zu Anfang muss ich erwähnen, dass in den kommenden Absätzen ein paar Spoiler befinden. Jemand, der die Serie noch nicht kennt, sollte das vielleicht nicht gerade lesen!
Kleiner Sachen haben mich genervt (z.B. das Wort "allein", das ständig als Satzanfang oder Nebensatzanfang benutzt wird und mit dem ich dann so gar nichts anfangen konnte
). Hier ein Beispiel:
Auch Bettina täte das am liebsten - allein, sie ist sich ihrer verpflichtenden Stellung als Oberhaupt bewußt; sie verkneift den Zorn, der in ihr aufsteigt und sagt beherrscht...
Was ich auch etwas verwirrend fand, waren immer diese "Cliffhanger" was die Zukunft betrifft.
Beispiel:
Nun, Röschen, die etwas wankelmütig ist, hält sich auf die Dauer doch nicht an diesen Entschluß. Einige Monate später, um die Weihnachtszeit, stößt sie ihn um und schreibt Bettina eine Reihe von Briefen, einen dringlicher und erregeter al den anderen, und diese Briefe treffen gerade zu einer Zeit in Mistelbach ein, als es dort, in der Klasse der Mulatten, drunter und drüber geht. Die Briefe platzen mitten in eine große Verwirrung. Aber noch ist es nicht soweit. Vorläufig ist erst Oktober, und niemand ahnt, was der Winter in diesem Jahr im Tal der Mistel anrichten, und daß außerdem am Heiligtum der Schule, im Panoptikum, ein furchtbarer Frevel verübt werden wird - noch ist es nicht soweit.
Ähm... warum muss so etwas dauernt geschrieben werden? Und ganz böld fand ich es einmal, dass es dann gar nicht gekommen ist! Erst einem die Nase lang machen, von wegen Bettinas Haare sind dann nicht mehr blond und ich habe ständig gewartet, dass sie so etwas macht wie Anne und einfach mal die Haare grün färbt :chen.
Schön finde ich, dass der Weg von Bettina relativ schnell durch die Bücher geht. Das also ein Band nicht einem Jahr, sondern durchaus mehreren Jahren entspricht. Bettina ist am Anfang 10 oder 11 und am Ende über 20.
Ihre Beziehung zu Bert fängt übrigens recht früh an und Schuld ist eine Aktenmappe, die Berts Vater in der Straßenbahn vergessen hat. Zu Anfangs liegen Bert und Bettina ständig im Wettkampf gegeneinander, aber das legt sich mit der Zeit und die beiden werden sich immer sympathischer. Allerdings vermisse ich bei Bert und Bettina den Charme - die beiden sind mir manchmal einfach zu spröde.
Was mich dann wieder in erstaunen versetzt hat, war die Freiheit, die sich Bettina heraus nehmen durfte. Die Buchreiche spielt Ende der 50er und das damalige Frauenbild war nun mal so geprägt, dass die Frau möglichst an den Herd sollte und Kinder versorgen, aber in der Bettina-Reihe geht Bettina auf ein Gymnasium, soll ihr Abitur machen und danach natürlich studieren. Bis es soweit kommt, setzt Bettina einige Male ihren Dickkopf auf die ganz schön harte Tour durch! Respekt, dass so etwas damals (und selbst nur als Buch) geduldet wurde.
Die Geschichte um Bettina und Bert endet nicht so offen, wie Kirsty es erwähnt hat. Bert und Bettina gehen tatsächlich in die USA. Allerdings als frisch verheiratetes Paar (und nicht verlobt). Der Aufenthalt dort ist - besonders für Bettina - ein weiterer Weg auf zum Erwachsen werden und erst dort findet sie ihre wirkliche Berufung.
Erwähnenswert ist auch noch Röschen - Bettinas Freundin. Wobei ich sagen muss, dass Röschen ganz schön doof ist! Wenn ich eine Freundin wie Bettina hätte, dann hätte ich sie manchmal auf den Mond geschossen. Röschen lässt sich da einiges gefallen und ich finde Bettina gerade im Bezug auf Röschen einfach nur eingebildet!
In den Büchern wird desöfteren erwähnt, dass Röschen Bettina deshal bewundert, weil Bettina solch ein Durchhaltevermögen hat (ich würde es mit Sturheit titulieren) und sie - Röschen - einfach nicht so konsequent sein kann und dass sie deshalb nie an Bettina heranreichen wird.
Beim Schreiben merke ich gerade wieder, wie mir das aufstößt! Hallo, das ist ein Kinder- und Jugendbuch! Muss man ein junges Mädchen da so runtermachen? Ohne Aussicht auf "Besserung" - nein, nicht Besserung. Ich meine, ohne Aussicht, dass der Autor dem armen Röschen mal ein bißchen in den Hintern tritt und ihr etwas Selbstbewusstsein verpasst? Das kommt erst so spät und dann auch nur zwischen den Zeilen, dass ich es schon anmaßend finde, Bettina immer in den Himmel zu loben und Röschen als braves und fleißiges, aber total langweiliges Mädchen abzustempeln.