Ich habe antiquarisch "Sekundärliteratur" von Ruth Hoffmann, der Berliner Tante, zu Poosie aufgetan:
Die Häuser in denen ich lebteDie Zeitlinie wird tatsächlich durch die Häuser bestimmt, in denen Poosies Tante gelebt hat. Vom Geburtshaus in Breslau Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Villa in Schlachtensee nach dem 2. Weltkrieg, in die Poosie auch zu Besuch kommt.
Ein sehr seltsames Buch. Schon allein sprachlich ist das Buch extrem anspruchsvoll, und dazu kommt, dass die Autorin die Häuser als Anstoss zu Erinnerungen nimmt, die zeitlich aber nicht mit dem jeweiligen Haus übereinstimmen, und so hopsen die Informationen ständig hin und her. Es gibt auch ausführlichste Hintergrundinformationen zu Leuten, die ausser für die Tante keine Bedeutung haben und für die Familiengeschichte nicht wichtig sind.
Meinem Anspruch "Buch als Museum" kommt das Ganze aber sehr entgegen. Es gibt auf eine sehr persönliche Weise Einblick in das Leben einer wohlhabenden Familie durch die erste Hälfte des 20.Jahrhunderts. Manchmal erinnert es an Ury (ein Onkel in England, Reisen nach Krummhübel und Umgebung), manchmal an AS (die Tante macht eine Ausbildung auf einer Art "Brukskunst"-Schule).
Da Ruth Hoffmann hemmungslos mit Klarnamen und -adressen um sich wirft, war es nicht schwer, das Haus in Westberlin zu ermitteln:
Umgepflanzt in fremde SommerbeeteIn diesem Buch geht es vorwiegend um die Auswanderung von Poosies Eltern. Es ist leichter zu lesen, auch wenn die Sprache immer noch -im Vergleich zu anderen Autoren derselben Zeit- gewöhnungsbedürftig ist.
Die älteste Schwester ist schon geboren, und die Seereise nach Amerika und anderes erinnert in Teilen schwach an Poosies Antlantiküberquerung. Man weiss also nicht, ob die Poosie Bücher nicht vielleicht eine Kompilation aus Erlebnissen aller 3 Schwestern sind?
Man erfährt immerhin, dass Catherine eigentlich Christa heisst und schon in Bremen geboren wurde, die zweite Schwester nach Ruth benannt -aber Paulinchen gerufen- wurde und die erste echte Amerikanerin ohne Antrag in der Familie ist. Poosie heisst eigentlich Frances und kommt nur am Rande vor. Auch Silver Spring kommt erst im letzten Kapitel vor, zuerst wohnen sie in der Nähe von New York (der Beschreibung nach muss man sich einen Wohnblock wie bei "Lieber Onkel Bill" vorstellen).
Man kann auch vermuten, dass Lottchen, die in Amerika die Schule besucht und bei Hoffmanns wohnt, die "Tante Lottie" in New York aus den Büchern ist, also eigentlich eine Nenn-Tante und keine Verwandte.
Aus beiden Büchern bekommt man eine Masse Hintergrundinformationen, aber leider nicht genug für Poosie-Fans. Ich weiss nicht, ob es noch ein späteres autobiographisch angehauchtes Buch gibt.