Erstellt von Angelcita am Freitag, Februar 17, 2006 @ 15:46:00:
Kenn irgendeine von euch die Mädchenbücher von M. Haller? Bislang habe ich noch niemanden außer meiner armen Mutter (sie musste sie lesen
) gefunden, mit dem ich mich darüber austauschen kann.
Falls Interesse besteht, kann ich auch näher dazu berichten.
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Erstellt von Shirley am Freitag, Februar 17, 2006 @ 15:51:07:
Gefunden! Ich sammel sie sogar! Hab schon jede Menge!
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Erstellt von Sylvia am Freitag, Februar 17, 2006 @ 16:08:28:
Ja, klar, das ist doch die mit "Gisel und Ursel" usw.?
Ich glaube, irgendwann gab es da (vielleicht sogar noch im alten Forum) schonmal etwas sehr Interessantes zu. Die Bücher sind ja wohl teilweise vor bzw. während der Nazi-Zeit erschienen und danach ziemlich dilettantisch "bereinigt" worden. Es gibt ein Buch (ich suche nachher mal den Titel), in dem das Mädchen in meiner Ausgabe völlig begeistert und ergriffen vom "Singeabend der Volkshochschule" wiederkommt - naja, offenbar war es ursprünglich ein BDM-Treffen ...
"Gisel und Ursel" habe ich schon als Kind gelesen - recht gern, zumal sie in meiner Heimatstadt spielen! Ich glaube, das waren auch alte Bücher von meiner Mutter oder Tante, die man mir dann an verregneten Wochenenden mal herausgesucht hat oder so !
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Erstellt von Shirley am Freitag, Februar 17, 2006 @ 16:13:52:
Gisel und Ursel hab ich auch komplett und noch einige andere, die Titel hab ich gerade nicht im Kopf. Sie nehmen aber bestimmt schon ein Regalbrett ein
Leider gibt es aber auch noch viele, die ich nicht habe.
Gerade eben hab ich auch bei Tauschticket eins weggeben, weil ich es doppelt hatte: Helga und ihre Freundinnen. Sehr altes Buch von 1938. Noch in altdeutscher Schrift, die ich eh nicht so flüssig lesen kann.
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Erstellt von UlrikeK83 am Freitag, Februar 17, 2006 @ 17:23:11:
Gisel und Ursel kenne ich auch, meinns ist schon ziemlich zerfeldert, da ich es schon gebraucht bekam und auch sehr oft gelesen habe.
Ist Hilde die Wilde (oder so ähnlich) nicht auch von ihr?
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Erstellt von Shirley am Freitag, Februar 17, 2006 @ 19:11:42:
Das sind die Bücher, die ich schon von ihr habe:
Hilde-Reihe
Erika-Reihe
Gisel und Ursel-Reihe
Gretel und die Quinta
Doris – Ein Mädchen packt zu
Trixi
Frohe Tage für Trixi
Trixi und das hilfreiche Kleeblatt
Komm wieder, Trixi
Die Abenteuer der kleinen Kornelia
Die Fünfte hält zusammen
Die kleine Neli
Die Mädchen von Oberhofen
Falsch verbunden & doch richtig
Heikes Traum geht in Erfüllung
Helga & ihre Freundinnen
Hier sind wir zuhause
Ich wünsch mir eine Freundin
Ilse und der Wettbewerb
Marianne & ihre neue Freundin
Marias große Reise
Ute, du bist unmöglich
Viel Wirbel um den Kummerkasten
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Erstellt von Gisela am Freitag, Februar 17, 2006 @ 20:34:44:
Ich habe "Gisel und Ursel" und die "Hilde-Bücher". Sie gefallen mir gut.
Und bei "Gisel und Ursel" fand ich toll, dass endlich auch mal eine Hauptfigur "Gisela" heißt (so häufig ist der Name ja nicht, schon gar nicht in meiner Generation).
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Erstellt von Nadja am Freitag, Februar 17, 2006 @ 20:40:17:
Ich glaube, meine Mutter hatte auch Bücher von M. Haller - war es nicht sogar die wilde Hilde? Hat sie auch das Buch über die beiden Mädchen geschrieben, die im selben Haus wohnen und den gleichen Vornamen tragen? Linde oder sonst so einen Baumnamen? Die Fünfte hält zusammen?
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Erstellt von Shirley am Samstag, Februar 18, 2006 @ 14:09:34:
@Nadja: Das Buch heitßt: Ich wünsch mir eine Freundin. Da heißen beide Mädels Christine
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Erstellt von Nadja am Samstag, Februar 18, 2006 @ 18:46:37:
@Shirley: Nein, das ist nicht das Buch, das ich meine. Wenn ich das nächste Mal bei meinen Eltern bin, muss ich mal nachschauen. (Dauert aber noch eine ganze Weile.)
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Erstellt von Shirley am Samstag, Februar 18, 2006 @ 19:58:58:
@Nadja: Stimmt, du hast Recht1 In dem Buch "Die Fünfte hält zusammen" gibt es zweimal Thekla. So heißt auch das erste Kapitel. Und das zweite Kapitel heißt: Wie aus einer Thekla eine Linde wird.
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Erstellt von Nadja am Samstag, Februar 18, 2006 @ 20:05:44:
Ah - so rum war das! Dann war es "Die Fünfte hält zusammen". Kann mich an den Inhalt aber nicht mehr erinnern!
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Erstellt von Anja am Dienstag, Februar 21, 2006 @ 16:33:09:
Ja, ich kenne sie auch und besitze zwei von Ihr.
Einmal "Ilse und der Wettbewerb", das ist so aus den 50ern und "Ich wünsch mir eine Freundin", das ist -glaube ich - aus den 70ern.
Beides sind Scheiderbücher. Ich weiß nicht viel von Margarete Haller, aber sie hat während der Nazizeit wohl einige - für die damalige Zeit typische - Bücher über Mädchen im BDM geschrieben (übrigens damals schon im Schneider-Verlag)
Wurde ja weiter oben auch schon erwähnt.
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Erstellt von Daniela am Dienstag, Februar 21, 2006 @ 17:27:21:
"Ilse und der Wettbewerb" habe ich auch, es gefällt mir ganz gut. Hätte nicht gedacht, daß die Autorin schon soo alt ist!
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Erstellt von Angelcita am Donnerstag, Februar 23, 2006 @ 18:01:29:
Hui, soooo viele Antworten schon. Dann bin ich ja doch nicht die einzige, die diese Bücher hat. :-)
Ich glaube, für mich neue Bücher von ihr (die Schreibschrift-Bücher für die ganz jungen Leser zähle ich mal nicht mit, die interessieren mich nicht besonders) gibt es nicht oder kaum noch. Ich sammle sie schon seit den frühen 80er Jahren (also seit ich lesen kann) und glaube, meine Sammlung ist ziemlich vollständig. Jedenfalls finde ich auf Trödelmärkten und im Internet keine unbekannten Titel mehr (letztendlich bin ich darüber auch dazu gekommen, mir die Bände von BB selbst anzuschaffen, ich wollte endlich mal wieder mehr Erfolg auf Trödelmärkten haben :-) ).
Zunächst mal gefallen mir die Bücher ingesamt, insbesondere die 50er-Jahre-Ausgaben, vom Stil her. Auch die Reisebeschreibungen gefallen mir. Immer, wenn ich einen Ort besuche, der in den Büchern erwähnt wird, vergleiche ich, was sich in der Zwischenzeit verändert hat.
Dazu kommt, dass "Die kleine Neli" und "Helga und ihre Freundinnen" - zusammen mit "Antje im Glück" von einem anderen Autor - meine ersten "alten" Bücher waren, die mir meine Mutter aber nie vorgelesen hat, da sie "für große Mädchen" seien. Somit konnte ich sie erst lesen als ich selbst lesen gelernt hatte und sie wurden bis dahin unheimlich interessant für mich.
Weiter finde ich es sehr interessant, die unterschiedlichen Ausgaben zu vergleichen. Es sind ja nicht nur die BDM-Bezüge entfernt worden, sondern die Bücher sind auch immer wieder modernisiert worden. Und tatsächlich sind die Bücher von der Handlung her teilweise so zeitlos, dass man sie für Bücher aus den 70ern halten könnte.
Seltsam, wie scheinbar problemlos M. Haller nach dem Krieg weiter veröffentlichen konnte.
Leider ist zu dem Thema und der Autorin selbst im Internet nichts zu finden und auch der F.-Schneider-Verlag konnte mir dazu keine Auskunft geben (1982 hatte ich dort - glaube ich - zum ersten Mal angefragt, wurde aber wohl auch nicht sehr ernst genommen).
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Erstellt von Brina am Donnerstag, Februar 23, 2006 @ 18:25:45:
"Die Mädchen von Oberhofen" hab ich von meiner Mama geerbt und fand es immer ganz toll! Daraufhin hab ich nagefangen auch andere bücher von ihr zu sammeln, bin aber noch nciht dazu gekommen, sie zu lesen.
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Erstellt von Sylvia am Donnerstag, Februar 23, 2006 @ 20:04:16:
Weiß jemand, wann genau die Gisel-und-Ursel-Reihe geschrieben wurde? In Vor-Internet-Zeiten (jaja, soll's gegeben haben ...) waren insoweit ja fast gar keine Informationen zu bekommen, aber ich hatte immer schon den Verdacht, dass sie aus der Vorkriegszeit stammten, weil Hamburg noch sechs Hauptkirchen hatte (seit dem Krieg ist eine nur noch als Ruine erhalten) - oder vielleicht wurde die eine sogar namentlich erwähnt, ich weiß es nicht mehr genau.
Später habe ich dann erfahren, dass auch der Ort, aus dem die Zwillinge nach Hamburg gezogen sind, geändert wurde. Früher war es wohl ein Ort in Ostpreußen, den es wirklich gab, nachher wurde daraus "Neustadt" oder etwas ähnlich Unspezifisches.
Weißt du vielleicht mehr darüber, Angelcita?
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Erstellt von Angelcita am Donnerstag, Februar 23, 2006 @ 20:21:22:
Ich meine, die Bücher sind aus den 30er Jahren. Wieso ich darauf komme, weiß ich aber nicht. Evt. habe ich auch aus der Beschreibung geschlossen oder ich habe bei meinen Eltern ein Buch mit Jahreszahl. In der nächsten Woche bin ich dort und wollte sowieso die M.-Haller-Bücher mitnehmen. Dann kann ich wohl Genaueres schreiben.
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Erstellt von Gisela am Donnerstag, Februar 23, 2006 @ 22:32:04:
Ich habe mir bei Buchticket jetzt einen das Buch "Erika und Anneliese" ertauscht - in der Ausgabe von 1936. Allerdings habe ich keine andere Version, mit der ich es vergleichen könnte. Aber wenn mir beim Lesen etwas "kritisches" auffällt, werde ich hier einfach mal fragen, wie es in den moderneren Ausgaben steht
Ich würde vermuten, dass auch die restlichen Bücher von Margot Haller ursprünglich in die Dreißiger-Jahre gehören.
Bei Gisel und Ursel würde mich folgendes interessieren: In meiner Ausgabe heißt es, dass die Bahnhofshalle in München viel heller ist als die in Hamburg, weil im Süden mehr E-Loks fahren. Seit wann kamen denn die E-Loks so auf - sprich: In welcher Zeit könnte die Ausgabe dann spielen?
Und bei den Hilde-Büchern ist mir aufgefallen, dass die Kinder aus dem Dorf nicht wissen, was eine Ampel ist. Von daher würde ich die Reihe auch eher auf älter schätzen.
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Erstellt von Angelcita am Samstag, Februar 25, 2006 @ 00:15:46:
Ich habe gerade die 50er-Jahre-Ausgabe von Erika und Anneliese bekommen und habe noch eine jüngere bei meinen Eltern. Vielleicht können wir aus der Ferne Vergleiche ziehen. :-)
Bei Gisel und Ursel könnte ich mir vorstellen, dass dieser Teil modernisiert wurde. Konkret kann ich mich aber nicht an die Bhf-Szene erinnern. Ich schlage mal nach.
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Erstellt von Dana am Sonntag, Februar 26, 2006 @ 11:27:36:
Dana hat mal wieder Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1981 bemüht und folgendes zu M. Haller gefunden:
Zitat:
Deinet, Margarethte (Ps. M. Haller),
Buchhändlerin; VS;
Ebersmoorweg 6, D-2000 Hamburg 73
(Hamburg 1.8.93).
Jugendbuch.
V:
Erika 31 III;
Gisel und Ursel 32 V;
Die Mädel von Oberhofen 33;
Gretel und die Quinta 35;
Liselotte 35;
Ilse und der Wettbewerb 36;
Lotte und der Bund der Vier 36;
Christas neue Heimat 37;
Doris 37;
Helga und ihre Freundinnen 38;
Marias große Reise 39;
Hilde die Wilde 51 IV, 76 II;
Gretel schießt den Vogel ab;
Die Fünfte hält zusammen 54;
Die kleine Neli 56;
Ute, du bist unmöglich 61;
Hier sind wir zu Hause;
Falsch verbunden;
Viel Wirbel um den Kummerkasten 74;
Ich wünsch mir eine Freundin 78. ()
Ein paar Abkürzungserklärungen:
V ... Verfasser von
VS ... Verband Deutscher Schriftsteller
Die römische Ziffer hinder dem Erscheinungsjahr gibt die Zahl der Bände an, die das betreffende Werk umfasst.
Vor allem interessant finde ich M. Hallers Geburtsjahr: 1893!
In der Bücherliste fehlt mir die Trixi-Reihe.
Sag mal, Shirley, sind das wirklich insgesamt vier Bände? Ich kenne nur drei und meine, dass das erste Buch Trixi (und das hilfreiche Kleeblatt) heißt. Dann folgen Frohe Tage für Trixi und Komm wieder, Trixi. Kannst Du mal nachschauen, ob Du tatsächlich noch ein viertes hast?
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Erstellt von Shirley am Sonntag, Februar 26, 2006 @ 16:27:34:
Nein, ich habe auch nur diese drei. Auf dem Einband von dem ersten steht nur Trixi, aber auf der ersten Seite steht auch "und das hilfreiche Kleeblatt" darunter. Also gibt es wohl auch nur diese drei. Da hab ich mich verschrieben. --------------------------------------------------------------------------------
Erstellt von Angelcita am Montag, Februar 27, 2006 @ 14:32:10: Danke für die Bemühungen, Dana! :-)
Unter dem Namen Margarethe Deinet sind bei Google diverse Seiten zu finden, darunter eine sehr interessante vom Rahlstedter Kulturverein. MH, bzw. MD ist tatsächlich über 100 geworden.
Und für mich gab's noch die Info, dass mir nur noch ein Buch fehlt, wenn die Liste des Kulturvereins stimmt.
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Erstellt von Dana am Montag, Februar 27, 2006 @ 16:16:45:
Wie ist denn die Internetadresse der Seite vom Rahlstedter Kulturverein?
Kannst Du sie mal in diesen Thread schreiben? --------------------------------------------------------------------------------
Erstellt von Angelcita am Dienstag, Februar 28, 2006 @ 14:06:45: @Dana: Ich glaube, wir hatten uns im Forum mal geeinigt, keine Links zu posten (vielleicht kann eine Moderatorin Genaueres dazu schreiben?). Ich sende dir - und anderen Interessierten - den Link aber via PN und denke, er ist auch ganz einfach über Suchmaschinen zu finden.
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Erstellt von Shirley am Donnerstag, August 3, 2006 @ 14:47:58:
Ich bin auch heute auf diesen Artikel gestoßen. Werde ich nachher mal hier reintippen. Ist auch das erste, was ich über sie gefunden habe, sogar mit Bild von ihr. --------------------------------------------------------------------------------
Erstellt von Rabea am Donnerstag, August 3, 2006 @ 16:33:02: Einen Link, der im Internet ganz öffentlich ist, kann hier eingestellt werden.
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Erstellt von Shirley am Donnerstag, August 3, 2006 @ 17:56:23:
Na, nu hab ichs schon abgetippt, hier das Ergebnis: Zitat:
Hand aufs Herz – kennen Sie Margarethe Deinert? Naja, vielleicht erinnern sich Alteingesessene an eine Buchhandlung in der Schweriner Straße. Sie firmierte unter der Bezeichnung „Geschw. Deinet“, bevor das Ehepaar Blänsdorf das Geschäft übernahm. Kennen Sie M. Haller, eine Kinderbuchautorin mit einer Gesamtauflage von sieben Millionen Büchern? Schon eher, denke ich. Haben die Älteren unter uns, als sie Mädchen waren, die Bändchen „Gisel und Ursel“ gelesen oder „Erika, die Tochter des Kapitäns“? Nun, die Schöpferin dieser Figuren ist Margarethe Deinert, die unter dem Pseudonym „M. Haller“ diese Bücher für 8-14jährige Mädchen und auch Jungen herausgebracht hat. Sie wurde an ihrem 102. Geburtstag – ja, Sie haben richtig gelesen! – in Rahlstedt beerdigt.
Ein paar Daten ihres erfüllten Lebens:
Sie wurde am 1.8.1893 als Tochter eines wohlhabenden Hamburger Kaufmanns geboren. 1913 nach der Schulzeit arbeitet die „höhere Tochter“ ehrenamtlich – sie kann es sich noch leisten-, erlernt Blindenschrift und übersetzt rund 100 wissenschaftliche Werke in die Blindenschrift – ihre erste Einflussnahme auf Literatur. Sie bleibt lebenslänglich Junggesellin. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgende Inflation ruinieren ihr ererbtes Vermögen. Sie muss wie ihre Geschwister auch einen Beruf ergreifen und betreibt erfolgreich vor dem Zweiten Weltkrieg eine Buchhandlung in der Wandsbeker Chaussee Nr. 97, ihr Bruder eine auf der Mundsburg, ihre Schwester hat eine Filiale in der Wandsbeker Marktstraße. Das nächste Schicksalsjahr wird 1943, das Jahr, in dem alliierte Bombergeschwader viele Hamburger Stadtteile in Schutt und Asche legen. Eine Bombennacht löscht alle drei Buchläden aus – Papier brennt gut. Ins Gefängnis Fuhlsbüttel kommt sie für kurze Zeit. Sie hatte in die falschen Ohren hineingesagt, man müsse den Krieg beenden, der Krieg sei verloren.
Nach Kriegsende finden wir sie in Rahlstedt, sie eröffnet einen neuen Buchladen in der Schweriner Straße, den Peter und Elna Blänsdorf 1967 erwerben. Mit dem Ehepaar bleibt sie für den Rest ihres über 101jährigen Lebens befreundet. Sie wird Kirchenvorsteherin in Rahlstedt, spielt als Organistin in der Eilbeker Versöhnungskirche am Harmonium für Hochzeit, Beerdigung und Kindergottesdienst. Der Seniorensitz „Am Hegen“ wird ihre letzte Heimat, noch mit 90 Jahren gestaltet sie mit viel Anklang „Bunte Abende“ und schreibt am 30., ihrem letzten Buch. Damit habe ich angedeutet: Sie verkaufte nicht nur Literatur, sie verfasste auch Bücher.
1931 begann ihre Schriftstellerei. Sie zeigte einem Mitarbeiter ihres Buchladens eine Geschichte. Der hielt sie für so gut, dass er sie dazu überredete, diese dem Franz Schneider Verlag zu schicken. Sie wurde ihr Erstling: „Erika“ und spielt in Blankenese. Auch ihre anderen Bücher spielen meist in Hamburg. Sie wählt ein Pseudonym: „Haller fiel mit ein, ein Vorname nicht. Ich sagte: Nehmen Sie einfach M. Haller.“ Sie hielt nichts von sentimentaler Literatur, wie sie in damaligen Bestsellern der Kinderliteratur vorherrschte. Sie nennt als Beispiele die „Gold- und Trotzköpfchen-Bände“. „Ich schreibe nicht modern, sondern zeitlos.“ Als Beispiel für die Lebensnähe der M. Haller sei eine Begebenheit aus 1973 genannt, die zuerst in den „Schleswiger Nachrichten“ stand. Jemand rettete ein Kind vor dem Ertrinken, und das geschah nach einem Handlungsvorbild, das die Lebensretterin in „Gisel und Ursel“ gelesen hatte, eine Begebenheit, die sie der Autorin in einem Leserbrief mitteilte. Übrigens erhielt die Autorin viel Leserpost und beantwortete jede Zuschrift. „Die Zuschriften – meine einzige Kritik“, so sprach M. Haller.
Vom 80. Geburtstag an wurde sie auch im Fernsehen und in der Presse gewürdigt. Eine putzmuntere Hundertjährige ist ja auch ein Vergnügen für jeden Journalisten. Bei einer Dichterlesung traf sie Siegfried Lenz in der Buchhandlung. „Wie hoch ist eigentlich Ihre Gesamtauflage?“ fragte sie den Gast. Lenz, nach einigem Nachdenken: „Acht Millionen.“ M. Haller: „Naja, auf sieben Millionen habe ich es immerhin auch gebracht!“ Das durfte sie sagen, sie, deren Werke auch in viele Fremdsprachen übersetzt worden waren.
Im Alter war sie zeitweilig erblindet. Am 22.7.1995 ist sie in Rahlstedt ganz ruhig eingeschlafen.
Bibliographie M. Haller
1931: Erika (Erstlingswerk). Dazu zwei weitere Erika-Bände: „Erika und Anneliese“ und „Erikas Reise“. Die drei Bücher erschienen später als Sammelband unter dem Titel „Erika, die Tochter des Kapitäns“.
1932: Gisel und Ursel-Reihe: Gisel und Ursel, Gisel und Ursel die beiden Gllücksmädel, Gisel und Ursel die beiden Sportmädel, Gisel und Ursel am Rhein, Gisel und Ursel auf eigenen Wegen.
Die fünf Bücher erschienen später als Sammelbände unter den Titeln „Gisel und Ursel, die lustigen Zwillinge“ (I-III) und „Gisel und Ursel auf großer Fahrt“ (IV-V).
1933: Die Mädel von Oberhofen.
1934: Bravo Trude (Ensslin-Verlag).
1934: 4 Mädel fahren an den Rhein (Hesse-Becker-Verlag, Leipzig).
1935: Gretel und die Quinta (identisch mit: Gretel schießt den Vogel ab, 1953).
1935: Lieselotte.
1936: Ilse und der Wettbewerb.
1936: Lotte und der Bund der Vier.
1937: Cristas neue Heimat.
1937: Dortis (Titel später auch mit unterschiedlichen Zusätzen).
1938: Helga und ihre Freundinnen
1939: Marias große Reise.
1951: Hilde, die Wilde. Danach drei weitere Hilde-Bände: Hilde und der Fünferbund. Hilde und Heinz. Hilde sorgt für die Tiere.
1954: Die Fünfte hält zusammen.
1956: Die kleine Neli (identisch mit: Die Abenteuer der kleinen Kornelia, 1972, in Schreibschrift).
1959: Trixi und das hilfreiche Kleeblatt. Frohe Tage für Trixi. Komm wieder, Trixi. Die drei Bände erschienen 1972 in gekürzter Fassung unter dem Titel „Heikes Traum geht in Erfüllung“.
1961: Ute du bist unmöglich.
1965: Hier sind wir zu Hause (identisch mit: Ulla und Christian, Schneider Mini Nr. 1933).
1967: Marianne und ihre neue Freundin.
1974: Falsch verbunden und doch richtig.
1974: Viel Wirbel um den Kummerkasten.
1978: Ich wünsch mir eine Freundin.
Alle Bücher erschienen unter dem Pseudonym M. Haller und mit zwei Ausnahmen (1943) im Franz Schneider Verlag.
Diese Zusammenstellung basiert auf Vorarbeiten von Frau Elna Blänsdorf, ihr dankt der Verfasser auch für wesentliche Informationen über Margarethe Deinert und das Foto.
Dr. Dietrich Hellmund
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Erstellt von Claudia am Donnerstag, August 3, 2006 @ 19:35:13:
@ Shirley: Vielen Dank für die viele Arbeit. Das war interessant zu lesen. Ich kenne von M. Haller nur die Gisel und Ursel Bände, die habe ich als Kind gelesen und in irgendeiner Bücherkiste im Keller werden sie wohl noch sein. Wenn ich das jetzt so lese, denke ich vielleicht sind sie doch zu schade für den Keller?! Ich sollte sie wohl mal wieder lesen. Ich war immer ganz fasziniert von der Sache mit dem Faltboot, weil ich mir da als Kind so absolut nichts drunter vorstellen konnte.
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Erstellt von Shirley am Freitag, August 4, 2006 @ 07:34:03:
Mir fehlen nur noch ca. 3 oder 4 Bücher von ihr, müsste ich nochmal nachgucken. Hab durch den Text auch erstmal gemerkt, dass ich die unter neuem Namen erschienen auch doppelt habe, ist mir vorher gar nicht aufgefallen, weil es schon lange her ist, dass ich die gelesen habe.
Aber ich bin auch richtig froh, diesen Text gefunden zu haben, weil ich sonst nirgendwo mal Infos über sie bekommen habe.
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Erstellt von Madlen am Mittwoch, November 22, 2006 @ 14:21:08:
Darf ich den Thread mal wieder an die Oberfläche holen?
Früher habe ich viele Bücher von meiner Mutter gelesen, Jahrgang 1937, da war M. Haller natürlich auch dabei, neben Emma Gündel und der "Gabi"- Reihe, deren Autorin mir jetzt grad gar nicht mehr einfällt... was mir beim Lesen dieses Threads hier aber erst so richtig aufging, dass mir als Kind zwar schon irgendwie klar war, dass diese Bücher meistens aus der Vorkriegszeit oder auch Kriegszeit stammen, ich sie aber immer als "zeitlos" gelesen habe - bis dahin, dass ich manche Informationen, die ich aus diesen Büchern erhalten habe, lange Zeit als immer noch gültig abgespeichert hatte, so wäre ich gerne als Kind bei der Urlaubsfahrt nach Sylt auch mit dem Damper von Hamburg gereist, weil das so in "Marias große Reise" von M. Haller beschrieben und als die bessere Wahl dargestellt wurde (hat man ja schließlich auch schon bei "Nesthäkchen" gelernt).