Die Schule am Meer - Sandra LüpkesInhaltsangabe: Quelle Kindler-Verlag
Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat. Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen. Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?
Sandra Lüpkes ist Autorin zahlreicher Romane, Sachbücher, Drehbücher und Erzählungen. Mit "Die Schule am Meer" hat sie einen groß angelegten Gesellschaftsroman geschrieben über ein reformpädagogisches Internat auf Juist. Die ausgiebigen Recherchen zu den historischen Begebenheiten und realen Personen im Umfeld der Schule führten sie ins Tessin, nach Berlin und natürlich auch nach Juist, wo sie aufgewachsen ist und wo sie lange Jahre gelebt hat.Von Sandra Lüpkes wusste ich, dass die Inselhotelreihe von ihr ist und auch, dass sie Hannoverkrimis schreibt. Ihr im März 2020 veröffentlichter Roman „Die Schule am See“ spielt zur Weimarer Republik auf der Insel Juist – ihrer Heimat. Die Beschreibung sprach mich an und ich war neugierig auf das Buch. Als dann noch feststand, dass ich Dani und Uli nach unserem Forentreffen in Friesland begleiten würde zum Verlängerungsaufenthalt und Kennenlernen der kleinen Nordseeinsel Juist, wollte ich das Buch eigentlich vorher lesen. Es war für mich gut, dass ich es erst nach unserem Urlaub gelesen habe.
Kleine Inseln habe ich überhaupt erst dank der letzten Forentreffen kennengelernt und ich danke Uli und Dani, dass sie mich gefragt haben und ich in diesen Tagen, einen guten Eindruck von dem windumbrausten Juist erhalten habe. War diese überschaubare Größe eine neue Erfahrung für mich. Bevor wir gefahren waren, hatte ich NDR-Reportagen gesehen und war ziemlich verblüfft, dass ich am ersten Abend gleich den Partner vom Juister Friseur auf der Straße wiedererkannte – weil er und der Friseur auch in einer der Sendungen auftauchten. Es gibt auch nur diesen einen Friseursalon. Auch gab es andere Gesichter, die mir bekannt vorkamen und ich wusste, wie es zu der Beachbar gekommen war. In der Hauptverkehrsstrasse sah ich einen Handkarren mit „Lüpkes“ beschrieben. Die Familie der Autorin lebt auf Juist und so liegt nahe, dass dieser zu Sandra Lüpkes Familie gehört.
Als ich jetzt das Buch las, hatte ich ganz viele Bilder vor Augen und wusste genau, in welcher Straße man gerade war und kannte die Gebäude und Wege. Ich spürte den Wind, Regen, sah die Gefahr des Meeres, den unendlichen Strand, bei dem ich bei unserem Strandspaziergang den Eindruck hatte, wenn wir weiter gehen, können wir gleich durchs Wasser rüberlaufen nach Norderney. Der Aufenthalt war toll und für mich hilfreich.
Sandra Lüpkes lässt einen eintauchen in die Weimarer Republik und dem besonderen Inselleben auf Juist, der Gründung einer der ersten reformpädagogischen Schule. Hier ging man auf die Schüler ein, förderte ihre Stärken und ihre Schwächen. Eduard Zuckmayer, gibt seine Karriere auf, um die Schüler musikalisch zu bilden. Es war wirklich kein leichter Weg diese Schule zu gründen, den Neid, die Missgunst einiger Juister Bürger bekommt man zu spüren. Die Welt ist im Umbruch, und auch das Naziregime hält dort langsam Einzug. Sandra Lüpkes erzählt die Geschichte dieser Schule aus Sicht mehrerer, zum Teil fiktiver Charaktere. Im Nachwort erfährt man dann ein bisschen mehr über Fiktion und Realität.
Mir hat die Erzählweise sehr gefallen, es ist eine ruhige Erzählweise ohne Effekthascherei, die jedoch viel über die Menschen, die idealistisch ihre Idee verfolgten, verrät. Auch da ist nicht alles perfekt, Geld ist manchmal wichtiger als anderes, doch für mich war das Buch sehr angenehm, informativ und unterhaltsam zu lesen. Das besondere ist, dass die Tochter von Anni und Paul Reiner Informationen geliefert hat, die die Autorin ins Buch einarbeiten konnte und so ein rundes, gelungenes, realitätstreues Bild der Familie, der Schule und der Zeit geliefert hat.
Das Buch musste in meiner Monatshighligtauswahl konkurrieren mit „Becoming“ von Michelle Obama. Ich habe mich festgelegt für „Schule am Meer“, weil hier die Autorin eine fremde Geschichte erzählt, basierend auf hist. Ereignissen und Personen, aber nicht ihre eigene Geschichte. Alle Autoren bekommen Hinweise für den erzählerischen und sprachlichen Feinschliff, doch bei Obama war das Team bestimmt bedeutend größer.