:wave Huhu, seid ihr noch irgendwo da draußen?
Ich habe das Buch jetzt endlich auch, allerdings bisher nur Teile davon gelesen. Und ich muss schon sagen: Die Attacken auf Marianne Brentzel sind wirklich völlig indiskutabel. Es wird ihr vorgeworfen, Dinge nicht gewusst zu haben, die erst später bekannt geworden sind, wie die Übersetzungen und die jüdischen Erzählungen.
Außerdem wird sie einseitig zitiert:
"Brentzel macht keinen Hehl aus ihrer ablehnenden Haltung zu Else Ury: "Ich will mich hineinversetzen in ein Frau, die nicht Vorbild sein kann, die ich nicht lieben und bewundern kann, die ich manchmal zu hassen beginne, wenn ich ihre kriegshetzerischen, kaiserfrömmelnden und später hitlergläubigen Bücher lese [...]."
Ja klar, aus einer ablehnenden Haltung heraus betreibt man freiwillig Recherchen über eine Person und versucht, sich in diese hineinzuversetzen. Der Zusammenhang dieser Passage ist doch, dass Marianne Brentzel bemüht ist, Else Ury zu verstehen, und manchmal eben daran scheitert. So und nicht anders habe ich das empfunden. Aber irgendwie scheint mir, sämtliche Autorinnen und Vorwortschreiberinnen sind ein bisschen paranoid, was Kritik an Else Ury und ihrem Werk betrifft. Es gibt nun mal Passagen in ihren Büchern, die nationionalistisch sind. Natürlich muss man das im historischen Zusammenhang sehen etc. - aber es lässt sich halt nicht leugnen.
Die Darstellung ist außerdem nicht immer konsequent. Beispiel: Barbara Asper schreibt auf S. 139: "Auch ist nicht nachzuweisen, dass Ury beispielsweise bereits ab 1900 für die Vossische Zeitung gearbeitet hat, und fraglich scheint, dass sie ein Pseudonym benützt hat."
Aber was steht im Prolog desselben Werks? "In dieser Lebensphase begann Else Ury mit dem ,Schreiben'. Ab dem Jahr 1900 veröffentlichte sie unter Pseudonym kleinere Reiseberichte und vor allem Märchen." (S. 12, Erwin Engels)
Soweit ich mich erinnere, heißt es bei Brentzel "aus der Familiengeschichte ist bekannt, dass Else Ury um 1900 für die Vossische Zeitung zu schreiben begann", Brentzel hat allerdings nicht gefunden, und daher geschlossen, dass sie ein Pseudonym benützt haben muss. Was genau wirft Barbara Asper ihr jetzt vor? Dass sie die Leser an ungesichterten Fakten teilhaben lässt, obwohl sie zugibt, dass diese ungesichert sind?
Was den Stil betrifft, gebe ich dir recht, Taki - teilweise wirkt es, als ob nicht genug Zeit gewesen wäre, die Formulierungen zu überarbeiten. Ich kenne das von meinen eigenen Arbeiten: man stellt um, dann passt der Text nicht zusammen, man muss neu formulieren, dann wirkt es unbeholfen. In diesem Fall ist es immer gut, den Text eine Weile liegen zu lassen und dann noch einmal überarbeiten. Kann aber sein, dass eben nicht genug Zeit dafür war.
Aber - kaum zu glauben nach diesem Beitrag - es gibt auch Positives. Die Autorinnen haben offenbar sehr gründlich recherchiert, es sind viele neue Fakten enthalten. Aber wie gesagt, ich habe erst ein paar Kapitel gelesen, daher später mehr. Wollte euch nur meine ersten Eindrücke nicht vorenthalten.
_________________ Wenn Rumkugeln um Rumkugeln rumkugeln, kugeln Rumkugeln um Rumkugeln rum.
LG Lucia
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