Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn ich den Stil sehr gewöhnungsbedürftig und oft sehr spröde fand.
Die Geschichte fließt so ruhig dahin wie die Elbe, dabei erleben Anne und Vera eigentlich die großen Dramen. Vera erlebt als kleines Mädchen zunächst die Flucht aus Ost-Preußen und wird später dann obendrein auch noch von ihrer Mutter verlassen. Und in ihrer neuen Heimat ist sie auch alle andere als willkommen und bleibt immer eine verschrobene Außenseiterin.
Anne erwischt ihren Freund inflagranti und da sie erstmal ohne Wohnung da steht, flüchtet sie mit ihrem kleinen Sohn zu ihrer merkwürdigen Tante Vera, auch eine Flüchtlingsgeschichte, wenn auch der ganz anderen Art. Und einfach gräßlich, wie Annes Nebenbuhlerin auch noch Verständnis von ihr einfordert.
Aber durch den gewählten Erzählstil kam es mir vor, als betrachte ich das alles aus der Distanz. Mir fehlten es insgesamt auch an Lebendigkeit, an Höhen und Tiefen. Das Buch plätscherte ohne nennenswerte Höhepunkte ruhig vor sich hin. Ein richtiges Happy End gibt es eigentlich auch nicht (auch wenn es sich andeutet), man steigt irgendwann einfach aus der Geschichte aus. So wie man vielleicht ein Schiff auf der Elbe verlässt und an Land geht, während Fluß aber weiter fließt.
Die Beschreibungen der Menschen im Buch fand ich allerdings stellenweise sehr witzig und die Personen sind oft einfach wunderbar schrullig.
Annes Gedanken über die anwesenden Eltern am Tag der offenen Tür in der Musikschule und ihre Nachbarschaft in Ottensen haben mich oft genug grinsen lassen. Auch wenn da natürlich kein Klischee ausgelassen wird.
Und herrlich, diese gönnerhafte Überheblichkeit von Neu-Altländer Burkhard (eigentlich ist er ja auc eine Art "Flüchtling"), der einfach nicht verstehen kann, warum seine neuen Nachbarn nicht vor lauter Ehrfurcht auf die Knie fallen, nur weil er und seine Frau sich entscheiden haben, die Hektik der Großstadt gegen das Landleben einzutauschen und natürlich als Intellektuelle viel, viel besser über Äpfel Bescheid wissen, als die Altländer Bauern und zur Not da auch mal einen Pomologen (allein diese Bezeichnung ließ mich grinsen
) bemühen, weil sie den Bauern und ihren Erfahrungen nicht trauen wollen. Überhaupt sind die völlig gegenteiligen Sichtweisen von Bauern und Aussteigern zum Schmunzeln.
Ganz wunderbar fand ich auch den kleinen Theis